Energie-Reporterin Alina Fischer in Finnland

Alina Fischer

Energie-Reporterin

Alina Fischer berichtet für uns aus Finnland zu den Themen Energiewirtschaft, Klimaschutz und Energiewende.

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22. November 2022

Klimaschutzerziehung an finnischen Schulen

Kohleausstieg bis 2029, klimaneutral bis 2035 und bis zum Jahr 2040 sogar CO2-negativ. Finnland setzt sich selbst die ehrgeizigsten Klimaziele der Welt. Doch sind diese ambitionierten Ziele so einfach zu erreichen? Und wie steht die finnische Bevölkerung zu den dazu geplanten Maßnahmen? Für viele Kinder und Jugendliche im Land ist laut dem finnischen Jugend-Forschungsnetzwerk (Nuorisotutkimusverkosto) der Klimawandel eines ihrer größten Sorgen (Pipper, 2019). So reagierte 2019 die Bildungsgewerkschaft OAJ mit neuen Lehrplanvorschlägen, wie das Entstehen-, und Maßnahmen gegen den Klimawandel in verschiedenen Fächern, auf die Sorgen der Schüler*innen.

„Es gibt so viele Arten, sich am Wandel der Gesellschaft zu beteiligen, es fängt bei Schulessen und Verkehr an. Beispielsweise, wie können wir mit lokalen Unternehmen in einen Austausch gelangen und ihre Verfahren beeinflussen oder gar ihre Produkte.“ (Pipper, 2019), so Järvinen, geschäftsführende Direktorin der Bildungsentwicklungs-Gruppe Opinkirjo.

In Finnland sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit seit 2019 in jedem Schulfach integriert. Der Klimawandel und die damit zusammengehörenden Probleme werden dabei sowohl aus wissenschaftlicher wie auch aus künstlerischer Sicht beleuchtet. Dabei wird ein lösungsorientierter Ansatz verfolgt, um gemeinsam an zukunftsfähigen Lösungen zu arbeiten und die Sorgen der Jugendlichen und auch die sogenannte Klimaangst nicht zu verstärken. Die Schüler*innen lernen sich aktiv einzubringen, indem sie zum Beispiel Briefe an politischen Entscheidungsträger*innen schreiben. Auch das Unterscheiden von wissenschaftlich fundierten Informationen von Fake-News ist Teil des Lehrplans.

Zusätzlich zu der in den regulären Lehrplan integrierten Klimabildung gibt es den sogenannten Phänomenunterricht, der 2020 für alle Schüler*innen eingeführt wurde. Dort werden fachübergreifende Themen projektbasiert und interdisziplinär behandelt, wobei es den Schulen selbst überlassen ist in welchem Umfang sie diese Projekte umsetzen. Es geht darum komplexe fachübergreifende Zusammenhänge wie den Klimawandel aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Die Schüler*innen können selbst Schwerpunkte in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit auswählen und strukturieren dann gemeinsam mit der Lehrkraft die Unterrichtsthemen und Fragestellungen, die sie behandeln wollen.

Beispielhaft voran geht hierbei die Sakarinmäki-Schule östlich von Helsinki mit dem Projekt „Klimaschule“. „Unsere Neuntklässler haben einen Ausflug zu einem Kraftwerk gemacht, um zu verstehen, wie Energie erzeugt wird. Wir haben auch eine Konferenz mit verschiedenen Teams aus verschiedenen Nationen veranstaltet. Diese haben die Umweltpolitik ihrer Länder untersucht und dann über ein internationales Abkommen wie das Pariser Abkommen debattiert“ so Lauri Aho, Geografielehrer an der Sakarinmäki-Schule (Cord, 2019). Die Schule wird fast vollständig durch erneuerbare Energie versorgt. Durch Monitore mit Echtzeit-Daten, können die Schüler*innen und Mitarbeiter*innen den Energieverbrauch und die Energieerzeugung mitverfolgen. Diese Informationen können dann im Unterricht aufgegriffen werden und zum anschaulichen Lehren genutzt werden. „Die Schüler lernen, wie sie Prozentsätze mithilfe der Energiestatistik unserer Schule errechnen können, etwa wie viel Prozent unseres Stroms sich aus den jeweils verschiedenen Quellen speist“ erzählt Mathematiklehrer Heikki Hölttä (Cord, 2019).

Um Lehrer*innen geeignete Materialien und Informationen über den Klimawandel frei verfügbar zur Verfügung zu stellen, entwickelte die finnische Klimapädagogin Pinja Sipari den „Teacher‘s Climate Guide“. Die Idee entstand aufgrund von Beobachtungen und Studien, die darauf hindeuten, dass unter Lehrer*innen falsche Vorstellungen über den Klimawandel verbreitet sind. Der Teacher’s Climate Guide ist eine Website und bietet ein Bildungspaket für Fachlehrer*innen. Es erklärt den Klimawandel im Kontext der einzelnen Schulfächer und bietet Übungen und Anschauungsmaterial. Außerdem enthält er Tipps für den fächerübergreifenden Klimabildungsunterricht, Tipps für die Integration des Klimawandels in den Unterricht und in Aktivitäten der Primarstufe sowie grundlegende Informationen über den Klimawandel und die Klimabildung.

