Stadsleveransen – eine nachhaltige Logistiklösung für unsere überfüllten Großstädte?
Beitrag vom 26. Februar 2021
Wer kennt es nicht – die unzähligen Lieferwagen, die in unseren Großstädten die Straßen verstopfen und den Verkehr zum Stocken bringen. Zentral gelegene Kaufhäuser werden heute im Schnitt 7,5-mal pro Tag angefahren, um mit neuer Ware versorgt zu werden [1]. Dabei pendeln die Transporter zwischen den Verteilzentren im Umland und den Geschäften in der Innenstadt. Im Stadtzentrum verlieren die Lkws besonders viel Zeit bei der sogenannten „letzten Meile“ bis zum Erreichen des gewünschten Zielortes. Bis ein Transporter eine geeignete Abladefläche ausfindig macht, können einige Extrarunden im dichten Stadtverkehr nötig werden. Zum Leid der Anwohner, die dadurch einer erhöhten Lärm- und Emissionsbelastung ausgesetzt sind.
Auch Göteborg hatte lange Zeit mit erhöhten Feinstaubwerten und zu vollen Straßen zu kämpfen. Normale Anlieferungen mit Transportern oder Lkws sind auf stark befahrenen Straßen daher nur noch zwischen 5 und 10 Uhr morgens erlaubt. Eine weitläufige Umweltzone in der Stadt lässt zusätzlich nur effizientere Fahrzeugklasse zu. Zukünftig sollen sogar nur noch vollständig emissionsfreie Fahrzeuge erlaubt sein.
Einige betroffene Geschäfte in der Innenstadt konnten den neuen Anforderungen bei der Anlieferung der Waren nicht mehr gerecht werden. Gemeinsam mit der Stadt Göteborg wurde 2012 ein Pilotenprojekt namens „Stadsleveransen“ gestartet. Das Ziel von Stadsleveransen ist es, große Lkws durch kleine Elektrofahrzeuge und Elektrolastenräder zu ersetzen. Die Waren werden zunächst am Stadtrand in einem Zwischenlager angeliefert. Die „letzte Meile“ bis zu den Geschäften wird dann von den emissionsfreien und flexiblen Lasträdern oder kleinen Elektrotransportern übernommen. Das neue Logistiksystem reduziert Emissionen, Lärm und das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt und hilft dabei, die durch den Lieferverkehr eingenommene Flächen wieder für Fußgänger und Fahrradwege rückzugewinnen.
Was mit acht teilnehmenden Geschäften im Jahr 2012 begonnen hat, kann nun fast 500 Business-Partner nennen und wickelt täglich rund 350 Pakete ab. Das entspricht zwar nur rund 20 % des Frachtvolumens, macht aber einen Großteil der Anzahl von Lieferungen aus [2]. Diese Leistung wurde 2017 mit dem Quality Innovation Award ausgezeichnet.
Schätzungsweise 51 % der Güter könnten in Innenstädten durch Frachtenräder oder Ähnliches übernommen werden [2]. Das würde uns deutlich bei der Umsetzung der Klimaschutzziele helfen und ermöglicht außerdem, Flächen in unseren Städten effizienter zu nutzen.
Vielleicht wird uns bald auch in deutschen Städten ein lang ersehntes Paket mit einem Lastenfahrrad zugestellt.
Quellen:
[2] https://www.theguardian.com/cities/2015/nov/18/innovative-delivery-system-transforming-gothenburg-roads
Flygskam - wie Reisen klimafreundlich klappt
Beitrag vom 11. Februar 2021
In diesem Video ist Energie-Reporterin Charlotte unterwegs in Göteborg. Wie sieht es eigentlich aus in Sachen Reisen zwischen Deutschland und Schweden? Mit dem Flieger? Oder doch mit dem Zug, so wie Greta Thunberg das vormacht? Der Begriff „Flygskam“ ist inzwischen weit verbreitet – und hat Charlotte inspiriert, selbst die Rückreise aus dem Auslandssemester mit der Bahn umzusetzen. Mehr zum Begriff „Flugscham“ und wer aus der Sportwelt hier zum Vorbild wurde berichtet Charlotte. Darüber hinaus geht sie auf den Einfluss des Fliegens auf die globale Klimabilanz näher ein.
Elektrische Mobilität in Göteborg und Umgebung
Beitrag vom 11. Februar 2021
Im vierten Video ist Energie-Reporterin wieder unterwegs in Göteborg in Schweden – und es geht um ihr Lieblingsthema…elektrische Mobilität. Bis 2030 soll der komplette Stadtverkehr elektrifiziert werden – ein wichtiger Meilenstein, um das Land bis 2050 klimaneutral zu machen. Charlotte berichtet über weitere Details zur Planung der Schweden, als eines der ersten klimaneutralen Länder zum Klimaschutz weltweit positiv beizutragen.
Der Umwelteinfluss von bargeldloser Zahlung
Beitrag vom 15. Januar 2021
„Vi hanterar ej kontanter“, übersetzt, „wir akzeptieren kein Bargeld“ – diesen Hinweis findet man häufig in Schweden, denn schon heute laufen dort bis zu 95 % der Einkäufe bargeldlos ab. In Deutschland wird hingegen nur bei 20 % der Käufe eine bargeldlose Methode genutzt. Zu Beginn der Corona-Krise ist die schnelle und kontaktlose Kartenzahlung aber auch in Deutschland beliebter geworden. Laut einer Studie der niederländischen Zentralbank (DNB) gibt es noch einen weiteren Vorteil, denn die Umwelt könnte von mehr Kredit- oder Girokartenzahlung profitieren.
