Umfrageergebnis: Schaffen wir 2018 den Übergang von der Strom- zur Energiewende?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
22. Februar 2018
Schaffen wir 2018 den Übergang von der Strom- zur Energiewende?

Dazu hatten wir bei unserer letzten Umfrage Ihre Einschätzung wissen wollen. Und das Ergebnis ist sehr eindeutig. Die übergroße Mehrheit, 62 Prozent, antwortete mit Nein. Der Anteil der Optimisten lag mit 18 Prozent etwa ebenso niedrig wie diejenigen, die mit „Bleibt abzuwarten“ votierten. Die Skepsis überwog, ob wir den Übergang in diesem Jahr hin bekommen.

Warum ist der Übergang von der Strom- zur Energiewende wichtig?

Der größte Teil der anthropogenen Treibhausgasemissionen (THG) in Deutschland stammt mit über 84 Prozent aus dem gesamten Energiesektor. Von den 902 Millionen Tonnen CO2-Äquivanten, die wir jährlich emittieren, kommen 335 Mio. t aus der Energiewirtschaft und damit aus dem Sektor Strom. Das sind 37 Prozent unserer Treibhausgasemissionen. Von daher war und ist es richtig, in diesem Bereich mit der Energiewende anzusetzen. Und beim Strom können wir, was den Anteil der Erneuerbaren betrifft, ja auch Erfolge verbuchen. Mit einer Bereitstellung von 36,1 Prozent der Energie des Stromverbrauchs haben die Erneuerbaren in 2017 einen Rekord aufgestellt. Leider hat die Zunahme der Erneuerbaren in den letzten Jahren nicht dafür gesorgt, dass die Emissionen im Strommarkt im gleichen Maße zurück gingen.

Emissionen nach Sektoren

Die Steigerung der Emissionen in den Sektoren, Verkehr, Industrie und Gebäude kompensierten die leicht sinkenden Emissionen beim Strom, so dass Deutschland beim Klimaschutz 2017 erneut auf der Stelle getreten ist. Viel Aufwand für nichts.

Wir brauchen den Übergang auf die anderen SektorenIm Strommarkt sind Veränderungen nötig, die dafür sorgen, dass ein wachsender Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien sich auch in einem adäquat sinkenden CO2-Ausstoß nieder schlägt. Aber das allein wird nicht reichen. Zumal noch der Strom aus den Atomkraftwerken zu ersetzen ist, die bis 2023 abgeschaltet werden. Selbst bei einem zügigen Einstieg in den Kohleausstieg werden wir das Klimaschutzziel für 2030 verfehlen, wenn die Energiewende eine Stromwende bleibt.

Ein beschleunigter Ausbau der Erneuerbaren allein reicht nicht

Ein Irrglaube wäre die Annahme, dass eine Beschleunigung beim Ausbau der Erneuerbaren bei gleichzeitiger Kopplung der Sektoren das Allheilmittel sei, damit Deutschland seine nationalen und internationalen Verpflichtungen beim Klimaschutz erfüllt. Wenn der Ausbau der Erneuerbaren nicht flankiert wird durch Energieeinsparen und Energieeffizienz, werden wir bei der Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens scheitern.

Die erneuerbaren Energien sind ein zentraler Bestandteil der Energiewende. Doch nur auf sie zu blicken, verengt den Fokus auf die vor uns liegenden Herausforderungen. Können wir ein Wirtschaftswachstum, das gleichzeitig zu mehr Verkehr, einem erhöhtem und schnelleren Umschlag von Gütern und zu einer Ausweitung der Wohnfläche pro Kopf führt, mehr als kompensieren? Schaffen wir es, den Bestand an Ölheizungen (immer noch 28 Prozent, davon nur 3 Prozent mit Brennwertkesseln) durch Wärmepumpen oder solar-unterstützte Erdgas-Brennwertkessel zu ersetzen?

Wir brauchen den Übergang von der Strom- zur Energiewende

Die Erfolge im Gebäudebereich nach 1990 sind auf die Umstellung der Feuerungen von Braunkohle (besonders in Ostdeutschland) und von Öl auf Erdgas zurück zu führen. Seit 2007 sinken die Emissionen nicht mehr, Witterungseinflüsse schlagen stärker zu Buche als Erfolge beim Klimaschutz.

Die Energiewende darf keinen Bereich auslassen

Ein Bereich wie der rasant wachsende Güter- und Personenverkehr hat bislang bei der Energiewende fast keine Rolle gespielt. Die Emissionsbelastungen durch Lkws, den Luftverkehr sowie die Binnen- und die Hochseeschifffahrt steigen. Und man hat nicht den Eindruck, dass die letzten Regierungen diese Herausforderung mit der nötigen Konsequenz angegangen wären. Wird sich das in 2018 ändern?

Ähnlich sieht es in der Landwirtschaft aus. Obwohl nur für 7,5 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich, darf dieser Sektor nicht ausgespart bleiben. Seit Mitte der 90ziger, dem Beitritt Deutschlands zum Kioto-Abkommen, ist die Höhe der THG aus der Landwirtschaft konstant. Auch hier müssen wir den Übergang zur Energiewende einleiten, wenn wir den Klimaschutz ernst nehmen wollen.

Schaffen wir 2018 den Übergang von der Strom- zur Energiewende? Unsere Leserinnen und Leser sind mehr als skeptisch. Unsere Umfrage startete, bevor die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD begannen. Ob die nun vorliegende Vereinbarung zu einem anderen Ergebnis geführt hätte? Wir haben das Papier zum Gegenstand der aktuellen Umfrage gemacht. Wie bewerten Sie den Koalitionsvertrag in den Bereichen Klima und Energie?

Unsere Umfrage zum Übergang von der Strom- zur Energiewende lief vom 8. Januar bis zum 18. Februar. An ihr nahmen 111 Personen teil.

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