Energieversorgung in Norwegen: Netze, Fernwärme und Solartechnologie

Annika Fuchs

Energie-Reporterin

Annika Fuchs berichtet für uns aus Norwegen zu den Themen Energiewende, Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

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22. Januar 2024

Plastikmüll in Norwegen (Energie-Reporterin Annika Fuchs)

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In ihrem letzten Energie-Reporter Video beschäftigt sich Annika mit der Präsenz von Plastikmüll in ihrem Alltag. Nano- und Mikroplastik in den Ökosysteme bringen den Fortbestand von Tieren und Organismen in Gefahr. Inwiefern betrifft das uns Menschen? Was wird getan, um gegen diese Plastikverschmutzung vorzugehen? Welche Vor- und Nachteile haben die Alternativen? Antworten auf diese Fragen bekommt ihr in diesem neuen Video!

Fernwärme in Trondheim

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In ihrem dritten Video informiert Energie-Reporterin Annika Fuchs über die Vor- und Nachteile von Fernwärme, die 30% des Wärmebedarfs in Trondheim abdeckt. Die sehr unterschiedlichen Ausprägungen der Klimafreundlichkeit dieser wird in Art der Energieträger, Effizienz des Kraftwerkes und Leitungsverluste unterteilt. Besonders hoch ist die Energieeffizienz, wenn Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt werden. Welche Rolle der norwegische Energieversorger Statkraft auf dem internationalen Markt der Erneuerbaren Energien spielt, erfahrt ihr in diesem spannenden Video!

Netze: Energieversorgung in Norwegen

Die Übertragung und Verteilung von Strom spielen in einem Stromnetz eine entscheidende Rolle, da dadurch Erzeuger mit Verbrauchern verbunden werden. Eine zuverlässige Stromversorgung ist in der Wirtschaft, Industrie, im öffentlichen Dienst und in den Haushalten entscheidend. In Norwegen verbindet das Stromnetz unter anderem die Wasserkraftwerke im Südwesten und Norden Norwegens mit anderen Teilen Norwegens und dem Ausland. Doch wie ist das Stromnetz in Norwegen aufgebaut und wie zuverlässig ist es wirklich?

Das norwegische Stromnetz besteht aus drei Ebenen: dem Übertragungsnetz, dem regionalen Verteilnetz und dem lokalen Verteilnetz. Dabei verbindet das Übertragungsnetz die Verbraucher mit den Erzeugern in einem bundesweiten System. Das Übertragungsnetz hat eine Länge von circa 12.000 km und eine Spannungsebene von 300 bis 420 kV, in manchen Teilen Norwegens sogar nur 132 kV. Der Staat Norwegen besitzt über den Energieversorger Statkraft 35 % der Produktionskapazität und ist somit der größte Stromproduzent des Landes. Außerdem gibt es das regionale Verteilnetz mit einer Länge von circa 19.000 km und einer Spannungsebene von 33 bis 132 kV. Das lokale Verteilnetz versorgt die Endverbraucher mit Strom bei einer Spannungsebene von bis zu 22 kV und einer Gesamtlänge von 101.000 km. Um auch Endverbrauchern in ländlicheren Gegenden einen Zugang zur Elektrizität zu gewährleisten, findet man in diesen Bereichen des Landes einige Übertragungs- und Verteilungsleitungen. Bei meinen Wanderungen inmitten der wunderschönen Natur in Norwegen, bin ich daher immer wieder auf Stromleitungen getroffen, wie man in meinen Bildern erkennen kann.

Das regionale und lokale Verteilnetz gehört zu 85% den Kommunen und zu 15% privaten Akteuren. Die Monopolstellung der regionalen Netzbetreiber in ihrem jeweiligen Gebiet hat dazu geführt, dass dieser Sektor staatlich reguliert wird. Im Gegensatz dazu funktioniert der private Strommarkt nach dem System des freien Wettbewerbs und ist dereguliert. Über die Energiebörse Nord Pool verkaufen Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark ihren Strom.

Übertragungsnetzbetreiber Statnett

Die Firma Statnett ist der Übertragungsnetzbetreiber in Norwegen und im Staatseigentum. Dadurch ist das Unternehmen unter anderem verantwortlich, dass zu jedem Zeitpunkt genau so viel Strom produziert wie verbraucht wird, um die Netzfrequenz von 50 Hertz stabil zu halten. Die Frequenz ist nämlich ein Maß für das Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch im Netz: Bleibt die Frequenz kontant, ist das Leistungsgleichgewicht hergestellt. Falls ein Ungleichgewicht entsteht, muss Statnett Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel Produktions- oder Verbrauchsanpassungen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen und die Frequenz von 50 Hz zu halten. Dazu muss der Übertragungsnetzbetreiber Reserven bereithalten, wie zum Beispiel flexible Wasserkraftwerke, deren Produktion zur Stabilisierung des Netzes hoch- oder heruntergeregelt werden kann. Bei einem Frequenzabfall setzt zuerst die Primärregelung ein, dessen Aufgabe es ist nach einem Störereignis die Netzfrequenz wieder zu stabilisieren. Ist das nicht ausreichend, da keine weitere Regelleistung kurzfristig zur Verfügung steht, müssen zur Vermeidung eines Netzzusammenbruchs Lasten abgeschalten werden. Es werden nach und nach immer mehr Lasten abgeworfen und ab einer bestimmten Frequenz werden letztendlich alle Erzeugungsanlagen vom Netz getrennt, um sie vor Schäden zu bewahren. Für Endkunden bedeutet der Lastabwurf, dass sie keinen Zugang zu Strom mehr haben. Jedoch sind in Norwegen Stromausfälle nicht üblich. Im Jahr 2018 lag die Lieferzuverlässigkeit bei 99,983 %. Die größte Bedrohung für die Versorgungszuverlässigkeit in Norwegen sind Unwetter wie starker Schneefall, Wind und Überschwemmungen gefolgt von technischen Ausfällen.

