Rückblick auf den Debatten-Abend “Energie – ein kostbares soziales Gut?“

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
07. November 2022
Foto: Wolfgang List

Energie ist ein kostbares soziales Gut – oder? Dieser Frage widmeten sich das Podium und Teilnehmende des Debatten-Abends vom 25. Oktober. Es ist ein aktuell viel diskutiertes Thema, das die Politik und vor allem die Gesellschaft vor nie dagewesene Herausforderungen stellt.

Pünktlich um 18:30 Uhr beginnt die Vorständin der Stiftung, Anke Wilhelm, mit der Begrüßung des Publikums und des Podiums, sowohl vor Ort in Stuttgart zugegen als auch digital zugeschaltet. Mit Carolin Roth ist eine erfahrene Moderatorin und Journalistin für die Begleitung des Debatten-Abends nach Stuttgart gekommen – und legte die Tatsache direkt auf den Tisch: “Wir müssen unabhängig werden vom russischen Gas”. Aber wie?

Thomas Augat, CFO von SENEC, Prof. Dr. Andreas Löschel, Lehrstuhlinhaber Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum sowie Franziska Wehinger, Referatsleiterin Planung, Steuerung und Strategie des Umweltbundesamts, stehen hinter der Unabhängigkeits-Forderung, betrachten ihn aber aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Soziale Entlastungspakete sind ein Muss

Franziska Wehinger hebt insbesondere die Herausforderungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen hervor. So seien zwar bereits mehrere Entlastungspakete bei den Menschen angekommen, allerdings bereits schon wieder verpufft. Im nächsten Schritt müsse sich auf die jeweiligen Bevölkerungsgruppen spezialisiert werden. Studierende und Rentner*innen etwa hätten unterm Strich die selben Ansprüche, aber unterschiedliche finanzielle Fixkosten. Entlastungspakete sollten sich, so Franziska Wehinger, prozentual am Gehalt orientieren. Gleichzeitig würden verhaltenssteuernde Maßnahmen dafür sorgen, dass das Geld an den gewollten Stellen investiert wird.

Andreas Löschel sieht ebenfalls ein Problem in der Handhabung der Entlastungspakete. Er setzt auf einen Mix aus Instrumenten und Maßnahmen. Das Einsparen von Energie durch Nutzung eines Duschsparkopfes sei wichtig, aber nicht allein die Lösung des Problems. Hier sehe er die Sensibilisierung, die Preisanpassung und weitere begleitende Maßnahmen als unabdingbar. Die Energiesparkampagne zur Sensibilisierung der Menschen finde allerdings bislang wenig Anklang. Da ist sich auch das Publikum in Stuttgart einig. Bei der Frage, ob die Zuschauenden sich von der Kampagne angesprochen fühlten oder sie zumindest kennen, meldet sich nur eine Person. Franziska Wehinger wünscht sich vor diesem Hintergrund eine Kampagne mit echtem Mehrwert, wie in Norwegen. Dort gäbe es Energiespar-Wettbewerbe, die Menschen auf spielerische Art und Weise zum Handeln bringen. Ein Anfang.

Weniger Hürden für den Einsatz Erneuerbarer Energien

Regenerative Energien müssten ausgebaut werden – daran führe kein Weg vorbei. Darin ist sich Thomas Augat sicher. Er ist Experte auf dem Gebiet der Energieversorgung, insbesondere für die Kombination von eigenen PV-Anlagen und Speichern mit dem Mieterstrommodell. Daher weiß er um die Hürden für Eigentümer*innen und Mieter*innen. Die wenigsten würden dieses komplexe Thema umfassend verstehen. Die Konsument*innen zu Prosumer*innen zu machen und über die Vorteile zu informieren – das sei aus seiner Sicht noch zu wenig gewichtet. Andreas Löschel ergänzt, dass es zudem um jede eingesparte Kilowattstunde gehe, das müsse auch nach außen getragen werden. 

Im Laufe des Abends thematisieren die drei Fachleute die Hürden beim Ausbau der Erneuerbaren. Franziska Wehinger weist auf fehlende Flächen und mangelnde Infrastruktur hin, etwa für den Bezug von Wasserstoff als Energieträger. Fakt sei: Der enorme Bedarf an grünem Wasserstoff könne mit deutschen Anlagen für Erneuerbare nicht gedeckt werden. Das wiederum dürfe das Land aber nicht in die nächste Abhängigkeit führen, so die Referatsleiterin. Demnach müsse der Ausbau der Erneuerbaren rasant voranschreiten – etwa achtmal so schnell wie bisher.

Aus Sicht von Thomas Augat heißt das, zugleich als Antwort auf eine weitere Publikumsfrage: Vereinfachte Regelungen und eine zielgerichtete Quartiersentwicklung seien dringend nötig. Auch die Digitalisierung und der smarte Ausbau von erneuerbaren Energien seien konkrete Ziele, die es zu verfolgen gelte, ergänzt Andreas Löschel. Als eher radikale Maßnahmen bewertet Franziska Wehinger das Tempolimit oder den autofreien Sonntag.

Ein Ende der Energiekrise, da ist sich das Podium einig, sei noch nicht in Sicht. Positiv sei, dass durchaus viele Maßnahmen in Frage kämen, um die Wucht der Energiepreise für die Bevölkerung abzufedern. Die Expert*innen auf dem Podium haben während des Debatten-Abends mögliche Schritte skizziert und Mut gemacht. Alle säßen in einem Boot, so der Tenor. Es gelte, die Energiewende gemeinsam anzupacken.

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