War watt: Speicher für die Energiewende

Gastautor Portrait

Hubertus Grass

Kolumnist

Nach Studium, politischem Engagement und Berufseinstieg in Aachen zog es Hubertus Grass nach Sachsen. Beruflich war er tätig als Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen, Prokurist der Unternehmensberatung Bridges und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden. 2011 hat er sich als Unternehmensberater in Dresden selbständig gemacht.

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25. Juni 2015
Energiewende aktuell

Keiner kann es so gut wie Elon Musk: Der Tesla-Chef ist ungekrönter Meister der globalen Werbung in eigener Sache. Bevor Musk Anfang Mai der Öffentlichkeit verkündete, Stromspeicher für das Eigenheim zu einem günstigen Preis zu produzieren, war dieser Markt eine unbekannte Nische. Sieben Wochen und hunderte Medienberichte später stehen die neuen Speicher für die Energiewende im Zentrum des Interesses – auf den Messen, auf den Wirtschaftsseiten der Zeitungen und in den einschlägigen Blogs im Netz.

Die Revolution im Strommarkt?

Die Speicher werden den Strommarkt revolutionieren. Davon ist LichtBlick-Geschäftsführer Gero Lücking überzeugt. Als Elon Musk die Tesla Powerwall in San Francisco präsentierte war der Gründer und Chef von LichtBlick, Heiko von Tschischwitz, mit dabei. Sogar die Bild-Zeitung berichtete. Der Ökostromanbieter will die kleinen Speicher für die Energiewende mit seinem Schwarmdirigenten zu einem virtuellen Kraftwerk vernetzen. Tesla und Lichtblick haben gemeinsam Großes vor. Die Zusammenarbeit in Deutschland soll später auf die EU sowie die USA, Australien und Neuseeland ausgedehnt werden. Revolutionär ist vor allem der angekündigte Preis für die Powerwall: Mit ca. 320€ pro KWh (Vertriebspreis für Händler, ohne Komponenten) unterbietet er die Konkurrenz deutlich.

Mittlerweile sollen mehr als 40.000 Geräte geordert worden sein – das ist fast die dreifache Menge Energiespeicher-Sonnenbatterie_eco_4, Speicher für die Energiewendeder Speicher für die Energiewende, die in Deutschland insgesamt aufgestellt wurden. Damit ist die Produktion der Powerwall kurz nach der Ankündigung bis ins Jahr 2016 bereits durch Vorbestellungen ausverkauft. Da trifft es sich gut, dass Tesla nicht der einzige Hersteller auf der Welt ist. Das Produkt des Dresdner Unternehmen Solarwatt „MyReserve“ wurde auf der Intersolar mit dem „ees Award 2015“ ausgezeichnet. Der Endkundenpreis des Produkts liegt über 1.000€/KWh und so könnte man die Dresdner als einen Nischenanbieter einstufen, einem Underdog auf dem globalen Markt neben Tesla und Co. Doch auch bei Solarwatt könnte zusammen wachsen, was zusammen gehört: Der Strommarkt und die Mobilität. Haupteigner mit über 90% von Solarwatt ist ein gewisser Stefan Quandt, besser bekannt in seiner Rolle als Großaktionär von BMW. Den Quandts gehörte früher mal der traditionsreiche deutsche Batteriehersteller Varta. Nun schickt sich Stefan Quandt an, durch die Verbindung zwischen dem Automobil- und dem Solarhersteller den „Akku neu zu laden“.

Nicht weit von Solarwatt in Dresden entfernt werden in Kamenz  bei der Deutschen ACCUmotive, einer 100%igen Tochter der Daimler AG, Speicher für die Energiewende und die Mobilität produziert. Das Geschäft mit den hochkomplexen Antriebsbatterien für Hybrid- und Elektrofahrzeuge lief lange nicht so recht lief, nun wird die Belegschaft in Kamenz verdoppelt – von 170 auf 340 Personen, denn auch Daimler will gemeinsam mit der EnBW AG in den Markt der Stromspeicher für Heim und Gewerbe einsteigen. Der Fahrzeughersteller liefert die Hardware der „Energiespeicher Home“, von der EnBW kommt mit dem System EnergyBASE die Software für das Management des Systems.

