Das Marktpotenzial für Wind und Solarenergie in der Ukraine
Um unempfindlicher gegen russische Angriffe auf die Energieinfrastruktur zu werden, verfolgt die ukrainische Regierung eine Strategie der Dezentralisierung der Energieerzeugung und Diversifizierung der Energiequellen.
Der Übergang zu alternativen Brennstoffen wird die Verwundbarkeit des Energiesystems bei russischen Angriffen verringern.
In den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg war die Ukraine das Land mit dem am schnellsten wachsendem Solarausbau auf der Welt. Damit wurde der Spitzenreiter der regenerativen Stromerzeugung – Wasserkraft innerhalb von wenigen Jahren von dem in PV-Anlagen generierten Strom eingeholt.
Nun stagniert dieser Wert, doch erste deutsche Unternehmen lassen sich nicht von den Risiken abschrecken. Durch die Investitionsgarantien des Bundes und verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten wie der DEG, lassen sich die Risiken abfedern und das Potenzial der grünen Energieerzeugnisse realisieren.
120 GW Wind- und fast 83 GW Solarenergie ist das theoretische Potenzial der Energieerzeugung in der Ukraine. Die maximale Sonneneinstrahlung pro m2 der Ukraine (1387 Kwh/m2) ist stärker als die in Deutschland (1200 Kwh/m2). Vor allem im Süden und Westen des Landes besteht großes Potenzial. Dort stehen auch die meisten Windkraftanlagen, denn dort herrschen geeignete Windbedingungen.
Das Gebiet ist derzeit russisch besetzt. Es gibt allerdings vergleichbar gute Bedingungen in den Gebieten westlich von Odessa. Auch dort gibt es gute Bedingungen für Solar- und Windenergie.
Grüner Wasserstoff aus der Ukraine könnte nach Deutschland gelangen
Dies haben mittel und große Unternehmen in der Solar- und Windindustrie, aber auch Wasserstoffinvestoren erkannt. Letztere kaufen in der Westukraine vermehrt Land und planen den Ausbau von erneuerbaren Energien für die Herstellung vom grünen Wasserstoff. Bis der Wasserstoff hergestellt und transportfähig gemacht wird, werden noch einige Jahre vergehen. Was aber jetzt schon in Betrieb genommen werden kann, sind die Wind- und Solarparks, die einen großen Teil zur Dezentralisierung des Stromsystems und der Stärkung der Ukraine im Kampf gegen Russland beitragen werden.
Der große Vorteil der Ukraine als künftiger Wasserstoffhersteller und Lieferant ist die gutvernetzte Pipelineinfrastruktur durch das ganze Land. Diese wird durch ein Projekt auf die Transportmöglichkeiten von Wasserstoff überprüft.
In der folgenden Abbildung sieht man auch andere Möglichkeiten zur Beförderung von Wasserstoff nach Deutschland, doch die mit Abstand günstigste (rot) ist durch die bereits gelegte Pipeline.
Sehr wahrscheinlich muss für den Transport von reinem Wasserstoff ein Teil der Pipeline modernisiert und ein anderer Teil neu gebaut werden. Genaueres weiß man jedoch nur nach der Expertenanalyse.
Biomethan in der Ukraine
Abbildung 1 Bewirtschaftete Ackerflächen und Bevölkerung in Deutschland und der Ukraine im Vergleich (Quelle Zentrum Liberale Moderne, AUFBAU DER DEUTSCH-UKRAINISCHEN BIOMETHAN-KOOPERATION)
Die Ukraine ist das flächengrößte Land Europas und ein Agrarland. Über 56% der Fläche Ukraines ist Agrarfläche – in Deutschland sind es 33%. Die Lössböden bieten sogar die Möglichkeit, mehrere Ernten pro Jahr einzufahren. Das Potential für Biomasse als Treibstoff für Kraftwerke ist daher enorm und größer als in anderen europäischen Ländern.
Nutzung Biomethan
Die bei der Verbrennung entstehende Wärme in einem Kraftwerk kann zusätzlich zu Heizzwecken genutzt werden. Dadurch entsteht aus einem einfachen Kraftwerk ein Biomasseheizkraftwerk. Mit einem Wirkungsgrad von bis zu 90 % wird in diesen Kraftwerken die Energie genutzt. Das Gas dient dann als Antrieb einer Turbine zur Erzeugung von Energie.
Für die Ukraine sind die Fragen des „grünen“ Wandels und der energetischen Nutzung von Agrobiomasse sehr wichtig.
In dem Land gibt es Möglichkeiten für den Bau neuer Biobrennstoff-Kesselhäuser auf Basis
von Agrobiomasse sowie die Modernisierung und Verbesserung bestehender Wärmeerzeugungsanlagen.
