Energie-Reporter Manuel Haltmeyer in Jordanien

Manuel Haltmeyer

Energie-Reporter

Manuel Haltmeyer berichtet für uns aus Jordanien zu den Themen Energiewirtschaft, Klimaschutz und Energiewende.

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28. März 2023

Rasanter Anstieg der Bevölkerung - vorprogrammierte Energiedefizite?

Jordanien hat in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Anstieg der Bevölkerung verzeichnet, was zu einem ebenso rasanten Anstieg des Energiebedarfs im Land geführt hat. Die Bevölkerung in Jordanien ist im Zeitraum zwischen 1960 und 2021 um 1094% gestiegen (von 0,933 mio. Einwohner im Jahr 1960 auf 11,15 mio. Einwohner im Jahr 2021). Um dieses enorme Wachstum zu verdeutlichen: Wäre die Bevölkerung Deutschlands mit derselben Rate gewachsen, würden heute ca. 831 mio. Menschen in Deutschland leben.

Großer Faktor hierfür ist, dass sich das Land infolge von vielen politischen Unsicherheiten in den Nachbarländern zu einem wichtigen Zentrum für Flüchtlinge aus der Region entwickelt hat. Begonnen mit den arabisch-israelischen Kriegen (z.B. sechs Tage Krieg 1967) leben heute ca. 2,3 mio. palästinensische registrierte Flüchtlinge (bzw. die Nachfahren der damals geflüchteten) in Jordanien. Ebenso leben infolge des syrischen Bürgerkrieges 0,67 mio. registrierte syrische Flüchtlinge in Jordanien, wobei die jordanische Regierung schätzt, dass sich bis zu 1,4 mio. syrische Flüchtlinge in Jordanien aufhalten.

Die durch den rasanten Anstieg der Bevölkerung in Jordanien entstandenen Energiedefizite wurden in den letzten Jahrzehnten durch den Import von Fossilen Energieträgern ausgeglichen. Dadurch hängt Jordanien stark von fossilen Brennstoffen und Energieimporten aus dem Ausland ab. Dies birgt sowohl wirtschaftliche als auch politische Risiken für das Land. Deshalb hat Jordanien in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte bei der Förderung erneuerbarer Energien gemacht und plant, den Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix bis 2030 auf 30% zu erhöhen. Ziel: Der Aufbau eines eigenen Energiestandbeines, um die Energiedefizite zu vermindern. Dies erfordert jedoch erhebliche Investitionen in erneuerbare Energietechnologien und Infrastruktur.

Die gestiegene und weiter steigende Bevölkerungszahl und der damit verbundene Anstieg des Energiebedarfs haben auch Auswirkungen auf die Wasserressourcen Jordaniens. Das Land ist eines der wasserärmsten der Welt und hat bereits mit Wasserknappheit zu kämpfen. Weitere Infos zu der Wassersituation sowie der deren Entwicklung werden in meinem kommenden Videobeitrag intensiv thematisiert.

Die Antwort auf die Frage in der Überschrift lautet also: Ja!

Die Energiedefizite im Land sind offensichtlich schon lange vorhanden und waren mit dem Beginn des starken Bevölkerungsanwuchses vorprogrammiert. Umso erfreulicher für die Einwohner Jordaniens ist es, dass die Regierung eine nationale Energie Strategie verfolgt, welche die vorhandenen Energiedefizite im Land durch Nutzung der eigenen Ressourcen vermindern soll.

Quellen:

  • https://www.laenderdaten.info/Asien/Jordanien/bevoelkerungswachstum.php
  • https://www.laenderdaten.info/Asien/Jordanien/bevoelkerungswachstum.php
  • https://www.giga-hamburg.de/de/publikationen/giga-focus/syrische-fluechtlinge-in-jordanien-zwischen-schutz-und-marginalisierung
  • https://www.gtai.de/de/trade/jordanien/branchen/erneuerbare-energien-auf-dem-vormarsch-879740
  • https://www.deutschlandfunk.de/jordanien-die-vergessenen-fluechtlinge-aus-palaestina-100.html
  • https://www.caritas-international.de/hilfeweltweit/naherosten/jordanien/projekt-nothilfe-syrische-fluechtlinge
  • https://www.bib.bund.de/DE/Fakten/Fakt/B02-Bevoelkerungsstand-1950-Vorausberechnung.html

Energiepolitischer Überblick

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In seinem ersten Video stellt Energie-Reporter Manuel sich und sein Gastland Jordanien vor und gibt Einblicke in die politische, geographische und sozioökonomische Lage des Landes. Welche Energie und Umweltbezogenen Themen er uns in den nächsten Wochen vorstellen wird, erfahrt ihr in diesem Video.

Wasserknappheit in Jordanien

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In seinem zweiten Video berichtet Energie-Reporter Manuel über das Problem der Wasserknappheit in Jordanien, die vor allem mit einem sehr geringen Niederschlagsvolumen zu erklären ist. Wie die Wasserversorgung in Amman trotz des sehr niedrigen Grundwasserstandes gewährleistet wird und welche Maßnahmen die jordanische Regierung gegen die Wasserknappheit ergreift, erfahrt ihr in diesem Video.