Laut der europäischen Zentralbank wurden 2003 für die Herstellung von ungefähr 3 Milliarden Banknoten ca. 22,7 Milliarden Kilowattstunden Energie verbraucht. Neben der Produktion der Geldscheine und Münzen kommen die Umweltauswirkungen der Bargeldtransporte und Bankautomatenbetrieb hinzu. Die Ökobilanz (Life Cycle Assessment) der DNB-Studie kann die gesamte Umweltauswirkung einer Kartenzahlung, mit der einer Barzahlung vergleichen. Laut dieser entstehen bei einer bargeldlosen Zahlung mit einer Debitkarte nur 3,8 Gramm CO2, eq, bei einer Barzahlung hingegen 4,6 Gramm CO2, eq. Das summiert sich auf Dauer, denn in Schweden beispielsweise wird nicht nur das Brötchen beim Bäcker bargeldlos bezahlt, sondern auch die Kollekte in der Kirche oder die Fahrscheine in öffentlichen Verkehrsmitteln. Betrachtet man auch die Einflüsse auf die Gesundheit, unser Ökosystem und den Ressourcenaufwand, so ist eine Bargeldzahlung im Vergleich um ein Drittel umweltbelastender. Welchen Anteil welche Faktoren bei der Bewertung hatten, ist in der Tabelle 1 zusammengefasst. Ein Großteil der Belastung im Bargeldsystem wird durch deren Transporte verursacht, denn das Bargeld muss jederzeit in den Bankautomaten verfügbar sein. Münzen sind nicht nur besonders schwer, durch sie müssen auch größere Mengen an Kupfer und Zinn gefördert und verarbeitet werden.
Kategorie | Anteil | |
---|---|---|
Umwelteinfluss einer Bargeld-Zahlung | Bargeld-Transport | 31% |
Kupferförderung und Münzverarbeitung | 25% | |
Betrieb der Bankautomaten | 24% | |
Herstellung von Geldtransportern | 8% | |
Zinnförderung und Münzverarbeitung | 4% | |
Weiteres (Geldschein-Herstellung, Bargeldentsorgung etc.) | 8% | |
Umwelteinfluss einer Debitkarten-Zahlung | Kartenbezahlgerät Herstellung und Betrieb | 74% |
Kartenherstellung | 15% | |
Betrieb der Datenzentren | 11% |
Die ReCiPe-Methode berücksichtigt alle Umwelteinflüsse von der Herstellung bis zur Entsorgung des Produktes und bewertet nach den Kategorien Gesundheit, Ökosystem und Ressourcen. Quelle: Niederländische Nationalbank, 2017/18
Bei der Debitkarten-Transaktion fallen besonders die Herstellung und Betrieb der Kartenbezahlgeräte ins Gewicht. Die Plastikkarten mit den Chips werden fast ausschließlich aus nicht abbaubarem PVC hergestellt. Ein Datenzentrum verarbeitet die Datenübertragung, die bei einer Zahlung anfällt. Hier könnte der Umstieg auf Ökostrom eine sinnvolle Maßnahme darstellen. Denkbar wären auch Bargeldlieferungen mit Elektrofahrzeugen und erhöhte Standby-Zeiten von Bankautomaten und Lesegeräten. In Schweden steht schon fest: bis 2030 soll hier alles bargeldlos sein.
Quellen
https://link.springer.com/article/10.1007/s11367-017-1408-6
https://www.researchgate.net/publication/328471551_Life_Cycle_Assessment_of_Cash_Payments
https://utopia.de/ratgeber/bargeldlos-bezahlen/
https://blog.migrosbank.ch/de/der-umwelt-zuliebe-plastik-statt-bargeld/
https://www.handelskammer.se/de/nyheter/digitales-ist-wahres-bargeldlos-durch-schweden
https://www.worldtimes-online.com/kultur/226-schweden-wird-das-erste-bargeldlose-land-der-welt.html
Photo by Clay Banks on Unsplash
Nachhaltigkeitsindex am Hafen von Göteborg - gute Luft
Beitrag vom 04. Dezember 2020
Ein weiteres Video von Charlotte aus Schweden dieses Mal direkt vom Göteborger Hafen. Schweden hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2030 Einsparungen an CO2-Emissionen von bis zu 70% zu erreichen. Hierfür wird auch am größte skandinavische Frachthafen einiges getan. Charlotte erklärt welche Strategien am Hafen dafür entwickelt wurden. Umgesetzt wird beispielsweise der Anlegerabatt, bei dem Schiffe die einen gewissen Nachhaltigkeitsindex aufweisen können einen Rabatt auf ihre Anlegegebühr erhalten. Auch können Schiffe, welche auf effizientere Treibstoffe setzen, noch zusätzliche Rabatte erhalten. Weitere Strategien und deren Umsetzung am Göteborger Hafen zeigt euch unsere Energiereporterin in diesem Video.
CO2-Label in der Universitätskantine in Göteborg
Beitrag vom 04. Dezember 2020
In Göteburg in Schweden berichtet Energiereporterin Charlotte Wagner aus ihrer Universität, in der sie ihr Auslandssemester absolviert. Engagierte Studenten haben in der eigenen Kantine der Universität ein CO2-Label eingeführt, um den durch Nahrungsmittel verursachten CO2-Ausstoss zu verringern. Ein Viertel des CO2-Abdrucks jedes schwedischen Bürgers fallen derzeit auf das Essen zurück. Verursacht wird dies vor allem durch Speisen, die einen hohen Anteil tierischer Produkte enthalten. Um den Studenten bewusst zu machen welchen Einfluss das Essen auf das Klima hat, werden die angebotenen Gerichte in der Kantine nun mit einem CO2-Label markiert: das heißt Gerichte die besonders viel CO2 verursachen werden mit einem roten Label versehen, wohingegen Gerichte die deutlich klimafreundlicher sind mit einem grünen Label gekennzeichnet sind.
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