Bike Sharing in Warschau
In seinem ersten Video spricht Energie-Reporter Florian über nachhaltige Mobilität in Warschau, genauer stellt er das Veturilo Bike-Sharing System vor. Weiterhin geht er auf das im Vergleich zu Deutschland sehr gut ausgebaute und sehr günstige ÖPNV Angebot in der polnischen Hauptstadt ein.Recycling in Polen
In seinem zweiten Video geht Energie-Reporter Florian auf das Thema Recycling in Polen ein. Er erklärt, was es mit den Sammelstellen für Flaschendeckel in Warschau auf sich hat, obwohl es in Polen noch kein Pfandsystem gibt. Warum in Zukunft nun doch ein Pfandsystem in Polen eingeführt werden soll, erfahrt ihr in diesem Video.Dürre in Polen
Droht Polen bald eine fatale Umweltkatastrophe in Folge des Klimawandels?
Polen ist wohl kaum das erste Land, das einem in den Sinn kommt, wenn man an Umweltkatastrophen als Folge des Klimawandels denkt. Doch in den letzten Jahren häufen sich die Zeichen für eine immer größere Umweltkatstrophe in diesem zentraleuropäischen Land.
Dürren in den vergangenen Jahren und ihre Auswirkungen
Im Sommer 2019 wurde das Problem so richtig greifbar. In einer Kleinstadt östlich von Warschau fließt mehrere Tage kein Wasser aus den Hähnen und die Behörden müssen Trinkwasser in Zehnliter-Beuteln verteilen, um die Hitze für die Bürger erträglich zu machen (Kortas, 2019). Das war einer der heißesten Sommer seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Doch auch in anderen Jahren häuften sich die Schlagzeilen über austrocknende Flüsse, fehlende Tiefendurchfeuchtung und die Versteppung weiter Landstriche. Das sieht natürlich nicht schön aus, bringt aber auch katastrophale Folgen für die Landwirtschaft. So kommt es zu Ernteausfällen bei wichtigen Lebensmitteln, die hier in Polen angebaut werden, so zum Beispiel Obst, Getreide, Mais und Hülsenfrüchten (Ziernicka-Wojtaszek, 2021). Die trockenen Böden bringen viele Landwirte in große Gefahr und könnten sie in den Ruin treiben. Zusätzlich steigt auch die Gefahr für großflächige Waldbrände, wie zum Beispiel 2020 im nordostpolnischen Naturpark Biebrza.
Doch wie entstehen Dürren eigentlich?
Für die vermehrten Dürren in Polen ist ein Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren verantwortlich.
Einer dieser Faktoren ist natürlich das Klima. Durch niederschlagsarme Jahre und zunehmend heiße Sommer ist sowieso schon wenig Wasser im Umlauf, insbesondere dort wo kein Meer oder Fluss in der Nähe liegt. Man möge sich wundern, warum dieser Artikel über Dürre im Sommer nun mitten im Winter geschrieben wird, aber überraschenderweise findet sich in genau dieser Jahreszeit ein weiterer Ursprung für Dürren. Denn durch wärmere und trockenere Winter – wie wir sie in den vergangenen Jahren in Europa immer häufiger erlebt haben – geht die Frühjahrsschmelze verloren und damit eine der wichtigsten Feuchtigkeitsquellen für den Boden im Sommer.
Doch die Menschen und ihre Aktivitäten sind auch stark für die Dürren verantwortlich. Zum einen ist da der akut steigende Wasserverbrauch. Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Einzugsgebiet der Weichsel im flussaufwärts gelegenen Teil vor allem durch den Bergbau beeinflusst wird, während der mittlere und flussabwärts gelegene Teil zusätzlich durch Industrie und Landwirtschaft beeinflusst wird (Karamuz et al., 2021). Doch neben dem steigenden Wasserverbrauch zerstört der Mensch auch noch die Mechanismen der Natur, welche normalerweise dazu beitragen würden Dürren zu verhindern. Beispielsweise die Trockenlegung und Rodung von Wäldern hat dazu geführt, dass es kaum noch Feuchtgebiete gibt, in denen Wasser auch im Sommer gespeichert wird. Und die Begradigung von Flüssen für den Schiffsverkehr trägt dazu bei, dass das Wasser schneller abfließt und nur kurz für die Natur zur Verfügung steht.