Darüber hinaus kann in vielen Siedlungen der Ukraine die Beheizung mit kostengünstiger lokaler Agrobiomasse sowohl für öffentliche Einrichtungen als auch für Gewerberäume eingerichtet werden. Dies wird die Kosten im Vergleich zur Nutzung von Erdgas und Kohle erheblich senken und dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Abbildung 2 Gesamtpotenzial und Biomasse für die Biomethan-Produktion in der Ukraine
Die Ressourcen reichen für den Export nach Deutschland aus
Nach Angaben des ukrainischen Bioenergieverbandes beläuft sich das Gesamtpotenzial an Biomasse für die Biomethan-Produktion auf etwa 110 TWh pro Jahr, bestehend aus Ernterückständen. Dies kann durch eine noch effektivere Nutzung der Ackerfläche verbessert werden und zu einer Biomethan Produktion von 220 TWh führen, was der Ukraine erlauben würde den kompletten Erdgasverbrauch mit Biomethan zu ersetzen.
Der Erdgasverbrauch Deutschlands im Jahr 2022 war mit 862 TWh etwa 4-mal so hoch. Durch den Import von Biomethan aus der Ukraine, könnte man einen Teil des Erdgases durch Biomethan ersetzen, was zu geringeren CO2 Steuern für Deutschland und einem wichtigen Impuls für die Unabhängigkeit der ukrainischen Wirtschaft führen würde.
Die Biomethanproduktion ist eine sehr junge Industrie in der Ukraine. Jetzt, trotz des Krieges, geht die aktive Entwicklung weiter. Die Wirtschaft hat verstanden, dass dies ein vielversprechender Wirtschaftszweig ist. Bei dem Verkauf von Biomethan ins Ausland bietet sich viel Perspektive, denn der Preis dort ist inzwischen fast doppelt so hoch wie Erdgas. Dies ist eine enorme Ressource zur Erzielung von Exporterlösen. In der folgenden Abbildung werden alle Vorteile der Bioenergie in der Ukraine zusammengefasst.
Abbildung 3 Vorteile der Bioenergie in der Ukraine (Quelle: State Agency on Energy and Energy Saving of Ukraine)
Ein weiterer Vorteil ist die Speicherkapazität von Gas in der Ukraine. Mit über 30 Milliarden Kubikmeter, kann das Land sowohl Erdgas als auch Biomethan speichern. Alle 27 EU Länder haben mit ihrer gemeinsamen Speicherkapazität von etwa 100 Milliarden Kubikmeter etwa 3-mal so viel wie die Ukraine.
Viele große Biomethan Investoren warten darauf in die Ukraine zu investieren. Dies würde wichtige Impulse zur Bildung eines Marktes geben. Durch die vorhandene Infrastruktur und mit Schaffung eines Biomethan Registers, können sich auch kleinere Hersteller auf den Markt wagen. Dies könnte auf längere Hinsicht aus der „Kornkammer Europas“ den größten Biomethan Exporteur in die EU machen.
Für den Export aus der Ukraine und den Import nach Deutschland sind jedoch einige rechtliche Hürden zu bewältigen. Diese sind:
- Verbot durch das ukrainische Moratorium für Erdgasexporte und den Export für Biomethan.
Lösung: Ausschluss von Biomethan aus dem Moratorium für Erdgasexporte
Bei dem Frühstück mit Vertretern von Unternehmen, versicherte der Energieminister German Galushchenko, dass Biomethan von dem Moratorium ausgeschlossen wird. Das Energieministerium arbeitet daraufhin, dass der Export von Biomethan von der ukrainischen Seite Ende des Jahres möglich sein wird.
- Deutschland kann kein ukrainisches Biomethan importieren, da es keine bilateralen Abkommen diesbezüglich zwischen den Ländern gibt.
Lösung: Bilaterale Kooperation zwischen der Deutschen Energie Agentur und der Staatlichen Agentur für Energieeffizienz und Energieeinsparung der Ukraine (SAEE) nach Beispiel von der Kooperation mit Dänemark.
Die Staatlichen Agentur für Energieeffizienz und Energieeinsparung der Ukraine (SAEE) arbeitet momentan an einem Biogas/Biomethanregisters entsprechend des deutschen Herkunftsnachweisregistergesetzes (HkNRG). Danach wird es an der deutschen Regierung liegen auf eine bilaterale Kooperation bezüglich Biomethans mit der Ukraine einzugehen.
3. Diskriminierung des Biomethans aus dem Ausland durch den §44b EEG für die Anwendung im Strommarkt
Lösung: Änderung des §44b EEG und die Anerkennung das es keinen Unterschied macht, ob das Biomethan über einen Grenzübergang oder durch eine Förderung aus dem Boden in das Erdgasnetzt eingespeist wurde.
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