Der Strommix in der Schweiz
Beitrag vom 20. Oktober 2021
Geschichte und Stromhandel
Die Liberalisierung des Strommarktes in den 1990er-Jahren führte zu einem deutlich wachsenden europäischen Stromhandel.
Die Schweizer Handelshäuser gehören zu den führenden Marktteilnehmern an europäischen Strombörsen. Im europäischen Stromhandel gibt es langfristige Stromprodukte wie z. B. Jahres- oder Monatskontrakte und kurzfristige Stromprodukte (Intraday und Day Ahead Produkte), welche an Strombörsen und Broker-Plattformen gehandelt werden. Etwa ein Zehntel des gesamten, zwischen europäischen Ländergrenzen gehandelten Stroms fließt durch die Schweiz. Für diesen Stromaustausch besitzt die Schweiz in ihrem Stromnetz 41 Verbindungspunkte zu ihren Nachbarn. Das sind mehr Verbindungspunkte für die Stromübertragung zu Nachbarn als bei jedem anderen Land auf der Welt.
Schweizer „Energiestrategie 2050“
Als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe in Fukushima vom 11. März 2011 startete eine Überprüfung und Neuausrichtung der damals gültigen Schweizer Energiestrategie. Im Jahr 2017 wurde das revidierte Energiegesetz mittels Abstimmung durch die Schweizerinnen und Schweizer angenommen. In der „Energiestrategie 2050“ sind grundlegende Ziele und Realisierungspläne zu Themen wie Energieeffizienz, dem Ausbau erneuerbarer Energien oder dem schrittweisen Ausstieg aus der Kernenergie festgehalten.
Strommix in der Schweiz
Heute ist die tragende Säule der Schweizer Stromversorgung die Wasserkraft. Aufgrund ihrer Topografie und dem Niederschlagsreichtum bietet die Schweiz optimale Voraussetzungen für die Stromgewinnung aus Wasserkraft. Auch Atomkraft spielt in der Schweiz derzeit noch eine große Rolle. Die „Energiestrategie 2050“ legt zwar ein Neubauverbot von Atomkraftwerken fest, die bereits vorhandenen 4 Kernkraftwerke sollen allerdings bis zum Ende ihrer Betriebsdauer weiterbetrieben werden. Dadurch ist der Strommix der Schweiz sehr CO2-arm.
Stand 2019
Im Jahr 2019 stammte der Schweizer Strom zu 75 % aus erneuerbaren Energien, zu 19 % aus Kernkraft, zu 2 % aus fossilen Energieträgern und zu 4 % aus unüberprüfbaren Energieträgern. Letztere sind auf nicht deklarierte Stromimporte zurückzuführen. Dieser nicht deklarierte Strom, auch Graustrom genannt, ist seit 2020 nicht mehr zulässig.
Der erneuerbare Strom wird zu 90 % aus Wasserkraft gewonnen. Dafür gibt es in der Schweiz rund 650 Wasserkraftwerke mit einer Leistung von mindestens 300 kW und 1000 Kleinwasserkraftwerk. Eines dieser Wasserkraftwerke befindet sich direkt in Zürich am oberen Letten.
Ausblick
In einem meiner folgenden Beiträge als Energiereporterin werde ich das Thema Volksabstimmungen in der Schweiz, mit Fokus auf den Energie und Klimaschutzbereich etwas detaillierter betrachten – so stay tuned!