Außerdem spielt das Unternehmen Statnett eine wichtige Rolle im Bereich der Entwicklung und des Betriebs grenzüberschreitender Übertragungs- und Verteilungsleitungen. Der Austausch von Strom zwischen Norwegen und anderen europäischen Ländern betrug dabei in den vergangenen Jahren circa 33-38 TWh. Möglich wären jedoch bis zu 80 TWh pro Jahr.

Verbundnetz der Skandinavischen Länder und deren Anbindungen

Die Skandinavischen Länder, Norwegen, Schweden, Finnland und ein Teil von Dänemark, bilden ein eigenes Verbundnetz und sind nicht mit dem Synchronnetz von Kontinentaleuropa synchronisiert. Sie sind jedoch mit Hochspannungs-Gleichstrom-Seekabeln mit anderen Ländern verbunden und können sich so gegenseitig unterstützen. Eine der Verbindungen ist zum Beispiel die North Sea Link, zwischen Norwegen und Großbritannien, welche eine Übertragungsleistung von 1,4 GW aufweist. Die Anlage wurde 2021 in Betrieb genommen und ist mit einer Kabellänge von circa 720 km die längste Unterwasser-Verbindungsleitung der Welt.

Eine andere Verbindung ist NordLink, welche die Stromnetze Norwegens und Deutschlands verbindet. Auch dieses Projekt wurde 2021 in Betrieb genommen und weist eine Kabellänge von 623 km auf. Eine der Hauptgründe für den Bau der Verbindung ist, dass Schwankungen der Stromerzeugung durch Windkraft in Norddeutschland ausgeglichen werden sollen. Der überschüssige Strom aus Windenergie aus Deutschland soll nach Norwegen übertragen und kann dort direkt verbraucht werden. Gleichzeitig kann bei Bedarf Strom aus norwegischen Wasserkraftwerken mit Hilfe der Übertragungsstrecke nach Deutschland fließen. Außerdem ist Norwegen über NorNed an die Niederlande angebunden. Das HGÜ-Kabel ist 580 km lang und wurde 2008 in Betrieb genommen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Stromnetz in Norwegen ähnlich aufgebaut ist wie das in Deutschland. Durch die Anbindung an andere Länder und der Einsatz flexibler Wasserkraftwerke ist das Stromnetz sehr zuverlässig.

Windkraft in Norwegen

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In ihrem zweiten Video informiert Energie-Reporterin Annika Fuchs über dem Strommix in Norwegen. Bis jetzt kommt der Großteil der Energie aus Wasserkraft. Doch Norwegen hat ambitionierte Ziele, das zu ändern. Wie steht es um die On- und Offshore-Windenergie? Was die traditionelle Fischerei damit zu tun hat, erfahrt ihr in diesem Video!

Floating Photovoltaik in Norwegen

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Aus Trondheim in Norwegen berichtet Energie-Reporterin Annika Fuchs über schwimmende Photovoltaik-Anlagen. Bei der Firma Sunlit Sea bilden 14 schwimmende Module einen String, der genau in einen ISO-Container passt. Annika erklärt, warum die Panels schwimmen können und wie sie montiert werden. Welche Vor- und Nachteile die flache Installation parallel zur Wasseroberfläche hat, seht ihr in diesem spannenden Video!

Rolle von Solar-Energie in Norwegen

Der Mittelwert der Sonnenstunden in Norwegen liegt bei 3,2 h pro Tag. (Wetter.de, 2023) Dies variiert im Lauf des Jahres jedoch besonders, aufgrund der Phänomene der Mitternachtssonne und der Polarnacht, welche vor allem im Norden des Landes ausgeprägt sind. Deshalb wird oft vermutet, dass die Solarenergie in Norwegen keine bedeutende Rolle spielt. Ob dies der Wahrheit entspricht, könnt ihr im Folgenden erfahren.

