Einführung zum neuen Schwerpunkt: Von der Klima- zur Sicherheitskrise

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
04. Juli 2022

Die Klimakrise ist da. Die von uns Menschen verursachte Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur liegt aktuell bei ca. 1,2° Celsius. Tendenz weiter steigend. Längst beschäftigt das Thema nicht nur Meteorologen, Klima- und Umweltforscherinnen, sondern auch die Sicherheitspolitiker. Dass aus der Klima- eine Sicherheitskrise wird, haben Bundeswehr und NATO ebenso im Fokus wie die Gremien der Vereinigten Nationen. Seit Jahren warnt der IPCC in seinen Sachstands- und Sonderberichten vor klimainduzierten Risiken für Umwelt-, Wasser- und Ernährungssicherheit sowie – in deren Folge – für die politische und wirtschaftliche Stabilität. „Sicherheitsrisiko Klimawandel“ ist der Titel eines ausführlichen Reports, den der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) bereits 2007 veröffentlichte.

Von der Klima- zur Sicherheitskrise

Der russische Überfall auf die Ukraine beschäftigt derzeit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Ist es in dieser Situation angebracht den Focus auf kommende Konflikte zu richten? Uns bleibt wohl keine andere Wahl. Die Folgen des Krieges in der Ukraine könnten die Stabilität in den Regionen schwächen, die durch den Klimawandel bereits bedroht sind.

Der 5. Sachstandsbericht des IPCC macht als Folgen des Klimawandels für die Sicherheit aus:

  • Die Bedrohung der Existenzgrundlagen von Menschen. Die verursacht Migration und schwächt die Handlungsfähigkeit von Staaten.
  • Vorhandene Konflikte können im Innern wie zwischen den Staaten durch den Klimawandel verstärkt werden. Bei schwachen Staaten sind die Risiken am höchsten.
  • Vulnerable Gesellschaften trifft der Klimawandel überproportional hart.
  • Wetterextreme, der steigende Meeresspiegel, die Ausbreitung ansteckender Krankheiten sowie Nahrungs- und Wassermangel überfordern Staaten und Gesellschaften. Gewaltsame Konflikte werden wahrscheinlicher. Die Notwendigkeit humanitärer Hilfseinsätze wird wachsen.
  • Der Klimawandel wird bei schwachen Staaten dazu führen, dass sie die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger nicht mehr gewährleisten können.

Gefahrenherde ziehen sich über den gesamten Globus

Der Mittlere Osten bezieht traditionell einen Großteil seines Getreides aus der Ukraine und aus Russland. Ausbleibende Exporte und steigende Preise setzen die Staaten in der Region weiter unter Druck. Wie die Karte, siehe oben, ausweist, gehören Länder wie Algerien, Lybien, Sudan, Ägypten, Syrien und andere in der Region zu einem Gefahren-Hotspot. Konflikte um das Wasser der großen Ströme, Missernten auf Grund der Trockenheit und Migrationsbewegungen sind hier ebenso wiederkehrende Phänomene wie politische Instabilität. Der Klimawandel kommt als weiteres destabilisierendes Element hinzu.

Eine länger andauernde Trockenheit in der Region hätte direkte Auswirkungen auf Europa, denn wir wären das bevorzugte Ziel von einsetzenden bzw. sich verstärkenden Migrationsbewegungen.

Suptropische Länder sind stärker betroffen

Am stärksten betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels sind die Länder, die zu dessen Verursachung am wenigsten beigetragen haben.

Ein anderer großer Hotspot ist in Asien auszumachen. Indien ächzte dieses Jahr über Wochen unter einer Hitzewille mit Temperaturen bis fast 50° Celsius. Vögel fielen dehydriert vom Himmel. Zeitgleich wurde der Nordosten des Landes von Überschwemmungen heim gesucht. Ein weiterer Anstieg des Meeresspiegels wird in Indiens Nachbarstaat Bangladesh Millionen Menschen zur Migration zwingen.

Langfristig absehbar ist eine Zunahme der Konflikte um den Zugang des Wassers, das aus dem Himalaya kommend die Anrainerstaaten versorgt. Und auch der ökonomische Riese China stellt sich auf einen langfristigen Kampf gegen die Folgen des Klimawandels ein. Noch ist es dem Land nicht gelungen, die Ausbreitung der Wüsten zu stoppen.

Am stärksten betroffen von den Auswirkungen des Klimawandels sind die Länder, die zu dessen Verursachung am wenigsten beigetragen haben. Im Jahr 2019 war unter den 10 am stärksten betroffenen Ländern mit Japan nur ein Industrieland, so der Klimaindex von Germanwatch. Acht dieser Länder gehören zu den wirtschaftlich schwächsten der Welt.

Europa hat das Thema auf dem Schirm

Die Herausforderungen, vor die uns der Klimawandel auch sicherheitspolitisch stellt, sind zu groß, als dass sie ein Staat allein annehmen könnte. Die EU hat eine Roadmap „Klimawandel und Verteidigung“ erstellt, die eine Reihe von Handlungsoptionen kurz- und mittelfristiger Natur enthält.

Ziel der Roadmap ist es, die EU und ihre Institutionen in Bezug auf den Klimawandel und seine Folgen zu sensibilisieren, interaktionsfähig zu werden und Kooperationen mit den G7 und G20, der UN, der NATO und der African Union zu ermöglichen.

Im Rahmen unseres Schwerpunktes wollen wir einzelne Aspekte der Bedrohung am Beispiel von Länder- und Regionalstudien vertiefen und die Optionen erörtern, die uns präventiv und in der politischen Intervention zur Verfügung stehen.

Diskutieren Sie mit

  1. Volker Korrmann

    vor 2 Jahren

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Wasserspeicher in der Landwirtschaft können mehr als nur Wasser speichern.
    Sie können auch vor Überflutungen schützen, die Erosion vermindern, das Grundwasser auffüllen und Strom produzieren.
    Zudem werden Sie zu einem Großteil von der Gemeinde bezahlt.

    Siehe: https://www.solarify.eu/2022/06/16/667-wasserspeicher-neu-gedacht/

    Es wäre sehr nett, wenn wir uns hierzu einmal unterhalten könnten.

    Besten Dank

    Volker Korrmann

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