Quellen
Axpo (2021): Wasserkraft – Erneuerbar und Klimafreundlich. Link: https://www.axpo.com/ch/de/ueber-uns/energiewissen.detail.html/energiewissen/wasserkraft.html
Bundesamt für Energie (2021a): 75 Prozent des Stroms aus Schweizer Steckdosen stammten 2019 aus erneuerbaren Energien. Link: https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-80301.html
Bundesamt für Energie (2021b): Änderungen im Kernenergiegesetz. Link: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/politik/energiestrategie-2050/erstes-massnahmenpaket/aenderungen-im-kernenergiegesetz.html
Bundesamt für Energie (2021c): Energieeffizienz. Link: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/energieeffizienz.html
Bundesamt für Energie (2021d): Energiestrategie 2050. Link: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/politik/energiestrategie-2050.html
Bundesamt für Energie (2021e): Erneuerbare Energien. Link: https://www.bfe.admin.ch/bfe/de/home/versorgung/erneuerbare-energien.html
Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (2021): Kernkraftwerke in der Schweiz. Link: https://www.ensi.ch/de/themen/kernkraftwerke-schweiz/
Eidgenössisches Department für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (2021): Energiestrategie 2050. Link: https://www.uvek.admin.ch/uvek/de/home/energie/energiestrategie-2050.html
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (2021a): Produktion & Strommix. Link: https://www.strom.ch/de/energiewissen/produktion-und-handel/produktion-strommix
Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (2021b): Stromabkommen. Link: https://www.strom.ch/de/energiepolitik/stromabkommen
Nachhaltigkeit an der ETH Zürich
Beitrag vom 09. November 2021
In diesem Video erzählt Energie-Reporterin Katharina Wildgruber von ihrem Auslandssemester in Zürich in der Schweiz. Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH), an der sie mit ca. 30.000 anderen jungen Menschen studiert, legt besonderen Wert auf klimaschonendes Handeln und die Reduktion des CO2-Fußabdrucks. In welchen Bereichen die ETH nachhaltige Entwicklung vorantreibt erfahrt ihr im Video
Startups im Bereich „Sustainable Materials“ aus der Schweiz
Beitrag vom 27. September 2021
Viele Startups aus der Schweiz haben die Mission unsere Welt ein Stückchen nachhaltiger zu gestalten. Mit ihren nachhaltigen Lösungen für diverse Produkten und Services setzen sie an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette an. Eine Übersicht über nachhaltige Startups in der Schweiz gibt es hier (https://inyova.ch/expertise/nachhaltige-startups-schweiz/), hier (https://www.cetransition.ch/de/kreislaufwirtschafts-inkubator-startups-2020) oder hier (https://www.watson.ch/schweiz/wirtschaft/105491114-5-schweizer-start-ups-die-die-welt-veraendern).
In diesem Beitrag werde ich zwei Schweizer Startups aus den Bereichen Mode und Leichtbau vorstellen, welche ihren Fokus auf nachhaltige Materialien gelegt haben.
Happy Genie: Nachhaltige Taschen aus Apfelleder
Das Startup Happy Genie produziert und vertreibt nachhaltige und vegane Taschen aus Apfelleder. Die Gründerin Tanja Schenker setzt sich mit ihrem Startup für vegane Mode ein und steht für Fairness entlang der Wertschöpfungskette.
Die veganen Handtaschen von Happy Genie werden in Italien produziert. Zunächst werden Überreste aus der Apfelsaftproduktion getrocknet und pulverisiert. Im Anschluss wird das Apfelpulver mit Farbe und Bindemitteln gemischt und geprägt. Das fertige Material wird dann in einem Familienbetrieb zu einer Handtasche verarbeitet.
Durch einen Auftritt des Startups in der Schweizer Höhle der Löwen, erfuhr das Thema Lederalternativen und vegane Mode zusätzliche Aufmerksamkeit.
Website: https://happy-genie.com/
Bcomp: Nachhaltige Leichtbau-Materialien von Rennsport bis Raumfahrt
Bcomp ist ein Startup, welches Naturfaserverbundstoffe für den nachhaltigen Leichtbau produziert und vertreibt. Die nachhaltigen Leichtbaumaterialien werden auf Basis von Flachs, einer in Europa heimischen Pflanze, hergestellt. Anwendung finden die Materialien von Bcomp im Motorsport, bei der Innenausstattung von Fahrzeugen, in Segelbooten, beim Brückenbau sowie in Satellitenpanels.
Für die Entwicklung ihrer nachhaltigen Leichtbau-Materialien erhielt das Startup bereits diverse Innovations- und Nachhaltigkeitspreise und arbeitete unter anderem mit der European Space Agency und Tesla zusammen.
Bcomp wurde 2011 von promovierten Materialwissenschaftlern der École polytechnique fédérale de Lausanne gegründet und startete ursprünglich als Garagenprojekt mit dem Ziel leichte und leistungsstarke Skier zu entwickeln.
Website: https://www.bcomp.ch/
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