Mexiko Stadt: Bemühungen Richtung Nachhaltigkeit
Beitrag vom 23. August 2022
Eine meiner absoluten Wunschreiseziele war Mexiko Stadt. In der größten Stadt Mexikos mit einer Klimaforscherin als Bürgermeisterin. Sie setzte es sich zum Ziel, die Emissionen der Stadt um 30% von 2018 bis 2023 zu senken. Somit habe ich mir die Frage gestellt: Wie schlägt sich Mexikos Hauptstadt in puncto nachhaltige Entwicklung?
Leider hat die Stadt ein großes Verkehrsproblem. Das stellt man selbst schnell fest, da doch zu fast jeder Tageszeit in Bereichen der Stadtmitte lange Stehzeiten vorprogrammiert sind. Laut Tomtom Index belegt die Stadt den Weltrang 28 und man benötigt für eine Strecke mit 30 min Entfernung durchschnittlich 41 min. Somit ist auch die Feinstaub- und Abgasbelastung der Stadt eines ihrer Hauptprobleme. Eine der bekanntesten Versuche, diesem entgegenzuwirken, ist das „Via Verde“ Projekt. Mit diesem soll die wichtigste Umgehungsstraße der Stadt, der Periférico Highway, durch photogenetische Pflanzen grün werden. Diese Schnellstraße umschließt nämlich das Stadtzentrum und erzeugt dabei einen Ring aus Smog. Diese Aktion begeistert mich sofort und ich möchte mir ein Bild von der Begrünung machen. Dies ist kein Problem, denn man kommt bei der Erkundung der Stadt fast nicht drum herum, einmal die besagte Umgehungsstraße zu benutzen.
Doch das Projekt steht auch viel Kritik gegenüber. Für die Kosten der Begrünung einer Säule hätte man jeweils 3.000 Bäume pflanzen könnten. Die Stadt wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – das Stadtbild verschönern und gegen die Klimaerwärmung wirken, ohne den begrenzten Platz der Stadt noch weiter zu verringern. Die exzessive Autonutzung der Stadt bleibt jedoch unberührt. Die Autofahrt wird sogar verschönt. Außerdem sollen weniger Pflanzen, die in der Lage sind Phytosanierung zu betreiben, gepflanzt worden sein, was den versprochenen Luftreinigungserfolg verringert. Umweltaktivisten fordern die Schaffung von richtigen grünen Gärten in der Stadt.
Auch andere Initiativen der Stadt versuchen den Problemen des Stadtverkehrs entgegenzuwirken: Leihfahrräder, Begrünung von Dächern, Rußfiltern an Bussen sind Beispiele dafür. Aber auch Regulierungen wurden eingeführt, welche dafür sorgen, dass Lastwägen nicht mehr in den Stoßzeiten fahren, Dienstwägen der Stadt nicht an Wochenend- oder Feiertagen sowie 5 Mio. Autos eine Schafstoffüberprüfung unterzogen werden.
Ich persönlich hatte mir etwas mehr von der größten Stadt Mexikos erhofft und bin gespannt, welches Resümee sie 2023 ziehen wird.