Speicher fürs Haus und das Auto aus einer Hand?

Tesla, BMW, Daimler – jetzt fehlt noch Volkswagen im Geschäft bei den stationären Speichern. Ob die Akkus zu Hause an der Wand hängen und mit der Solaranlage kooperieren, oder in größeren Proportionen Elektroautos antreiben, macht trotz abweichender Beanspruchungen keinen so großen Unterschied. Was bleibt da für die vielen kleinen Anbieter auf dem Markt übrig, die sich nicht auf eine Verbindung mit einem Fahrzeughersteller stützen können? Focus zählte im März immerhin 380 Angebote (!!) der Speicher für die Energiewende.

Als Global Player in jedem Fall im Auge zu behalten ist Panasonic. Die Japaner sind sowohl im Geschäft mit Akkus als auch mit Solaranlagen aktiv. Egal ob man einen Tesla, VW oder Toyota mit Elektroantrieb kauft, für den Antrieb sorgt eine Panasonic-Batterie. Als weltgrößter Zulieferer hat das Unternehmen kein Interesse in den Endkundenmarkt bei den Kleinspeichern zu gehen, man arbeite lieber mit den Netzbetreibern zusammen, um die Integration der Systeme in die Netze zu optimieren.

Die Speicher von Solarwatt kommen aus Schwaben, Lieferant ist die Firma Sonnenbatterie. Technisch hat sie das Zeug in die Champion-Liga aufzusteigen, denn die Akkus gehören mit 10.000 Ladezyklen zu den Marathonläufern auf dem Markt.  Neben vielen anderen präsentierte auch die Varta Storage GmbH auf der Intersolar einen neuen Energiespeicher. Tesla sei Dank: Auf dem Markt der Speicher für die Energiewende bewegt sich mehr denn je und zum Wohle des Kunden ist für hinreichend Wettbewerb gesorgt.

EnergyBase, Speicher für die Energiewende

Wirtschaftlichkeit von Speichern

Die Beantwortung der wichtigsten Frage steht aber noch aus: Rentiert sich die Anschaffung eines Speichers für die private oder gewerbliche Solaranlage? Der Dumpingpreis der Powerwall von Tesla hat für Aufregung aber nicht für einen erneuten Preissturz im Markt gesorgt. Folgt man der Studie „Dezentrale Solarstromspeicher für die Energiewende“ der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin werden sich mittelfristig „…Speichersysteme bei fallenden  Speichersystempreisen auch ohne Förderungen rechnen.“ Ganz anders sieht das Rüdiger Pachotta, Betreiber des Blogs „Energie-Lexikon“.  In Auseinandersetzung zu der Studie formuliert er seine Meinung zu den kleinen Solarspeichern: „Die Wirtschaftlichkeit ist und bleibt illusorisch“. Zu einem ähnlichen aber moderateren Urteil kommt Michael Sterner, Professor der Ostbayerischen Hochschule in Regensburg (OTH) und Leiter der dortigen Forschungsstelle für Energienetze und Energiespeicher (FENES). Zwar habe die Massenproduktion dafür gesorgt, dass die Kosten für Herstellung der Batteriezellen drastisch gesunken sei. Je kleiner die Anlage, desto relativ teurer sei aber der Aufwand, „um aus den Zellen ein Batteriesystem samt Leistungselektronik, Mess- und Regelungstechnik, Sicherheit, Gehäuse, Installation, Händlermargen und Arbeit zu entwickeln.

Sterner, der sich selbst als „Idealisten der Energiewende“ bezeichnet, rechnet erst dann mit einem Boom bei den kleinen Speichern für die Energiewende, wenn sich für jedermann nachvollziehbar eine Rendite ergebe. Ob das nun in fünf Jahren passiert, wenn die ersten Solaranlagen aus der EEG-Förderung fallen, oder ein paar Jahre früher oder später, ist nebensächlich. Der Durchbruch kommt mit der Rentabilität. Und die kommt.

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