Energiewende aktuell: Wann werden Stromspeicher zum Massenmarkt?

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Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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17. April 2015
Hier kommt die Auswertung unserer letzten Umfrage zu aktuellen Energiepolitik, Umfrage, Energiewende aktuell

Dazu haben wir in unserer letzten Umfrage nach Ihrer Einschätzung gefragt. In den Erläuterungen hatten wir eine jährliche Installation von zwei Gigawatt Leistung, zum Beispiel 400.000 Kleinspeicher a 5 KW, als Massenmarkt eingestuft. Das ist mehr als das 20-fache der bisher in deutschen Haushalten installierten Stromspeicher. Die Mehrheit der Leser im DEZ-Blog scheinen Optimisten zu sein, denn sie gehen davon aus, dass Stromspeicher schon sehr bald zum Massenmarkt werden. 42 Prozent meinen, schon bis zum Jahr 2020 werde dieser Zustand erreicht. Weitere 37 Prozent glauben, dass es noch eine Dekade länger dauert. Für die Antwortmöglichkeit „Bis zum Jahre 2050“ votierten 13 Prozent und nur 7 Prozent sind so pessimistisch, dass sie eine Massenproduktion erst nach Mitte des Jahrhunderts als realistisch einschätzen.

Noch während unsere Umfrage lief, veröffentlichte das Allgäuer Unternehmen Sonnenbatterie eine Pressemeldung und gab bekannt, dass es gelungen sei, die Stromspeicher des Unternehmens langlebiger zu machen. Die Anzahl der Ladezyklen habe von 5.000 auf 10.000 verdoppelt werden können. Damit sinke der Preis für eine gespeicherte Kilowattstunde Strom um 30 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens würde der nun, je nach Größe der Sonnenbatterie, zwischen 17 und 24 Cent/kWh liegen.
StromsppeicherAuch wenn nicht klar ist, ob diese beispielhafte Rechnung aus dem Unternehmen die gesamte Kostensituation einschließlich der Installation und möglicher Reaparaturen realistisch widerspiegelt, könnte sich Dank der Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die die Anschaffung der Stromspeicher mit bis zu 30 Prozent unterstützt, schon jetzt der Eigennutzung des selbst produzierten Stroms lohnen.

Die Berechnung des Preises einer gespeicherten Kilowattstunde ist von zahlreichen Faktoren wie zum Beispiel der Nutzung abhängig. Wer abends Großverbraucher wie die Waschmaschine anwirft, wird auf höhere Kosten kommen als jene, die ihr Verbrauchsverhalten an die Leistung ihrer PV-Anlage und an die des Speichers anpassen. Schub für den Trend zum selbst produziertem und verbrauchtem Strom kommt auch vom Kapitalmarkt. Häufig werden bei der Berechnung der Kosten die Kapitalkosten der Anschaffung oder, wenn das Geld auf der Bank liegt, die entgangenen Zinsen nicht berechnet. Weil die Zinsen auf historischem Tiefstand beharren, fallen sie nun kaum mehr ins Gewicht.

Etwas zusätzliches Geld kann verdienen, wer mit seiner Batterie zum Teil eines Schwarms wird. Dabei werden viele kleine Erzeugungs- und Speicheranlagen virtuell per Software zu einem KraftwerkStromspeicher, Energiewende aktuell zusammen geschlossen. Vor der Anschaffung eines Stromspeichers sollte daher eine genaue Analyse der individuellen Bedingungen stehen. In vielen Fällen könnte es sich schon heute lohnen, über die Anschaffung einer PV-Anlage nebst Speicher nachzudenken. Und frischer Wind für die Speicher kommt bald auch aus einer ganz anderen Richtung: Im Jahre 2020 läuft für die ersten Anlagen die feste Einspeisevergütung nach dem EEG aus. Bevor sie ihren Strom verschenken, werden die Eigentümer dieser Anlagen dann darüber nachdenken, sie mit einem Stromspeicher auszurüsten. Jedes Jahr entfällt dann ab 2020 für zehntausende Anlagen die garantierte Einspeisevergütung. Bis 2035 werden die Eigentümer von 1,2 Millionen PV-Anlagen mit einer Leistungskapazität von 36 GW nach einer Verwertung ihres Stroms suchen. Stromspeicherung wird eine Variante sein. Es gibt folglich begründete Hinweise, dass die Optimisten bei unserer Umfrage bald als Realisten dastehen werden.

