Rasanter Anstieg der Bevölkerung - vorprogrammierte Energiedefizite?
Jordanien hat in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Anstieg der Bevölkerung verzeichnet, was zu einem ebenso rasanten Anstieg des Energiebedarfs im Land geführt hat. Die Bevölkerung in Jordanien ist im Zeitraum zwischen 1960 und 2021 um 1094% gestiegen (von 0,933 mio. Einwohner im Jahr 1960 auf 11,15 mio. Einwohner im Jahr 2021). Um dieses enorme Wachstum zu verdeutlichen: Wäre die Bevölkerung Deutschlands mit derselben Rate gewachsen, würden heute ca. 831 mio. Menschen in Deutschland leben.
Großer Faktor hierfür ist, dass sich das Land infolge von vielen politischen Unsicherheiten in den Nachbarländern zu einem wichtigen Zentrum für Flüchtlinge aus der Region entwickelt hat. Begonnen mit den arabisch-israelischen Kriegen (z.B. sechs Tage Krieg 1967) leben heute ca. 2,3 mio. palästinensische registrierte Flüchtlinge (bzw. die Nachfahren der damals geflüchteten) in Jordanien. Ebenso leben infolge des syrischen Bürgerkrieges 0,67 mio. registrierte syrische Flüchtlinge in Jordanien, wobei die jordanische Regierung schätzt, dass sich bis zu 1,4 mio. syrische Flüchtlinge in Jordanien aufhalten.

Die durch den rasanten Anstieg der Bevölkerung in Jordanien entstandenen Energiedefizite wurden in den letzten Jahrzehnten durch den Import von Fossilen Energieträgern ausgeglichen. Dadurch hängt Jordanien stark von fossilen Brennstoffen und Energieimporten aus dem Ausland ab. Dies birgt sowohl wirtschaftliche als auch politische Risiken für das Land. Deshalb hat Jordanien in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der Förderung erneuerbarer Energien gemacht und plant, den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix bis 2030 auf 30% zu erhöhen. Ziel: Der Aufbau eines eigenen Energiestandbeines, um die Energiedefizite zu vermindern. Dies erfordert jedoch erhebliche Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und Infrastruktur.
Die gestiegene und weiter steigende Bevölkerungszahl und der damit verbundene Anstieg des Energiebedarfs haben auch Auswirkungen auf die Wasserressourcen Jordaniens. Das Land ist eines der wasserärmsten der Welt und hat bereits mit Wasserknappheit zu kämpfen. Weitere Infos zu der Wassersituation sowie der deren Entwicklung werden in meinem kommenden Videobeitrag intensiv thematisiert.
Die Antwort auf die Frage in der Überschrift lautet also: Ja!
Die Energiedefizite im Land sind offensichtlich schon lange vorhanden und waren mit dem Beginn des starken Bevölkerungsanwuchses vorprogrammiert. Umso erfreulicher für die Einwohner Jordaniens ist es, dass die Regierung eine nationale Energie Strategie verfolgt, welche die vorhandenen Energiedefizite im Land durch Nutzung der eigenen Ressourcen vermindern soll.
Quellen:
- https://www.laenderdaten.info/Asien/Jordanien/bevoelkerungswachstum.php
- https://www.laenderdaten.info/Asien/Jordanien/bevoelkerungswachstum.php
- https://www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus/syrische-fluechtlinge-in-jordanien-zwischen-schutz-und-marginalisierung
- https://www.gtai.de/de/trade/jordanien/branchen/erneuerbare-energien-auf-dem-vormarsch-879740
- https://www.deutschlandfunk.de/jordanien-die-vergessenen-fluechtlinge-aus-palaestina-100.html
- https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/naherosten/jordanien/projekt-nothilfe-syrische-fluechtlinge
- https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/B02-Bevoelkerungsstand-1950-Vorausberechnung.html
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