Quellen:
- The New York Times, Vertical gardens in Mexico a symbol for progress, online aufrufbar unter: https://www.nytimes.com/2012/04/10/world/americas/vertical-gardens-in-mexico-a-symbol-of-progress.html
- The civil engineer, Vertical gardens in Mexico City to combat pollution, online aufrufbar unter: https://www.thecivilengineer.org/news/vertical-gardens-in-mexico-city-to-combat-pollution
- Tomtom, Mexico City traffic, online aufrufbar unter: https://www.tomtom.com/en_gb/traffic-index/mexico-city-traffic
Update: Wassersituation in Monterrey
Beitrag vom 19. August 2022
Auch viele Wochen nach dem Versiegen der Wasserhähne leidet die Stadt Monterrey immer noch unter der massiven Wasserknappheit und keine Besserung für die Bewohner ist bisher eingetreten. Schon im ersten Beitrag habe ich über die Wasserprobleme in der Stadt Monterrey bzw. im ganzen Bundesstaat Nuevo Leon berichtet. Seit Januar hat es dort unterdurchschnittlich viel geregnet. Zum ersten Mal seit 1960 fiel im Monat März im nordöstlichen Bundesstaat Nuevo León kein einziger Tropfen. Daher begann die Regierung Anfang 2022 mit regelmäßigen Wasserabschaltungen und rief im Juni schließlich den Notstand aus. Die derzeitige Wasserknappheit setzt die seit sieben Jahren andauernde Trockenheit in der Region fort, die von Klimawissenschaftlern mit der Erwärmung des Planeten in Verbindung gebracht wird. Seit 2015 ist Monterrey fast jedes Jahr von Wasserknappheit betroffen. Dazu kommt das stetige städtische Wachstum, wobei sich die Bevölkerung in den frühen 90er Jahre verdoppelt hat. Dieses Wachstum übersteigt allerdings deutlich die Kapazität der Wasserinfrastruktur. Hinzu kommt die Verschmutzung der Süßwasserquellen durch die Hersteller und die zu kleinen Investitionen in Wasserspeicher in den vergangen Jahren.
Während wohlhabendere Haushalte oft über Zisternen verfügen, müssen Millionen von Menschen trübes, grünes Wasser aus Tanklastwagen rationieren. Zudem verfügen wohlhabendere Gebiete bis zu 12 Stunden am Tag über Leitungswasser, ärmere Gebiete hingegen nur wenige Minuten früh morgens sowie abends. Die Folge ist ein ungleicher Zugang zu Wasser, welcher Proteste und Gewalt entlang der Klassengrenzen auslöst. In einigen Gebieten bleibt den Bewohnern nichts anderes übrig, als Wasser in Flaschen von Unternehmen zu kaufen, die das Wasser immer noch aus Brunnen in ihren Hinterhöfen fördern. Der Wasserpreis verdreifachte sich in den letzten Monaten und kostet jetzt fast zu viel wie das Benzin dort. Die Bewohner, die sich kein Wasser in Flaschen leisten können, müssen das unsaubere Wasser aus den städtischen Lastwagen trinken.
Damit steigt die Verärgerung der Bewohner, über die Abfüllanlagen der Getränkehersteller, darunter Coca Cola und Heineken, die Milliarden von Litern Wasser aus öffentlichen Reservoirs abzapfen. Mehrere Brauereien- und Erfrischungsgetränkeunternehmen haben Fabriken in der Stadt und verbrauchen jährlich insgesamt fast 90 Mrd. Liter. Davon stammt mehr als die Hälfte davon aus öffentlichen Reservoiren. Aber auch dieses Problem wird durch Korruption verstärkt. Eine Untersuchung der Interessengruppe Mexicans Against Corruption ergab, dass die Regierung keine genauen Daten über die Wassernutzung durch private Unternehmen erhebt, die eine Genehmigung für die Wassernutzung haben. Denn nur ein Bruchteil dieser Unternehmen hat die gesetzlich vorgeschriebenen Wasserzähler installiert. Bei Protesten hört man dadruch immer wieder den Ausdruck „No es sequía, es saqueo!“, was so viel bedeutet wie: „Das ist keine Dürre, das ist Diebstahl!“
Die Satellitenbilder des Stausees im Bundesstaat Nuevo León zeigen, wie er über die Jahre ausgetrocknet ist. Dieser war die wichtigste Quelle zur Wasserversorgung für drittgrößte Stadt Mexikos. Die nächsten nennenswerten Niederschläge werden für September vorhergesagt. Meine Daumen sind fest gedrückt.
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Quellen:
- The Guardian, 28.07 2022, online abrufbar unter: https://www.theguardian.com/global-development/2022/jul/28/water-is-the-real-thing-but-millions-of-mexicans-are-struggling-without-it
- Circle of blue, 15.08.2022, online abrufbar unter: https://www.circleofblue.org/2022/hotspots/hotspots-h2o-in-northern-mexico-harsh-drought-compounds-water-inequality/
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