Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert: Optionen satt

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
22. September 2016
Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert

Es stinkt zum Himmel. Der Dreck verkürzt das Leben in Bogota genauso wie in Peking oder in Stuttgart. Und erst der Stau – was der an Arbeits- und damit Lebenszeit kostet? Und an unnötigem Feinstaub und CO2? So war eine Analyse des Ist-Zustandes gar nicht mehr vorgesehen bei den Urban Mobility Talks, unserer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stiftung Energie und Klimaschutz Baden-Württemberg, die am Samstag im Turmforum am Stuttgarter Hauptbahnhof stattfand. Die Erkenntnis, dass sich in unseren Städten etwas Grundlegendes ändern muss, teilen alle, die sich mit Verkehrs- und Stadtentwicklung beschäftigen. Gemeingut ist: Wir müssen die urbane Mobilität im 21. Jahrhundert anders organisieren. Der unbefriedigende Zustand mit einem Zuviel an Lärm, Emissionen an Luftschadstoffen und Flächenverbrauch hält schon viel zu lange an. Eine Keynote und sechs Panels beschäftigen sich intensiv mit den Optionen, die uns zur Verfügung stehen, um aus unseren Städten wieder Stätten des städtischen Lebens zu machen.

Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert – am Berg ist (noch) alles ruhig

1900 wurde der erste E-Porsche gebaut, 1976 konstatierte die Presse, dass der Markt für Elektroautos gewaltig ist und 2016 rätseln wir immer noch über die Frage, wann der Elektromobilität der Durchbruch gelingen wird. Dr. Oliver Greiner von Horvath & Partners kennt die Fakten der Mobilität wie kaum ein Zweiter, aber auch der Herausgeber des Fakten-Check Mobilität 3.0 ist kein Prophet. Fest stehe, dass der Elektromobilität die Zukunft gehöre. Fest stehe auch, dass das autonome Fahren kommen werde. Die Veränderungen der Zukunft seien aber weder mit einem Datum noch mit einem oder mehreren Unternehmen verbunden. Die vorliegenden Fakten verraten uns wenig über bevorstehende Revolutionen. So wachse die Zahl der Pkw ebenso wie die Anzahl der Führerscheinbesitzer. Ist Teilen das neue Haben? Verliert das Auto als Status-Symbol an Wert in der neuen Generation? Die vorliegenden Daten unterstützen solche Annahmen nur bedingt. Noch scheint am Berg alles ruhig. Disruptive Technologie im Anmarsch? Auch einen Monat vor dem Ausbruch des Vulkans gab es keine Hinweise auf die kommende Eruption. Eine Millionen Elektroautos in 2020 scheinen nach Maßgabe der vorliegenden Fakten recht unwahrscheinlich.

Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert - die Keynote von Oliver Greiner im Bild
Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert – die Keynote von Dr. Oliver Greiner ins Bild gesetzt.

Wir dokumentieren die sechs nachfolgenden Panel-Diskussionen rund um Technologie, Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel anhand der Bilder von Visual Braindump und verweisen auf die Fotodokumentation unseres Mitveranstalter, der Stiftung Energie & Klimaschutz.

Über Antriebstechniken alternativer Fahrzeuge

wurde im Podium von Max E. Nastold, Geschäftsführer e-Motion-Line GmbH, gesprochen.

kleinMax2

Warum das Smartphone gegen die Chipkarte siegt…

und warum neue Geschäftsmodelle in der jungen Generation große Erfolgschancen haben, das waren Themen in der Paneldiskussion von Adele Gutstein, car2go Group GmbH.

Adele Gutstein von car2go sprach über die Zukunft der Mobilität im 21 Jahrhundert.
Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert ist vor allem eine Frage der digitalen Vernetzung.

Nutzen statt besitzen – Sharing-Modelle für die städtische Mobilität von morgen

waren das Top-Thema im Panel von Michael Bucher, Fraunhofer IAO.

UMT 2016 - Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert
Urbane Mobilität im 21. Jahrhundert: Ist Teilen die Zukunft?

Die neue urbane Mobilität aus dem Blickwinkel eines Energieversorgers…

erläuterte Amadeus Regerbis von der EnBW. Im Zentrum stand die Tanke (wie die Ladeinfrastruktur früher hieß) und die Frage, wie das Laden des Fahrzeugs zum Erlebnis für den Kunden werden kann.

UMT 2016
Zentraler Ansatzpunkt der Überlegungen ist die Ladeinfrastruktur.

Welche Beiträge kann die Digitalisierung…

für die Mobilität von morgen bringen? Martin Randelhoff, Blogger über die „Mobilität der Zukunft“, widmete sich mit seinen Gästen im Panel auch den Fragen des städtischen Lebens, die die Mobilität im 21. Jahrhundert fundamental beeinflussen werden.

