Energie-Reporterin Clara Weber in Gambia

Clara Weber

Energie-Reporterin

Clara Weber berichtet für uns aus Gambia zu den Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

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27. September 2023

Gambia - ein Land geprägt vom Klimawandel

Reisfeldanbau in Gambia, welcher immer öfter durch steigende Meeresspiegel und den daraus resultierenden Salzgehalt bedroht ist.

Gambia ist das kleinste Land Afrikas und an der Westküste gelegen. Es erstreckt sich über 450 km entlang des Gambia-Flusses, ist an seiner schmalsten Stelle nur 30km breit und bis auf eine 60 km lange Küstenfront am Atlantischen Ozean von Senegal umgeben. Die Bevölkerung des Landes betrug im Jahr 2020 2,4 Millionen Menschen und ist eines der am dichtesten besiedelten Länder Afrikas. (1)

Gleichzeitig zählt Gambia zu den ärmsten Nationen der Welt, und 53,4% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Wirtschaft des Landes stützt sich auf verschiedene Sektoren, hauptsächlich Landwirtschaft und Tourismus. Dies macht Gambia besonders anfällig anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. (2, 7)

Die wichtigsten wetter- und klimabedingten Risiken sind Flussüberschwemmungen, Küstenüberschwemmungen und Wasserknappheit. Zu den damit verbundenen Risiken gehören die begrenzte Fähigkeit, das Auftreten einiger Gefahren vorherzusagen, und das Zusammentreffen mehrerer, sich gegenseitig verstärkender Gefährdungen. (3) Stürme (und Überschwemmungen), Kälteeinbrüche, jahreszeitlich bedingte Dürre, Hitzewellen, der Anstieg des Meeresspiegels sowie sintflutartige Regenfälle beeinträchtigen das Leben vor Ort. Im Juli 2022 erlebte Gambia die schwersten Regenfälle seit über 50 Jahren. Historisch gesehen wird Gambia seit 1948 von Überschwemmungen heimgesucht, was bedeutet, dass die Häufigkeit und das Ausmaß der Überschwemmungen im Laufe der Jahre zugenommen haben, was sich negativ auf das Leben und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung auswirkt. (4, 5) Diese Veränderungen haben erheblichen Einfluss auf die beiden wichtigen Wirtschaftszweige des Landes, insbesondere auf den Agrarsektor, der hauptsächlich von regenabhängiger Landwirtschaft geprägt ist, sowie auf den Tourismussektor. Dieses Defizit im Agrarsektor führt zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise, wodurch immer mehr gut ausgebildete junge Menschen es als ihre einzige Chance betrachten, das Land zu verlassen. Im Jahr 2020 lag die Jugendarbeitslosenquote bei 41,5%. (6)

Mangrovenwälder in Gambia: auch diese sind von den steigenden Meeresspiegeln bedroht

Der größte Baobabbaum Gambias

Obwohl Gambia weniger als 0,01 % zu den weltweiten Treibhausgasemissionen beiträgt, wird es – insbesondere seine historische Hauptstadt Banjul – weltweit als eines der Länder angesehen, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) hat offiziell anerkannt, dass der Klimawandel die tatsächliche Wahrnehmung einer Reihe von Menschenrechten bedroht, darunter das Recht auf Leben, Wasser und sanitäre Einrichtungen, Nahrung, Gesundheit, Wohnung, Selbstbestimmung, Kultur und Entwicklung. Auch für mich als Besucherin in diesem Land werden diese Auswirkungen deutlich sichtbar. (7)

 

Zur Lösung dieser Probleme hat Gambia großen Ehrgeiz bewiesen und eine Vorreiterrolle bei der Bekämpfung des Klimawandels übernommen. Im Einklang mit der Verpflichtung des Landes zum Pariser Abkommen hat Gambia einen ambitionierten Plan entwickelt, um bis 2050 netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen. Die langfristige klimaneutrale Entwicklungsstrategie 2050  für Gambia konzentriert sich auf die 5 treibhausgasverursachenden Schlüsselsektoren des Landes – Energie, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft, Verkehr und Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft. Dennoch merkt man deutlich, dass es noch einiges an Arbeit und finanzieller Unterstützung bedarf, um diese Ziele umzusetzen.

In den nächsten Beiträgen werde ich noch genauer auf ausgewählte Bereiche eingehen, vor allem auf die Energie- und Abfallwirtschaft des Landes sowie die Landnutzung.

Quellen:

https://climateknowledgeportal.worldbank.org/country/gambia#:~:text=The%20country%20is%20vulnerable%20to,well%20as%20the%20tourism%20sector. (1)

https://docs.wfp.org/api/documents/WFP-0000147952/download/ (2)

 https://climateknowledgeportal.worldbank.org/country/gambia/vulnerability (3)

 https://floodlist.com/africa/gambia-july-august-2022-floods (4)

 https://thepoint.gm/africa/gambia/headlines/july-flash-floods-have-been-the-worst-to-ever-hit-gambia-in-nearly-half-century (5)

 https://www.aktiongegendenhunger.de/laender/afrika/gambia (6)

 https://unfccc.int/sites/default/files/resource/Long_Term_Climate_Change_Strategy_of_The_Gambia_Final.pdf (7)

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