In Verbindung mit Energiewende-Meilensteinen blickt man oft automatisch zurück: Liberalisierung des Strommarkts, neue Gesetzesentwürfe, EEG Novellen, Atomausstieg – das sind die großen Schlagworte, die schnell in den Sinn kommen. Dabei ist die Energiewelt regulatorisch immer komplexer geworden: Zwischen den 1930er und den 1970er Jahren waren es noch weniger als zehn (!) Normen, die das Energiesystem in Deutschland geregelt haben. Seitdem ist die Zahl rasant gestiegen – auf derzeit etwa 10.000 bis 15.000 Normen. Tendenz steigend, so Rechtsanwalt Dr. Michael Weise von der Kanzlei Becker, Büttner, Held auf dem Smart Grids-Kongress in Fellbach bei Stuttgart am vergangenen Montag.
Energiewende-Ziele in ferner Zukunft
Werfen wir einen Blick in die Zukunft, sind es vor allem die Planungen der Bundesregierung, die großen Energiewende-Ziele, die als Meilensteine in Frage kommen. So ist es erklärtes Ziel, bis 2050 den Bedarf an Primärenergie um 50 Prozent zu senken, den Ausbau der Erneuerbaren auf 80 Prozent zu erhöhen und die Treibhausgas-Emissionen um 90 Prozent zu senken. Alles bezogen auf das Referenzjahr 1990.
Zahl der Normen explodiert
Aber kann man tatsächlich sicher und zuverlässig soweit in die Zukunft planen? Stand heute vergehen bis dahin noch 35 Jahre – eine Generation wächst in dieser Zeit heran – und mit Blick auf die vorhergehenden Entwicklungen könnte sich die Zahl der Normen verdoppeln auf 30.000. Komplexe Aussichten.
Neuer Meilenstein: Digitalisierung der Energiewende

A propos Komplexität: Hier kommt die Digitalisierung der Energiewende ins Spiel. Gesetzlich vor etwa einem Jahr durch die Bundesregierung auf den Weg gebracht, und nun, am gestrigen Nachmittag in Berlin mit einem weiteren Meilenstein feierlich befeuert: Staatssekretär Rainer Baake überreichte für das Förderprogramm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie die Förderbescheide an die Projektverantwortlichen. Somit können fünf Großprojekte in Deutschland zum Januar 2017 an den Start gehen. Ziel ist es, in großflächigen „Schaufensterregionen“ skalierbare Musterlösungen für eine umweltfreundliche, sichere und bezahlbare Energieversorgung bei hohen Anteilen erneuerbarer Energien zu entwickeln und zu demonstrieren. Im Zentrum stehen dabei die intelligente Vernetzung von Erzeugung und Verbrauch sowie der Einsatz innovativer Netztechnologien und -betriebskonzepte.
C/sells: Das einzige Modellprojekt mit PV im Fokus
Das Schaufenster C/sells, angesiedelt in Süddeutschland in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern und Hessen wird demonstrieren, wie die intelligente Energieversorgung der Zukunft aussieht: zellulär, vernetzt, partizipativ, nachhaltig und komfortabel. Und eben nicht komplex. Rund 50 Partner aus Industrie, Energiewirtschaft und Wissenschaft werden innerhalb der nächsten vier Jahre an dezentral verbundenen Energiesystemen arbeiten und dabei die Bevölkerung – die Prosumenten – mitnehmen. Bereits heute wird etwa die Hälfte der solaren Stromerzeugung in Süddeutschland produziert.
Meilensteine selbst setzen am 31.1. und 1.2.2017

Welche wirtschaftlichen Chancen im Umbau des Energiesystems stecken, das ist Thema der Konferenz „Smart grid sells“ am 31.1. und 1.2.2017 in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart, bei der auch Blog-Moderator Hubertus Grass als Referent im Programm eingebunden ist. Veranstalter ist die Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. , Initiator des Großprojekts C/sells. Da C/sells sowohl das Fachpublikum vernetzt, als auch die Bürgerinnen und Bürger adressiert und gezielt in die Diskussionen zur Digitalisierung der Energiewende einbindet, ist der Kongress eine hervorragende Gelegenheit, mitzuerleben, welche Energiewende-Meilensteine für das Energiesystem der Zukunft Anfang 2017 gesetzt werden. Anmeldungen zum Kongress sind nach wie vor möglich, bis 15.12.2016 gibt es rabattierte Tickets.
Und, welche Meilensteine für die Energiewende 2017 haben Sie schon geplant?
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