UMT 2016

Was wird uns 2050 bewegen?

Lena Christin Schwelling, unsere Panel-Patin, bewegt dieses Thema auch in ihren Überlegungen im Blog des VCD. Sicher ist: Im 21. Jahrhundert verändert sich nicht die urbane Mobilität allein.

UMT 2016, Lena Christin Schwelling
Mal abgesehen vom Design – unsere Mobilität vor 40 Jahren war ähnlich organisiert wie die heute. Doch bis 2050 wird sich einiges verändern.

In der abschließenden Präsentation der Panelergebnisse wurde deutlich, dass die Antwort auf die Frage „Was braucht’s für die urbane Mobilität von morgen?“ komplexer ist, als zunächst gedacht. Einig waren sich die Teilnehmer, dass bei der ganzen Debatte um Reichweiten und Co. die Emotionalität aktuell zu kurz kommt. Daneben muss die Mobilität besser vernetzt und damit effizient in Bezug auf Zeit und Raum und möglichst praktisch für den Einzelnen gestaltet sein. Abzuwarten bleibt, wie ein möglicher Wertewandel dazu führt, dass das Sharing eines Fahrzeugs künftig ähnlich hip wird, wie das Teilen von Wohnraum und das AirBnB-Modell auch im Verkehrssektor massentauglich wird. Last but not least: Sie rollt schon kräftig, die Mobilität von morgen, daran bestanden keinerlei Zweifel.

Eine Anekdote als Einladung in die weitere Diskussion

Gerne führen wir die analoge Diskussion hier im Blog digital fort: Sehen Sie noch andere Punkte, die es braucht für die urbane Mobilität von morgen? Was sind Hemnisse, was Erfolgsgaranten, dass Stuttgart und andere Städte im nächsten Jahrhundert (und nicht erst dann) staufrei werden? Übrigens hatte gerade erst vorgestern Ministerpräsident Kretschmann bei seiner Keynote auf dem new.New-Festival zu dieser Fragestellung eine Wette um eine Kiste Wein abgeschlossen: Stuttgart sei staufrei noch vor San Francisco. Die Wette gilt. Wir freuen uns auf Ihre Diskussionsbeiträge!

Diskutieren Sie mit

  1. Stephan Flachbart

    vor 8 Jahren

    Ich denke auch, dass E-Mobilität und autonomes Fahren sowie eventuell eine zentrale Verkehrs-Steuerung in den Städten die Zukunftsthemen sein werden.
    Dadurch wird der CO2 Ausstoß und Feinstaub im Verkehr weitgehend vermieden.
    Ein wesentlich höherer Verkehrs-Durchsatz auf den bereits existierenden Straßen dürfte durch eine zentrale Steuerung und Optimierung möglich sein, wenn z.B. wie bei einem Zug mit mehreren Waggons alle Fahrzeuge gleichzeitig losfahren können, sobald die Ampel auf grün schaltet.
    Weitere Einsparungen des Platzbedarfs könnten durch Car-Sharing und durch neuartige "Auto-Lagerhäuser" erreicht werden, in denen das Auto durch ein Lift-System genau in einen kleinen Parkplatz oder eine Lagerbox gestellt wird, bis es wieder benötigt wird - Zufahrtswege zu den Parkplätzen können so eingespart werden.

    Wozu benötige ich ein Auto vor der Tür stehen, wenn einfach eines in kurzer Zeit (autonom) zu mir fährt, sobald ich meiner Handy-App sage, dass ich eines brauche? Nach dem Erreichen des Zieles steige ich dann einfach aus, nehme meine Sachen und das Auto fährt in die nächste Lagerbox (mit integrierter Aufladefunktion) oder dahin, wo es als nächstes gebraucht wird, wenn die Ladung noch reicht. So kann die Anzahl der Fahrzeuge reduziert werden und der Nutzer muss sich um nichts kümmern und hat es bequem.
    Der Aufwand für Wartung und Reparatur kann vermutlich ebenfalls reduziert werden, wenn er zentral von großen Fahrzeuganbietern optimiert wird. So kann das ganze im Endausbau sogar recht günstig werden.

    Ein weiterer Punkt ist vielleicht die Größe/Gewicht der Fahrzeuge. In meiner App kann ich eingeben wie viele Fahrgast-Plätze und Stauraum ich benötige. Häufig wird dies genau ein Platz und geringer Stauraum sein. Dann können mit der richtigen Technik auch entsprechende Fahrzeuge gebaut werden: kleine Ein-Personen-PKWs, die auch nur sehr kleine Parkplätze benötigen. Praktische, kleine und bequeme Beförderungszellen, mit Multimedia-Angebot und weiterem Service.

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