Energiemix in Spanien (Energie-Reporter Vincent Spies)
Der Energie-Reporter Vincent ist in Spanien unterwegs und berichtet für uns aus dem Land über Themen rund um Energiewerke und Klimaschutz. Spanien ist vor allem für Touristen als Sonnen-Land bekannt. Könnten die Spanier*innen dann nicht Vorreiter in Sachen erneuerbaren Energien sein? Er gibt in seinem Video Antworten und zeigt einige Statistiken im Vergleich zu Deutschland.Energiesparen und Wasserhaushalt in Spanien
In seinem zweiten Video geht Energie-Reporter Vincent auf die verschiedenen Energiesparmaßnahmen ein, die in Madrid angesichts der aktuellen Energiekrise ergriffen werden. Weiterhin thematisiert er den Dürresommer und welche Maßnahmen dagegen im besonders stark betroffenen Spanien getroffen werden. Hier geht er auch auf die große Bedeutung von Stauseen für den spanischen Wasserhaushalt ein.Wasserversorgung in Spanien
In seinem dritten Video spricht Energie-Reporter Vincent darüber wie Politik und Wirtschaft die Wasserversorgung in Spanien in Zukunft sichern wollen. Er erläutert, welche Maßnahmen aktuell schon ergriffen werden und was in Zukunft noch verbessert werden muss um auch bei weiteren Dürresommern in Spanien eine sichere Wasserversorgung gewährleisten zu können.Windenergie in Spanien
In seinem vierten Video berichtet Energie-Reporter Vincent über Windenergie in Spanien und führt zu diesem Anlass ein Interview mit dem Direktor für Energiepolitik und Klimawandel des Unternehmensverbandes Windenergie Spanien. Unter anderem spricht er über das Potential von Windkraft, der wichtigsten Energiequelle des spanischen Stromsektors.Solarenergie in Spanien
In seinem fünften Video berichtet Energie-Reporter Vincent Spies, warum Solarenergie in Spanien erst jetzt richtig in Fahrt kommt. Zu diesem Anlass interviewt er Rafael Barrera, Direktor der Anpier einem Verein zur Unterstützung von Solaranlagenbesitzern. Unter anderem sprechen Sie über staatliche Subventionen und warum der spanische Staat eine Steuer auf die Nutzung der Sonnenenergie erhoben hat.Spaniens Rolle in Europas Energieversorgung 2050
Spaniens Rolle in Europas Energieversorgung 2050
In meinen Gesprächen mit Herrn Willstedt von der Asociación Empresarial Eólica (AEE) und Herrn Barrera von Anpier wird eines relativ klar: Die Politik Spaniens hat es in den letzten Jahrzehnten verschlafen das energetische Potential ihres Landes zu erkennen und die Nutzung effektiv weiter auszubauen. Spätestens aber seit Beginn des Ukraine-Kriegs ist allen Regierungsmitgliedern klar, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien schneller gehen muss. Die AEE hält eine Anhebung der Ausbauziele für Onshore-Windenergie für sinnvoll und Herr Barrera schaut, angesichts von Gesetzesnovellen in der Solarbranche, zuversichtlich in die Zukunft.
Es tut sich etwas auf dem Energiemarkt und trotz der geringen Abhängigkeit Spaniens von russischen Energieimporten, ist die spanische Bevölkerung genauso stark von den gestiegenen Energiepreisen betroffen, wie die deutsche. Auch Strom- und Gaspreisdeckel, die in vielen europäischen Ländern bereits eingeführt oder beschlossen wurden, können die aktuelle Krise nicht in einen Normalzustand verwandeln. Doch nicht nur die steigenden Energiepreise haben das Potential Existenzen zu bedrohen und den Zusammenhalt in der Bevölkerung schrumpfen zu lassen. Bereits jetzt sind auch die Folgen des Klimawandels in Europa deutlich zu spüren. Hochwasserkatastrophen, wie letztes Jahr an der Ahr, werden sich abwechseln mit Meldungen über Waldbrände und Trockenheit, wie dieses Jahr in weiten Teilen Europas.
Die EU ist sich einig. Um noch gravierendere Klimaschäden abzuwenden, muss sich etwas verändern. Der europäische „Green-Deal“ fordert eine CO2-neutrale Energieversorgung bis spätestens 2050. Wie sieht er also aus, der Energiemarkt der Zukunft? Und könnte Spanien dabei die Rolle eines wichtigen Energielieferanten zu Teil werden?