Was wird gegen die Dürre getan?
Auch die Politik ist sich des Problems und der enormen Risiken bewusst. So bat der Präsident Duda im Sommer 2020 die Bevölkerung darum Wasser zu sparen, wo immer es möglich sei und kündigte ein Programm von 70 Millionen Euro für die Suche nach neuen Grundwasserquellen an (Krökel, 2020). Zusätzlich wird versucht weniger Wasser in die Ostsee abfließen zu lassen.
Vergleich mit anderen Ländern in Europa
Vergleicht man Polen mit anderen Ländern in Europa wird deutlich, dass Polen zwar kein akut wasserarmes Land ist, aber mit einem durchschnittlichen Niederschlag von 650 mm zu den wasserärmeren Staaten zählt. In Deutschland oder Frankreich beträgt der jährliche Niederschlag etwa 800 mm. Und auch in diesen Ländern klagen die Landwirte im Sommer bereits vermehrt über die Trockenheit.
Hoffnung für die Zukunft?
Ein wenig Hoffnung in der Sache, wenn auch nur kurzfristig, macht der aktuell nasse und kalte Winter in diesem Jahr. In diesem Jahr hat es bereits im November mehrmals geschneit und viel Niederschlag gegeben. Ob der Winter aber auf Dauer so kalt und feucht bleibt und wirklich helfen wird eine Dürre im kommenden Sommer zu verhindern, bleibt abzuwarten. Der Trend zur Trockenheit bleibt auf jeden Fall bestehen und wird sich ohne gezielte Gegenmaßnahmen weiter verstärken.
Quellen:
- Ziernicka-Wojtaszek, A. (2021). Summer Drought in 2019 on Polish Territory—A Case Study. Atmosphere, 12(11), 1475. MDPI AG. Retrieved from http://dx.doi.org/10.3390/atmos12111475
- https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/polen-duerre-wassernot-klimawandel-110.html
- https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/duerre-polen-trockenheit-agrarland-landwirtschaft?page=9
- Pińskwar, I., Choryński, A., & Kundzewicz, Z. W. (2020). Severe Drought in the Spring of 2020 in Poland—More of the Same? Agronomy, 10(11), 1646. MDPI AG. Retrieved from http://dx.doi.org/10.3390/agronomy10111646
- https://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/wassermangel-in-polen-oder-und-weichsel-auf-tiefstand-_-was-polens-regierung-gegen-die-duerre-plant-65811361.html
Vegane und vegetarische Ernährung in Warschau
In seinem dritten Video berichtet Energiereporter Florian über vegetarische und vegane Ernährung, die in Warschau aufgrund hoher Nachfrage der jüngeren Generationen in der Gastronomie schon durchaus weit verbreitet ist. Warum sich auch in Polen immer mehr Menschen für eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung entscheiden, erfahrt ihr in diesem Video.Polen: Die Herausforderung des Kohleausstieg bis 2049
Während zu Beginn des Jahres in Deutschland große Aufregung über die Räumung des zum Kohleabbau freigegeben Dorfes Lützerath herrschte, ist die Beziehung zur Kohle im Nachbarland Polen noch eine ganz andere. Vom gesamten in Polen produzierten Strom werden 70-80 Prozent aus Stein- oder Braunkohle gewonnen. Genauer gesagt durch 51 Prozent Steinkohle und 28 Prozent Braunkohle. Und in drei Millionen Haushalten wird auch mit Kohle geheizt, ein Grund dafür ist, dass viele sich den Umbau nicht leisten können. In Warschau werden die meisten Wohngebäude – so auch das in dem ich wohne, mit Fernwärme geheizt, aber auf dem Land in kleineren Dörfern merkt man deutlich wie sehr das Heizen mit Kohle der Luftqualität schadet.
