Das wollten wir in unserer letzten Umfrage von Ihnen wissen. Das Ergebnis war knapp wie nie. Mit 28 Prozent lag der Ausbau der erneuerbaren Energien vorne, gefolgt von der Elektromobilität (26%), der Energieeffizienz im Gebäudebereich (25%) und dem Kohleausstieg (21%). Offenbar lässt sich bei der Entwicklung der Energiewende 2016 kein Bereich identifizieren, von dem unsere Leserinnen und Leser überdurchschnittliche Fortschritte erwarten. Schauen wir mal auf die aktuellen Entwicklungen.
Ausbau der Erneuerbaren
Schon im letzten Jahr lief der Ausbau der Erneuerbaren eher unterdurchschnittlich. Bei der Fotovoltaik wurde der angepeilte Ausbaukorridor weit unterschritten, beim Wind kämpft die Branche darum, dass das Ziel von 2,5 GW erhalten bleibt. Die politischen Signale in den ersten Wochen des Jahres lassen nicht darauf schließen, dass die Erneuerbaren in 2016 größere Fortschritte machen. Der Welpenschutz für die Erneuerbaren, so Wirtschaftsminister Gabriel, sei vorbei. Der Staat steuere die Menge, der Markt den Preis.
Sicher ist, dass global die Erneuerbaren zulegen werden. Sicher ist auch, dass es die Bundesregierung gern sehen würde, dass der Industriestandort Deutschland an diesem Wachstum partizipiert. Noch weiß sie aber nicht, wie sich der Widerspruch – die Mengenbeschränkung (der sog. atmende Deckel) in Deutschland mit der Teilhabe am internationalen Boom – aufheben lässt. Wir sind skeptisch, ob der Ausbau der Erneuerbaren in der derzeitigen Konstellation die Energiewende 2016 entscheidend voran bringen wird. Erst mittelfristig wird sich das unseres Erachtens nach ändern. Wenn die Kosten für die Erzeugung und Systemlösungen weiter fallen, werden die Erneuerbaren ganz unabhängig von den politischen Entscheidungen auch in Deutschland einen neuen Boom erleben.
Entwicklung der Elektromobilität 2016
Die Zulassungszahlen in der Elektromobilität weisen nach oben. Mit 0,4 Prozent deckt der Anteil der reinen Elektrofahrzeuge aber gerade einmal den Bereich einer kleinen Nische ab. Was soll sich daran in 2016 ändern? Soweit absehbar wird es keine weiteren staatlichen Förderungen geben. Die Kaufprämie ist vom Tisch.
Die technische Entwicklung macht große Fortschritt und damit die Autos attraktiver: Der neue e-Golf soll 30 Prozent mehr Reichweite bekommen – um so mit den Autos von Renault und Nissan gleich zu ziehen. Wer 500 Kilometer mit einer Ladung in einem deutschen Auto fahren will, muss noch ein wenig warten. Audis Q 6 soll das 2018 schaffen. Fortschritte in der Elektromobilität macht nur das Fahrrad. Weil aber E-Bikes keine Autos ersetzen, leisten sie auch keinen Beitrag zur Dekarbonisierung und zur Energiewende.
Energieeffizienz im Gebäudebereich
Das Stiefkind der Energiewende wird sich, das meinte ein Viertel unserer Leser, in 2016 überdurchschnittlich entwickeln. Gibt es Gründe für diesen Optimismus? Wir haben gesucht und kein durchschlagendes Argument gefunden. Weder an der Struktur der Förderung noch an ihrer Höhe hat sich Grundlegendes geändert. Und alle Beteiligten scheinen ein wenig ratlos zu sein ob der Herausforderung des preiswerten Öls. Gemessen an der Kaufkraft war Heizen noch nie so preiswert wie in diesem Jahr. Warum sollte die Energiewende 2016 in diesem Bereich Fortschritte machen? Etwas Hoffnung gibt es. Der Energieblogger Andreas Kühl, Spezialist für Energie-Effizienz, verweist in seinem aktuellen Beitrag auf einen innovativen Ansatz aus den Niederlanden.
Kohleausstieg
Stell Dir vor, es ist Kohleausstieg und keiner will drüber reden. Die aktuelle Entwicklung erinnert an einen alten Spruch der Pazifisiten. Alle wissen, dass der Kohleausstieg zwingend kommen muss. Alle wissen, dass das Thema nicht mehr das Ob des Ausstieges ist, sondern nur noch das Wie. Aber dennoch fasst niemand von denen, die in Verantwortung stehen, das heiße Eisen an. Jedenfalls nicht vor der Bundestagswahl 2017.
Agora Energiewende hatte der Politik eine Steilvorlage geschickt, aber statt den Ball aufzunehmen, lässt die Politik ihn liegen.
Fortschritte in der Energiewende 2016 nur global?
„Die Erneuerbaren Energien werden auch in 2016 rasant zulegen. Skeptisch bin ich in Bezug auf Deutschland. Wir sind im Begriff, große Chancen zu verspielen: In der Klima- und Umweltpolitik aber auch in der Industriepolitik.“ Prof. Weber blickte im Interview mit dem Energiewendeblog skeptisch auf die weitere Entwicklung. Man hat den Eindruck, dass der gute Wille der Bundesregierung für eine aktive und fortschrittliche Energie- und Klimapolitik genau bis Paris gereicht hat. Jetzt ist die Luft raus. Auf 1, 5 Grad will die Staatengemeinschaft den Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit begrenzen. Seit dieser Woche ist bekannt, dass wir ein Grad bereits erreicht haben. Fortschritte in der Energiewende sind dringender denn je. In Deutschland erwarten wir sie nicht.
Unsere Umfrage lief vom 11. bis zum 24. Januar. An ihr nahmen 80 Personen teil.
Zu unserer aktuellen Umfrage zur Wärmewende geht es hier entlang.
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