Nach heutigem Stand ist Spanien nach wie vor Energieimporteur. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wurde in den letzten Jahrzehnten stark vernachlässigt, wodurch heutzutage immer noch nur etwa 22% des Strombedarfs grünen Ursprungs sind. [1] Da mich der Optimismus meiner Gesprächspartner Herrn Willstedt und Herrn Barrera angesteckt hat, gehe ich nun einmal davon aus, dass der Ausbau von Wind- und Solarenergie in Spanien rasant voranschreitet und das Land seinen kompletten Energiebedarf bis 2050 aus diesen Quellen, sowie Wasserkraft und Biomasse, decken wird.
Erneuerbare Energien besitzen meistens die Eigenheiten schwankende Leistungen bereitzustellen und kleiner dimensioniert zu sein, also konventionelle Kraftwerke. Bei vielen dezentralen und volatilen Energieerzeugungseinheiten im Netz, ist es essenziell die Verteilung der Energie, also den Netzausbau, mitzudenken. Dieser soll nicht nur im eigenen Land, sondern auch über die Ländergrenzen hinweg verstärkt werden, um den Energieaustausch mit den europäischen Nachbarn zu erhöhen, wie Ministerpräsident Sánchez bei der deutsch-spanischen Regierungskonsultation Anfang Oktober bekräftigt.[2]
Nach jetzigem Stand ist die iberische Halbinsel allerdings nicht nur geografisch am Rande Europas angesiedelt, sondern auch energetisch eher abgeschottet. Die Stromtrassen, welche Spanien und Portugal mit dem europäischen Festland verbinden, führen bisher ausschließlich über die Pyrenäen, wie in Abbildung 1 zu sehen ist.
Und obwohl die EU bereits 2002 empfohlen hat das Stromnetz so auszubauen, dass mindestens 10% der eigenen Kraftwerksleistung als Energieimportleistung bereitstehen, beträgt der sogenannte Vernetzungsgrad zwischen Spanien und Frankreich heutzutage lediglich 2,8%. Ein Unterseekabel-Projekt im Golf von Biskaya, welches das Baskenland mit Frankreich verbinden soll, würde den Vernetzungsgrad auf etwa 5% erhöhen.[3] Die Inbetriebnahme der Stromtrasse ist für 2026-2027 geplant.[4]
Dass ausreichend grüner Strom von Spanien beispielsweise nach Deutschland fließt, kann also noch ein wenig dauern. Wie steht es aber um eine andere Form der Energieübertragung, die sogar in der Lage wäre, den Energieüberschuss aus den spanischen Solarkraftwerken noch im Winter nutzbar zu machen?
Ein Hoffnungsträger ist seit einigen Jahren der Wasserstoff. So einigten sich die EU-Staaten bereits 2019 innerhalb des „Green-Deals“ auf eine gemeinsame Wasserstoff-Strategie, bei der bis 2030 in der EU 40 Gigawatt Elektrolyseur-Leistung installiert sein sollen.[5]
Die spanische Regierung plant bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 4 Gigawatt zu installieren. Bereits vor kurzem hat Europas größte grüne Wasserstoff-Produktionsanlage in der Kleinstadt Puertollano ihren Betrieb aufgenommen. Die Leistung der Elektrolyseure beträgt 20 Megawatt. Der Energieversorger Iberdrola versorgt damit einen der größten Düngemittelhersteller des Landes und deckt dessen Wasserstoffbedarf damit zu etwa 10%.[6]
Nach dieser ersten „Testphase“ muss es dann allerdings sehr viel schneller gehen mit dem Ausbau, denn für die Klimaneutralität ist grüner Wasserstoff essenziell. So geht das Fraunhofer Institut davon aus, dass für die Erzeugung von grünem Wasserstoff aus überschüssiger erneuerbarer Energie allein in Deutschland bis 2050 eine Elektrolyseur-Leistung von 50 bis 80 Gigawatt benötigt wird.[7]
Eines der vielen Zerwürfnisse zwischen Scholz und Macron, die in letzter Zeit die politische Arbeit in Europa behindern, ist auch der internationale Transport des Wasserstoffs. Mitte Oktober kippte der französische Präsident Macron die Pläne des Baus der „Midcat-Pipeline“, die zunächst Erdgas und in Zukunft auch Wasserstoff von Spanien über die Pyrenäen nach Frankreich und schließlich nach Deutschland bringen sollte.[8] Hoffnung weckt dagegen das „European Hydrogen Backbone“, eine Initiative von 31 Erdgas-Fernleitungsnetzbetreibern, die eine Wasserstoff-Infrastruktur in Europa schaffen wollen. In Abbildung 2 ist eine Karte zu erkennen, welche die notwendigen Pipeline-Neubauten für den Wasserstofftransport in Gelb, sowie die Umnutzung bestehender Gas-Pipelines in Türkise darstellt.