Öffentlicher Nahverkehr in Jordanien

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In seinem dritten Video berichtet Energie-Reporter Manuel über den Öffentlichen Personen-Nahverkehr in seinem Gastland Jordanien. Warum es für nicht-Einheimische in Amman mitunter eine Herausforderung sein kann mit dem Bus von A nach B zu gelangen und viele weitere spannende Einblicke bekommt ihr in diesem Video.

Abfallmanagement in Jordanien

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In seinem vierten Video berichtet Energie-Reporter Manuel über die Müllsituation in der jordanischen Hauptstadt Amman. Wie auch heutzutage noch in vielen Ländern üblich bekommt man hier zum Beispiel zu jedem Einkauf extrem viele Plastiktüten. Außerdem gibt es kaum öffentliche Mülleimer und die existierenden sind oft dauerhaft überfüllt. Wie die jordanische Regierung das Problem angehen will und viele weitere spannende Einblicke bekommt ihr in diesem Video.

Das Potential von Photovoltaikanlagen in Jordanien – Der Campus der German Jordanien University als Vorreiter

Jordanien, ein Land mit reichlich Sonnenschein und einem wachsenden Bedarf an Energie, hat ein enormes Potential für die Nutzung von Photovoltaikanlagen. Mit 330 Sonnentagen pro Jahr und einer Leistung von 5 bis 7 kW/m2 ist das Land optimal geeignet, um nachhaltigen Solarstrom zu erzeugen. Dabei nimmt der Campus der German Jordanien University (GJU) eine wichtige Vorreiterrolle bei der Einführung und dem Einsatz dieser Technologie im Land ein. Im Folgenden werden wir uns mit dem Potential von Photovoltaikanlagen in Jordanien befassen und dabei speziell auf den Campus der GJU eingehen.

Jordanien ist bekannt für sein sonnenreiches Klima, das optimale Bedingungen für die Nutzung von Solarenergie bietet. Das Land verfügt über durchschnittlich 3000 Sonnenstunden pro Jahr, was es zu einem idealen Standort für Photovoltaikanlagen macht. Die Solarenergie kann dazu beitragen, den steigenden Energiebedarf des Landes zu decken, die Abhängigkeit von importierten fossilen Brennstoffen zu verringern und die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Die German Jordanien University hat dabei eine Vorreiterrolle bei der Integration von Photovoltaikanlagen in Jordanien eingenommen. Der Campus der GJU verfügt über eine großräumig ausgebautes Photovoltaiksystem, welches Sonnenlicht in saubere und erneuerbare Energie umwandeln. Diese Anlage dient nicht nur der Stromversorgung des Campus, sondern hat auch eine symbolische Bedeutung, indem sie ein Modell für andere Institutionen und Unternehmen in Jordanien darstellen.

Die Solarmodule der GJU am Campus in Madaba sind auf den Dächern der Gebäude sowie über sämtlichen Universitätsparkplätzen installiert und liefern einen erheblichen Teil des Strombedarfs des Campus. Dadurch reduziert die Photovoltaikanlage nicht nur die Betriebskosten der Universität, sondern trägt auch zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei und fördert die nachhaltige Entwicklung des Landes.

Darüber hinaus dient der Campus der GJU als Forschungs- und Ausbildungszentrum für erneuerbare Energien, insbesondere für Solarenergie. Studierende haben die Möglichkeit, an Projekten und Forschungsarbeiten im Bereich der Photovoltaik teilzunehmen, was ihre Fähigkeiten und ihr Knowhow auf diesem Gebiet erweitert. Die GJU trägt somit maßgeblich zur Ausbildung einer neuen Generation von Fachleuten bei, die das Potenzial der Solarenergie in Jordanien weiterentwickeln und nutzen können.

Der Erfolg des Photovoltaikprojekts auf dem Campus der GJU zeigt das enorme Potential für den Ausbau von Solarenergie in Jordanien. Es besteht die Möglichkeit, dass sich andere Universitäten, Unternehmen und Einrichtungen dem Beispiel der GJU anschließen und Photovoltaikanlagen in großem Umfang einführen. Dies könnte dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und gleichzeitig eine nachhaltige Energieversorgung für das Land zu gewährleisten.

 

Quellen:

https://www.ingenieur.de/fachmedien/bwk/energieversorgung/solarstrom-aus-jordanien-gegen-trinkwasser-aus-israel/#:~:text=Jordanien%20ist%20auch%20eins%20der,einer%20der%20weltweit%20aussichtsreichsten%20M%C3%A4rkte.

https://www.laenderdaten.info/Asien/Jordanien/Klima.php

Sonstige Informationen stammen von persönlichen Gesprächen mit Studenten und Angestellten der German Jordanien University

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