Energiewende-Index 2016 – Vorreiterrolle Deutschlands bedroht

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
20. September 2016

Es muss etwas passieren, wenn Deutschland seine Rolle als Vorreiter der Energiewende nicht an andere Weltregionen verlieren will – so lautet das Urteil der Unternehmensberatung „McKinsey & Company“ in ihrem kürzlich erschienen Energiewende-Index 2016. Der Energiewende-Index betrachtet und analysiert seit 2012 halbjährlich den Status der Energiewende in Deutschland. Gemessen an den von der Bundesregierung, gesteckten Zielen für das Jahr 2020 vergleicht die Unternehmensberatung „McKinsey & Company“, ob diese realistisch oder unrealistisch sind. Der Energiewende-Index gliedert sich in drei Eckpunkte, welche jeweils noch in fünf Unterpunkte aufgeteilt sind. Das energiewirtschaftliche Dreieck bilden Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit.

Energiewende-Index 2016 mahnt: Verstärkte Systemintegration erforderlich

Index_1Die Autoren des aktuellen Indexes legen nah, dass eine „verstärkte Systemintegration“ erforderlich sei, denn zehn der fünfzehn Erhebungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert. Mit Blick auf die Zielsetzung für 2020 sind sieben Indikatoren weiterhin realistisch, weitere sieben sind unrealistisch und ein Indikator hat leichten Anpassungsbedarf.

Zu den massivsten Veränderungen im Index zählt der starke Anstieg der Kosten durch Netzeingriffe. „Immer häufiger sind so genannte Redispatch-Maßnahmen notwendig, die das Zu- und Abschalten von Kraftwerkskapazitäten regeln“, sagt McKinsey-Seniorpartner Thomas Vahlenkamp, der den Index entwickelt hat. Dadurch haben sich die Kosten auf zuletzt 403 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die wachsende Zahl der Netzeingriffe resultiert fast vollständig aus Engpässen auf den Nord-Süd-Trassen in den Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber.

Unter den realistischen Indikatoren sind der Offshore Wind-Ausbau und die Anbindung der bereits bestehenden Offshore-Windparks, der Solar-PV-Ausbau, Ausfall der Stromversorgung, die Reservemarge, die Arbeitsplätze in den Erneuerbaren Energien, die Arbeitsplätze in stromintensiven Industrien.

Leichten Anpassungsbedarf hat der Ausbau des Transportnetzes. Der Einsatz von Erdkabeln soll den stockenden Ausbau allerdings ankurbeln. Der einzige Wermutstropfen sind allerdings die Kosten, die laut Bundeswirtschaftsministerium um acht Milliarden Euro steigen könnten.

Die unrealistischen Indikatoren sind der steigenden Stromverbrauch, der zunehmende CO2-Ausstoß, der zu langsam sinkende Primärenergieverbrauch, die zu schnell steigenden Kosten für Netzeingriffe, die hohen Haushaltsstrompreise, die Industriestrompreise und die gestiegene EEG-Umlage. Die Autoren des aktuellen Energiewende-Indexes kommen zu dem Schluss, dass die Entwicklung der Energiewende kritisch zu betrachten ist, weil sich insgesamt zehn der 15 Erhebungen verschlechtert haben und sieben Erhebungen der Kategorie „unrealistisch“ angehören.

Den aktuellen Energiewende-Index 2016 können Sie in unserer Energiebibliothek oder hier herunterladen.

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