Jahrelangen Erfahrung bei der Initiierung und Begleitung von Bürgerenergie-Projekten
Hermann Falk ist seit März 2017 Vorstand der GLS Treuhand, einem gemeinnützigen, stiftungsähnlichen Förderverein in Bochum. Zuvor war er seit Februar 2013 Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) in Berlin. In dieser Zeit setzte er sich auch stark für die Belange der Bürgerenergie ein und gehörte zu den Initiatoren des Bündnis Bürgerenergie (BBEn), wo Hermann Falk derzeit dem Aufsichtsrat vorsitzt.
Beim unserem heutigen Debattenabend zur Akzeptanz der Energiewende sitzt Hermann Falk mit auf dem Podium. Er verfügt über jahrelangen Erfahrung bei der Initiierung und Begleitung von Bürgerenergie-Projekten. Wir hatten Gelegenheit, vorab ein Interview mit ihm zu führen.
Alle wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Argumente sprechen für den Ausbau der Erneuerbaren
Stiftung Energie & Klimaschutz: Was macht die GLS Treuhand, deren Vorstand Sie sind?
Hermann Falk: Die GLS Treuhand ist ein Förderverein, der die ganze Bandbreite des gemeinnützigen Handelns abdeckt – von der Stärkung der Zivilgesellschaft und Demokratie, der Kunst und Kultur über Entwicklungszusammenarbeit, ökologischer Landbau, Bildung bis hin zu einem meiner Lieblingsthemen: Energiewende und Umweltschutz. Das geschieht unter anderem auch in Form von Stiftungen. So ist die Stiftung Neue Energie bei uns unter dem Dach angesiedelt. Diese Stiftung hat jüngst ein größeres Budget bereit gestellt, um eine angemessene CO2-Bepreisung in Deutschland gesellschaftlich und parlamentarisch mit durchzusetzen.
Stiftung: Wie sind Ihre Erfahrungen aus der langen Begleitung von Energiewende-Projekten: Hat sich die Stimmung verändert? Sinkt die Akzeptanz der Erneuerbaren am Ort der Projektumsetzung?
Falk: Mir scheint, dass die Zahl der Menschen wächst, die die Energiewende partout ablehnen. Für Argumente sind diese Menschen nicht mehr zugänglich. Insgesamt erleben wir vor Ort eine Spiegelung der Situation, die wir auch in der Bundespolitik haben: Es gibt nach wie vor Enthusiasten, aber – ebenso wie die Bundeskanzlerin, am Anfang oft als „Klimakanzlerin tituliert, ihre anfängliche Begeisterung verloren hat – viele Leute sind in eine Art Indifferenz abgeglitten. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist zum Spielball von eher politischen Interessen geworden, obgleich alle wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Argumente für sie sprechen – das kann man für die Bundesebene ebenso feststellen wie in den Städten und Gemeinden.
Beteiligung ist ein Freiheitsraum
Beteiligung setzt voraus, dass es einen Gestaltungsraum gibt, den die Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen können
Stiftung: Sehen Sie Möglichkeiten, der Energiewende vor Ort wieder mehr Schwung zu verleihen?
Falk: Beteiligung ist das entscheidende Wort. Und echte Beteiligung beinhaltet mehrere Dimensionen. Es kann dabei um finanzielle Beteiligung gehen. Beteiligung meint aber auch Mitmachen und sich engagieren in einem ergebnisoffenen Prozess. Das setzt voraus, dass es einen Gestaltungsraum gibt, den die Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen können. Beteiligung kann ich nicht passiv vor dem Fernseher erleben. Es ist ein Freiheitsraum, den ich mit meiner Aktivität und in Gemeinschaft ausfüllen kann. Ein Stück gelebte Demokratie, vor allem wenn ich sehen kann, was sich durch meinen Beitrag verändert hat.
Die Bürgerinnen und Bürger sollten vor Ort erleben, wie die Energiewende funktioniert – was das Bio-Kraftwerk im Keller leistet und welche Auswirkungen es auf die Zähler hat. Besonders spannend: wie die eigene Energieerzeugung in naher Zukunft in die lokale und regionale Versorgung eingebunden ist. Mit Erneuerbarem Strom und Wärme aus der Region machen wir die Energiewende anschaulich und stärken den Verantwortungsraum des einzelnen Produzenten und Konsumenten.
Stiftung: Vielen Dank für das Gespräch
Heute per Livestream dabei sein
Wir übertragen den Debattenabend zur Akzeptanz der Energiewende am 11. Oktober live im Internet.
Ab 19 Uhr können Sie über diesen Link folgen: https://www.ims-cms.net/pub/27320/StiftungEnergieKlimaschutz/
Die weiteren Diskutanten sind:
- Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung im Staatsministerium Baden-Württemberg
- Manfred Güllner, Geschäftsführer und Gründer der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH
- Dirk Güsewell, Leiter Geschäftseinheit Erzeugung Portfolioentwicklung – Erneuerbare Energien, EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Alle Beitrag in unserer Reihe zur Akzeptanz der Energiewende finden Sie hier.
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