Installierte Kapazität der Photovoltaik-Anlagen in Norwegen

Ende 2020 entsprach die Gesamtkapazität aller in Norwegen installierten Photovoltaik-Anlagen 160 MW, wovon 90 % On-Grid-Anlagen waren. (Deutsch Norwegische Handelskammer, 2023) Die Nachfrage nach PV-Anlagen ist im Jahr 2022 jedoch um 300 Prozent angestiegen. (Rahn, 2023) Gründe dafür gibt es mehrere: Zum einen fördert der Staat seit Februar 2022 vermehrt private Photovoltaikanlagen, bei bis zu 20 kWp mit umgerechnet circa 5.500 Euro. Außerdem entfällt für viele kleine Solaranlagen das Genehmigungsverfahren, welches von viele Kunden als langwierig und mühsam angesehen wird. Ein weiterer Grund für den Anstieg ist die Einspeisevergütung, die an den realen Strompreis gekoppelt ist, wodurch es sich lohnt, den selbst produzierten und nicht benötigten Strom ins Netz einzuspeisen. Darüber hinaus kann das starke Marktwachstum mit der vorangeschrittenen Technologie begründet werden, welche zu einer deutlichen Senkung der Kosten geführt hat.

Bis 2040 sollen laut norwegischer Energiebehörde NVE weitere PV-Anlagen installiert werden, die zusätzlich bis zu 7 TWh pro Jahr produzieren. (Deutsch Norwegische Handelskammer, 2023)

Solartechnologie Norwegen: Entwicklung und Produktion

Nicht nur der Nutzung der Solartechnologie spielt eine Rolle in Norwegen, sondern auch die Entwicklung und Produktion ist von Bedeutung, da das Land einen guten industriellen Ausgangspunkt hat. Grund dafür sind wettbewerbsfähige Strompreise, hohe Kompetenzen und automatisierte Prozesse. Im Folgenden werden einige Firmen aus Norwegen kurz vorgestellt:

Ein Beispiel hierfür ist die Firma REC, welche 1996 in Norwegen gegründet wurde und heute einer der bedeutendsten Hersteller von Solarpanels ist. (REC, 2023) Zur Herstellung des Produktes wird Strom aus erneuerbaren Energien genutzt, was ein ökologischer Vorteil der Produktion in Norwegen ist. Daher wurde die Firma sogar mit einem Zertifikat für die Herstellung des saubersten Siliziums der Welt ausgezeichnet. (Business Norway, 2023)

Ein anderes Beispiel ist die Firma Dynatec Engineering, welche eine Zentrifugenreaktor-Technologie entwickelt haben, die das Silizium circa 40-mal schneller und mit weitaus höherer Energieeffizienz wachsen lässt als andere Methoden. (Business Norway, 2023)

Allerdings sind auch Off-Grid-Lösungen, also ohne Anschluss an das öffentliche Stromnetz, sehr beliebt, zum Beispiel für Hütten. Norweger verbringen viel Zeit an Wochenenden und Ferien in den Bergen, in den Wäldern oder an der Küste in ihren Hütten, in denen oft keine Netzanschlüsse vorhanden. Solarpanels ermöglichen ihnen Strom für Lampen, Radios und Handyladegeräte zu produzieren. Die Firma GETEK AS ist sowohl im Bereich der netzgekoppelten als auch bei netzunabhängigen Systemen für sehr anspruchsvolle arktische Bedingungen tätig. (Getek energy, 2023) Dies hat sie zum einem der führenden Anbieter von Stromversorgungssystemen für Organisationen wie dem Norwegische Polarinstitut, den norwegischen Streitkräften, der UN und der Polizei gemacht.

Ein weiterer wichtiger Markt in der Solarbranche in Norwegen ist die schwimmende Photovoltaik, auf Englisch „Floating Photovoltaics“. Firmen wie Ocean Sun oder das Startup Sunlit Sea, welches ich bereits ausführlich ein meinem Video vorgestellt habe, sind hier nur einige Beispiele.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Solarenergie in Norwegen eine wichtige Rolle spielt. Vor allem in die Weiterentwicklung des Marktes wird deutlich durch das Land geprägt. Auch die Nutzung auf privaten Dächern steigt deutlich an, was durch den technologischen Fortschritt und die Unterstützung des Staates zurückzuführen ist. In einigen Punkten können sich andere Länder dabei ein Beispiel an Norwegen nehmen.

Auch finde ich es besonders interessant, welche große Bedeutung die Solarenergie in Norwegen hat, da ich dies aufgrund des Klimas nicht erwartet habe. Ich bin sehr gespannt, wie sich die Branche in den nächsten Jahren weiterentwickelt 😊

Quellen:

• Business Norway. (25. Oktober 2023). Von Solar energy shines in Norway: https://businessnorway.com/articles/solar-energy-shines-in-norway abgerufen
• Deutsch Norwegische Handelskammer. (25. Oktober 2023). Von https://norwegen.ahk.de/kernbereiche/erneuerbare-energien abgerufen
• Getek energy. (25. Oktober 2023). Von https://getek.no/ abgerufen
• Rahn, C. (25. Oktober 2023). Energie Zukunft. Von Was wir von Norwegen lernen können: https://www.energiezukunft.eu/meinung/die-meinung/was-wir-von-den-norwegern-lernen-koennen/ abgerufen
• REC. (25. Oktober 2023). Von Company History: https://www.recgroup.com/en/company-history abgerufen
• Wetter.de. (25. Oktober 2023). Von https://www.wetter.de/klima/europa/norwegen-c47.html abgerufen

 

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