Neue Partner der Energiewende

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
10. September 2015

Die Energiewende verändert nicht nur Erzeugung, Verteilung und Handel der Energie, sondern sie beeinflusst massiv die Strukturen der Energiewirtschaft. Über fünfzig Jahre war sich die Energiewirtschaft selbst genug, Partnerschaften, Beteiligungen oder Übernahmen fanden nur im Kreise der EVUs statt. Der Kreis der Akteure hat sich mit der Energiewende erweitert, sie sorgt auf dafür, dass neue, ungewöhnliche Partnerschaften entstehen. Eine solche ist die Beteiligung in Höhe von 15 Prozent der EnBW AG an dem Hamburger Unternehmen DZ-4, das auf das Leasing von Solaranlagen im Verbund mit Energiespeichern spezialisiert ist. Neue Partner der Energiewende: Warum finden so ungleiche Firmen zusammen?

Nachdem wir uns bei dem kleineren Partner kundig gemacht und mit einem Geschäftsführer von DZ-4 gesprochen haben, wollen wir heute von der EnBW AG wissen, welches Kalkül ein großes Unternehmen wie die EnBW AG antreibt, neue Partnerschaften in der Energiewende einzugehen? Wir sprachen darüber mit Daniel Chennaoui. Er ist im Innovationsmanagement der Energie Baden-Württemberg AG zuständig für den Themenkomplex Connected Home/ Smart Energy.

DEZ-Blog: Eine Minderheitsbeteiligung an einem relativ kleinen und jungen Startup wie DZ-4 zu erwerben, ist für einen Energiekonzern ein ungewöhnlicher Schritt. Welche Vorteile erhoffen Sie sich langfristig von dieser und anderen Kooperationen?

Daniel Chennauoi: Die EnBW möchte im Rahmen der Strategie 2020 die Stärken des Konzerns auch in für die EnBW neuen wachstumsstarken Geschäftsfeldern auf Basis der Energiewende und Digitalisierung des Energiemarktes einbringen. Diese Geschäftsfelder werden häufig durch vielversprechende Startups besetzt, die Fähigkeiten besitzen, die gemeinsam mit der EnBW erst ihre volle Wirkung entfalten können. Die EnBW New Ventures GmbH kann durch Wagniskapital für diese Startups eine Kooperation zwischen Startups und der EnBW zu einer WIN-WIN-Situation führen.

Die EnBW hat erst jüngst bekannt gegeben, dass sie in Zusammenarbeit mit Daimler auf dem Markt für solare Speicher aktiv wird. Die Speicher werden mit der Software EnergyBASE, einer Eigenentwicklung der EnBW, gesteuert und vernetzt. Wird die EnBW künftig auch Lieferant von DZ-4?

DZ-4 und EnBW streben eine Zusammenarbeit vor allem an in den Bereichen Vertrieb, Asset-Finanzierung für DZ-4 Anlagen und energiewirtschaftlichen Themen an. DZ-4 ist für EnBW Kunden mit Einfamilienhaus ein neues spannendes Spezial-Produkt. Auch für Stadtwerke im EnBW-Verbund kann DZ-4 ein interessantes Modell sein. Bei der weiteren Asset-Finanzierung, die aktuell platziert wird, wird EnBW Teil eines sogenannten Club Deals sein, an dem sich verschiedene Parteien als Investoren beteiligen. Energiewirtschaftliche Fragestellungen hat DZ-4 bislang über Partner gelöst. Auch dort sind in Kooperation neue Modelle, beispielsweise die direkte Vermarktung von Überschüssen aus PV-Anlagen oder das Speicher-Farming, vorstellbar.

Partner der Energiewende, Daniel Chennaoui

Der Contest auf der Cebit und das Startup-Bootcamp haben gezeigt: Von den Startups kommen derzeit viele neue Ideen, die die Energiewelt aufmischen. Auf welchen Entwicklungen liegt das Augenmerk der EnBW?

Energiewende und Digitalisierung sind die beiden Megatrends, die sowohl für die EnBW als auch für viele Startups im Energiemarkt maßgeblich sind. Jedes Startup bringt in vor diesem Hintergrund seine ganz eigenen innovativen Lösungen und Fähigkeiten hervor. Strategie 2020-basiert wird daher individuell je nach Attraktivität des Startups und strategischem Fit zu den EnBW-Zielen entschieden.

Startups und Energiekonzerne leben in sehr unterschiedlichen Kulturen. Wir bringt man neue Partner der Energiewende so zusammen, dass die Kreativität erhalten bleibt?

Die EnBW New Ventures GmbH als Beteiligungswerkzeug für Startups wie auch der Innovationscampus mit seinen internen Startups sind integrale Bestandteile der Innovationsoffensive der EnBW. Die Kommunikations- und Entscheidungswege für die internen und externen Startups sind daher kurz und der Austausch wird aktiv gefördert.

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