 

Quellen:

https://toolbox.finland.fi/wp-content/uploads/sites/2/2022/01/finfo_climate_ge.pdf

https://deutsches-schulportal.de/unterricht/wie-schulen-in-anderen-laendern-klimabildung-umsetzen/

https://www.nordisch.info/finnland/klimawandel-unterricht-kommt-in-die-finnischen-schulen/

https://finland.fi/de/leben-amp-gesellschaft/finnische-schulen-lancieren-klimaschutzerziehung/

https://www.dfg-ev.de/news/5931/klima-macht-schule

https://teachers-climate-guide.fi/

 

Park of Good Hope in Helsinki

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In ihrem ersten Video berichtet uns Energie-Reporterin Alina über den Park of Good Hope in Helsinki. In diesem ganz besonderen Park werden mit Hilfe von Biomüll bzw. Biokohle im Boden die CO2 Emissionen der Stadt Helsinki gesenkt. Wie das genau funktioniert erklärt Alina im Video.

Nachhaltiger Campus an der Aalto Universität

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In ihrem zweiten Video berichtet Energie-Reporterin Alina, wie die Aalto University in Helsinki versucht, ihren Campus und auch weitere Standorte nachhaltig und barrierefrei auszubauen. Über energetische Sanierung bis zur Nutzung erneuerbarer Energien konnten die jährlichen CO2 Emissionen durch Energienutzung schon um 40% gesenkt werden, das Ziel ist die Klimaneutralität bis 2030.

Nachhaltigkeit beim Slush Event 2022

Slush ist ein von Studenten geleitetes Startup- und Tech-Event in Helsinki. Es wurde 2008 von Aalto Studenten gegründet und gilt mittlerweile als Europas führende Tech-Konferenz. Die Mission von Slush ist, das globale Startup-Ökosystem unter ein Dach zu bringen. Slush 2022 bot zwei Tage voller Bühnenprogramme, zusätzlich zu verschiedenen Nebenveranstaltungen, Vorträgen bei Networkingsessions, Diskussionen und moderierten Workshops. Zu den Rednern gehören erfolgreiche Gründer, hochkarätige Investoren und andere einflussreiche Persönlichkeiten aus der Startup- und Technologiebranche. Dieses Jahr war unter anderem die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin für ein Interview auf der Bühne. Ich durfte dieses Jahr als freiwillige Helferin mit dabei sein und war damit eine von knapp 1.300 ehrenamtlichen Helfern.

Slush 2022 soll ein CO2-negatives Event sein. Zusammen mit der Firma „Compensate“ wird der gesamte CO2-Fußabdruck der Veranstaltung berechnet. Die Berechnungen umfassen die Emissionen der Veranstaltung selbst, die ganzjährigen Aktivitäten, sowie die Flüge, Hotels und Mahlzeiten der Teilnehmer für ihren Aufenthalt in Helsinki. Parallel wird der CO2-Fußabdruck durch Projekte ausgeglichen, die von der gemeinnützigen Organisation Compensate betreut werden. Es wird proaktiv nach Möglichkeiten gesucht, den Fußabdruck zu verringern. Eine Maßnahme ist beispielsweise das Essensangebot, welches zu 100% vegetarisch war.

Dieses Jahr haben alle Restaurants, die auf der Messe vertreten waren, nur vegetarische und vegane Gerichte angeboten. Auch für uns Freiwillige gab es vegane Gerichte, vegane Snacks und vegane Süßigkeiten. Die Menüs sollten das diesjährige Motto „Break of Dawn“ widerspiegeln: Ziel der Gerichte war es, die Besucher dafür zu begeistern, was die Zukunft für das Essen bereithält. Dafür hat sich Slush mit MeEat, Rooty, und Don Tortilla zusammengetan, um die nachhaltigen Produkte beim Slush 2022 anzubieten.

Auch das Thema Recycling wurde sehr ernst genommen. Es waren alle Einwegartikel wie Teller und Becher auf der Messe biologisch abbaubar. Alle Dekorationsmaterialien, die bei den Veranstaltungen zum Einsatz kommen, werden wiederverwendet. Es wurde ein Abfallmanagementplan für die Zeit nach der Veranstaltung erstellt, um die Menge des Abfalls zu reduzieren. Dieser Plan zielt auf eine 100-prozentige Recyclingquote ab, indem die Rohstoffsammlung auf der Veranstaltung maximiert wird. Die verwendeten Abfallfraktionen sind: Bioabfall, Energie-Abfall, Aluminiumdosen, Gemischter Abfall, und Plastikmüll. Es gab sogar ein Freiwilligenteam, welches nur für das Recycling zuständig war. Wenn sich die Besucher nicht sicher waren, konnten sie immer bei einer zuständigen Person nachfragen. Bei falschem Entsorgen wurde der Müll wieder rausgeholt und anschließend in die richtige Tonne geworfen.

Außerdem wurde auf Papier verzichtet und die Weitergabe von Aufklebern, Luftballons, Flyern und anderen Druckerzeugnissen war verboten. Zudem wurde mit der Firma „FlowRescue“ zusammengearbeitet, um das gesamte Grünzeug nach der Veranstaltung weiterzugeben. Im Jahr 2021 wurden etwa 1.000 Pflanzen an 14 verschiedene Pflegeheime in Helsinki verteilt.

Quellen:

https://www.slush.org/events/helsinki/sustainability/

 

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