Die Umfrage lief vom 30. März bis zum 12. April. An ihr nahmen 123 Personen teil. Derzeit läuft eine Umfrage zu der Frage: Haben HGÜ-Leitungen eine zentrale Rolle bei der Energiewende?

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  1. Hubertus Grass

    vor 9 Jahren

    Danke für Ihren Kommentar, Herr Sax. Die verkleinerten Masten erlauben Ihre Interpretation, Speicher würden künftig geringere Netzkapazitäten nach sich ziehen.

    Dennoch geht Ihr Vorwurf der "Unprofessionalität" daneben, denn die Grafik ist korrekt beschriftet, es geht um den Rückgang des Netzbezuges im Jahresmittel. Aussagen zur Kapazität des Verteilnetz macht die Grafik nicht.

  2. Herbert Sax

    vor 9 Jahren

    Ich bezweifle generell den Nutzen von Solarstromspeicher auf Privatebene. Hausbesitzer werden zu Investitionen verführt die derzeit noch nicht wirtschaftlich sind und zudem noch Brandgefahren bei den Akkus bergen. Bei Bleiakkus besteht diese zwar nicht, aber wie ökologisch ist es sich viele Hundert Kilogramm Blei ins Haus zu holen, nachdem die EU jedes Milligramm Blei aus technischen Geräten verbannt. Sollten Iithium-Ionen-Akkus so preiswert werden dass sich eine private Stromspeicherung rechnet, könnte der private Stromverbrauch in der Tat sinken. Leider wird dabei vergessen dass dies nur etwa 6 Monate im Jahr sein wird. In den Wintermonaten nützt der Akku nichts weil Solaranlagen kaum Ertrag bringen den man speichern könnte. Der Sommer-Winterverbrauch beim Strom wird dann noch asymmetrischer. Geht der private Verbrauch zurück, steigen im Verhältnis dazu die Gemeinkosten der Versorger für den Netzerhalt. Derzeit wird er auf den Strompreis aufaddiert weil der Strom-Grundpreis die Netzerhaltungskosten nicht deckt. Im Ergebnis werden die Versorger den Grundpreis abkoppeln um dann den Strompreis nicht weiter steigern zu müssen. Am Ende läuft dies auf ein Nullsummenspiel für die Verbraucher hinaus. Es wird dann so sein wie beim Wasserpreis. Sparen reduziert den Verbrauch was zum Leitungsnetzerhalt über den Wasserpreis kompensiert wird. Am Ende haben dann die Stromverbraucher eine nutzlose Technik im Haus stehen die volkswirtschaftlich keinen Mehrwert erbringt. Wenn das die schöne neue grüne Welt ist, kann man gerne darauf verzichten.

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  3. Herbert Sax

    vor 9 Jahren

    Das Bild im Beitrag suggeriert Nichtfachleuten dass man die Leistungsfähigkeit unseres Verteilernetzes drastisch reduzieren könnte, wenn private Hausbesitzer sich eine PV-Anlage mit Batteriespeicher zulegen würden. Dem Autor dieses Berichtes scheint nicht klar zu sein dass der Stromverbrauch der Privathaushalte nur etwa 30% des Gesamtverbrauchs ausmacht. Handwerk, Handel und Industrie dominieren den Verbrauch. D.h. ohne die Privatverbraucher kann die Netzkapazität nur marginal reduziert werden. Was aber ist in den Wintermonaten? Hier ist erstmal die mittlere PV-Leistung nur noch 30% gegenüber den Sommermonaten wobei PV-Anlagen oft wochenlang kein Strom liefern wegen Schnee oder bedecktem Himmel. Selbst wenn die Sonne mal vorhanden ist speichern Akkus für PV-Anlagen wegen ihrer eingeschränkten Speicherkapazität max. 2 Tage Energie. Danach wird der Strombedarf zu 100% aus dem Verteilernetz entnommen, wobei er besonders hoch ist weil mehr und mehr Haushalte heute Wärmepumpen zur Hausheizung nutzen. Die Netzkapazität muss sich nach dem Spitzenverbrauch richten. Ein seit über 100 Jahren bekanntes Faktum. Demzufolge ist keinerlei Einsparung im Verteilernetz möglich. Besonders blamabel ist dass die Bilder vom Fraunhoferinstitut und Prof. Volker Quaschning kommen die diese Fakten eigentlich kennen sollten. Man kann wirklich nur noch den Kopf schüttel über soviel Unprofessionalität.

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