Eines der 31 teilhabenden Unternehmen, ist der spanische Gas-Versorger Enagas, der letztens bekanntgab bis 2030 etwa 4,8 Milliarden Euro in den Ausbau der Erdgas- und Wasserstoffinfrastruktur zu stecken. Durch die vielen Flüssiggas-Terminals an Spaniens Küsten sollen zunächst die Verbindungen nach Italien und Portugal ausgebaut werden, um das Erdgas besser vertreiben zu können. Alle Projekte sollen, so wie etwa 60-75% der bereits bestehenden Gas-Infrastruktur, auf den Transport von Wasserstoff umrüstbar sein. Enagas geht davon aus, dass bis 2030 etwa 20% des gesamten europäischen Wasserstoffs aus Spanien stammen könnte.[10]
Es bleibt also spannend. Wie Europa im Jahr 2050 aussehen wird, ist schwer zu sagen. Eines ist allerdings klar: Ohne die konstruktive Zusammenarbeit und eine ambitionierte Politik der europäischen Länder wird die Energiewende kaum zu schaffen und die Klimakatastrophe kaum zu verhindern sein.
Referenzen
[1] Statista, „Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch in Spanien in den Jahren 2010 bis 2020,“ 2022. [Online]. Available: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161412/umfrage/stromerzeugung-aus-erneuerbaren-energien-in-spanien/.
[2] L. Moncloa, „INTERVENCIÓN DEL PRESIDENTE DEL GOBIERNO,“ 2022. [Online]. Available: https://www.lamoncloa.gob.es/presidente/intervenciones/Paginas/2022/prsp05102022.aspx.
[3] r. electrica, „Strengthening interconnections,“ 2022. [Online]. Available: https://www.ree.es/en/red21/strengthening-interconnections.
[4] r. electrica, „Spain-France submarine interconnection,“ 2022. [Online]. Available: https://www.ree.es/en/activities/unique-projects/submarine-interconnection-with-france .
[5] bdew, 2022. [Online]. Available: https://www.bdew.de/energie/wasserstoff/wasserstoff-ist-ein-europaeisches-projekt-gemeinsam-ans-ziel/#:~:text=Vorrangiges%20Ziel%20der%20EU%2DWasserstoffstrategie,Tonnen%20gr%C3%BCner%20Wasserstoff%20erzeugt%20werden..
[6] tagesschau, „Grüner Wasserstoff statt Kohlebergbau,“ 2022. [Online]. Available: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/spanien-gruener-wasserstoff-statt-kohlebergbau-101.html.
[7] F. IEG, „Eine Wasserstoff-Roadmap für Deutschland,“ 2019. [Online]. Available: https://www.ieg.fraunhofer.de/content/dam/ieg/documents/pressemitteilungen/2019-10_Fraunhofer_Wasserstoff-Roadmap_fuer_Deutschland.pdf.
[8] S. Zeitung, „Wichtige Erdgas-Pipeline wird nicht gebaut,“ 2022. [Online]. Available: https://www.sueddeutsche.de/politik/midcat-pipeline-macron-sanchez-scholz-gipfel-energie-preisdeckel-gas-1.5678862.
[9] EHB, „European Hydrogen Backbone Maps,“ 2022. [Online]. Available: https://ehb.eu/page/european-hydrogen-backbone-maps.
[10] upstreamonline, „Spain’s Enagas to spend $4.8 billion on hydrogen and decarbonisation projects,“ 2022. [Online]. Available: https://www.upstreamonline.com/energy-transition/spain-s-enagas-to-spend-4-8-billion-on-hydrogen-and-decarbonisation-projects/2-1-1256534.
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