Das Problem der großen Abhängigkeit von Kohle hat sich in diesem Winter sichtbar gemacht. In Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sind die Kohlepreise im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Dreifache gestiegen. Für eine Tonne Steinkohle die im vergangenen Jahr noch etwa 960 Zloty kostete, beim heutigen Wechselkurs 205 Euro, waren es im Herbst ganze 3.600 Zloty. Das liegt vor allem daran, dass bis 2021 noch sechs Millionen Tonnen Kohle aus Russland importiert worden, welche aber nun unter Sanktionen fällt.
Das ließ in Polen zum einen die Energiepreise enorm in die Höhe steigen – auch für meine Wohnung war eine nicht unbedeutsame Nachzahlung für die Stromrechnung notwendig, sondern machte auch für viele Familien das Heizen schlicht unbezahlbar. Jarosław Kaczyński, der Vorsitzende der regierenden PiS-Partei, sagte dazu: „Man muss im Moment alles verbrennen, außer Autoreifen. Polen muss sich ja irgendwie aufwärmen.“ Die Maßnahmen gegen die Energiekrisen enthielten neben mehreren milliardenschweren Subventionsprogrammen zur Unterstützung der Bürger auch die Erlaubnis Reisig und Kleinhölzer für den eigenen Bedarf aus den Wäldern zu sammeln.
Ob diese jüngsten Ereignisse einen Wandel hervorrufen wird sich in den nächsten Jahren noch zeigen müssen, denn Polen ist weiterhin der größte Kohleproduzent der Europäischen Union und der Abbau der Kohle ist von großer wirtschaftlicher Bedeutung für das Land. Und Minenarbeiter und ihre Familien stellen noch immer eine wichtige Wählergruppe dar. Doch die Schattenseiten der Kohleindustrie werden immer offensichtlicher. Der Abbau hat Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf die Luftqualität, und hat zu einer Zunahme von Gesundheitsproblemen in den umliegenden Gemeinden geführt. Selbstverständlich führt der Abbau auch zur Zerstörung von natürlichen Lebensräumen und zur Verringerung der Artenvielfalt.
Im Einklang mit dem EU-weiten Kohleausstieg bis 2050, hat Polen jedoch nun einen Plan für den eigenen Ausstieg aus der Kohleförderung bis 2049 entwickelt. Bis 2030 soll der Anteil an Kohle im Energiemix auf 56% sinken, 2040 sollen es dann nur noch elf Prozent sein. Da die Kohleförderung eine so wichtige und traditionsreiche Industrie für Polen ist bestehen vor allem Sorgen darum wie genügend alternative Arbeitsplätze geschaffen werden können. Kritiker warnen, dass der geplante Ausstieg viel zu spät erfolge und plädieren für eine Verkürzung des Zeitplans.
Auf dem Bild ist das Heizkraftwerk Żerań in Białołęka, dem nördlichsten Stadtteil von Warschau, zu sehen. Wie auch das Kraftwerk Siekierki im Süden Warschaus, gehört es zu den größten Kraftwerken Warschaus. Im Kraftwerk Żerań wird unter Verwendung von Steinkohle sowohl Strom als auch Fernwärme erzeugt.
Quellen:
- https://www.gov.pl/attachment/31c22fc0-9d76-406a-9566-ee1800530c9f
- https://www.zdf.de/nachrichten/politik/polen-energiekrise-kohle-100.html
- https://www.tagesschau.de/ausland/europa/kohleausstieg-polen-101.html
- https://web.archive.org/web/20160623212121/http://termika.pgnig.pl/about-pgnig-termika/our-plants/combined-heat-and-power-plant-zeran/
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