Künstliche Intelligenz – echte Herausforderungen. Die Urban Digital Talks 2021 in der Rückschau.

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
15. April 2021

Die Urban Talks sind eine beliebte Veranstaltungsreihe unserer Stiftung, die einmal im Jahr einen Themenschwerpunkt rund um die urbane Energiezukunft in den Fokus rücken. Am 8. April 2021 ging es in Kooperation mit der Baden-Württemberg Stiftung um eines der spannendsten IT-Themen unserer Zeit – Künstliche Intelligenz. Neben Keynote und Paneldiskussionen kam auch das Networking nicht zu kurz: Bei diesem klimaneutralen Online-Event waren persönliche Begegnungen und der Austausch in kleinen Runden Bestandteil des Nachmittags. Rund 60 Studierende, Young Professionals und Interessierte trafen sich im digitalen Raum, um über künstliche Intelligenz, die damit verbundenen Chancen und Herausforderungen zu diskutieren.

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Künstliche Intelligenz - Hoffnungsträger und Heilsbringer?

KI bezeichnet das Streben, menschliche Intelligenz mittels Algorithmen nachzubilden. Eine menschenähnliche, künstliche Intelligenz soll dabei helfen, die großen Probleme unserer Zeit zu lösen. Die Anwendungen von KI versprechen erhebliche Chancen für den Schutz von Umwelt, Klima und den Erhalt der Artenvielfalt sowie für das Gelingen der Energiewende. KI-basierte Innovationen könnten Ausbau und intelligente Nutzung erneuerbarer Energien voranbringen, Plastikmüll aus den Meeren fischen, fairen Konsum fördern oder den Umstieg auf nachhaltige Mobilität erleichtern. Die Problemlösefähigkeit von KI ist mit großen Hoffnungen verbunden, wirft aber auch Fragen auf: Können wir KI vertrauen? Wann ist sie eine Gefahr? Welche neuen Sicherheitsprobleme und Kontrollverluste entstehen, wenn wir auf KI setzen?

Keynote von der Uni St. Gallen: KI kann so viel, wie der Mensch, der sie schafft

Wer KI-Systeme baut und versteht, gewinnt.

Prof. Damian Borth

Prof. Damian Borth, Professor für Artificial Intelligence and Machine Learning, Institute for Computer Science, Universität St. Gallen leitete mit seiner Keynote die Veranstaltung thematisch ein. Er zeigte anhand von eindrucksvollen Beispielen auf, was unter dem Begriff Deep Learning zu verstehen ist und welche Durchbrüche in den vergangenen wenigen Jahren, teils Monaten, erfolgt sind. Dabei machte er auch deutlich, wie facettenreich die Anwendungsbereiche für KI sind, vom autonomen Fahren über Chat Bots bis hin zu medizinischem Einsatz bei der Krebsfrüherkennung, Bilderkennung, maschinellen Übersetzungen oder Zeitreihenanalysen. Dabei mag den ein oder anderen überrascht haben, dass die Anfänge von KI auf das Jahr 1956 zurückzuführen sind, als in einem Workshop die Zielsetzung formuliert wurde, intellektuelle Probleme mit einem maschinellen Rechenprozess besser zu lösen als es ein Mensch selbst könnte. Von der damaligen Vision zum heutigen Status quo vergingen einige Jahrzehnte, und es ist davon auszugehen, dass die Entwicklungsgeschwindigkeit exponentiell zunimmt.

Neuronale Netzwerke ermöglichen Deep Learning der KI, und wer sich heute noch kaum mit KI konfrontiert sieht, könnte schon morgen Heavy User sein, so eine Schlussfolgerung aus den Ausführungen von Borth. Auch die Klimawissenschaft profitiert schon heute umfassend von KI-Unterstützung, beispielsweise durch die Interpretation von Wolkenbildung aus Satellitendaten und die daraus abgeleiteten Emissionswerte von Kohlekraftanlagen weltweit. Bei sinnvoller Anwendung ein Erkenntnisgewinn für den Klimaschutz, und auf jeden Fall, so Borth, ein Gewinn für die Besitzer*innen von KI-Systemen. Die Keynote war Zündstoff für die darauffolgende Networking-Runde.

Nach der interaktiven Networkingsession auf Wonder, in der sich die Teilnehmenden an Thementischen persönlich austauschen konnten, ging es direkt mit dem Pitch der Panels weiter. Vier Expert*innen stellten ihre Thesen zum Thema KI in einem kurzen Video vor, im Anschluss ging es in Kleingruppen in die Diskussion.

Dr. Rainer Hoffmann, Senior Manager für Digitale Transformation bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) ging in seinem Panel der Frage nach, inwieweit Vertrauen zwischen Menschen und KI bestehen kann. Seine These: Die Menschheit ist keiner Technologie hilflos ausgeliefert, sondern kann aktiv gestalten, in was und nach welchen Standards sie vertrauen kann und will. Zum Thema KI und Vertrauen schreibt Dr. Rainer Hoffmann auch in unserem Blog.

Ist KI eine Gefahr für uns? Dieser Frage ging Verena Battis, Research Fellow am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in ihrem Panel über Sicherheit und die Gefahren von und für für KI nach. Sie gab den Teilnehmenden einen Einblick, was KI bereits heute an Daten sammelt und was dies für die informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen bedeutet.

Es braucht keine geniale Idee, um heute im Bereich KI zu gründen, proklamierte Lucas Spreiter, Gründer der Agentur Unetiq und Arbeitsgruppenleiter „Künstliche Intelligenz und Klimaschutz“ beim KI Bundesverband. Warum Start-ups gerade besonders gute Ausgangsbedingungen haben, welche Fördergelder es gibt und welche Erfahrungen er als Gründer gemacht hat zeigte Lucas in seinem Panel – über den klimaschützenden Einsatz von KI schreibt er hier auf unserem Blog.

Was Machine Learning und der Monsunregen gemeinsam haben erklärte Dr. Bedartha Goswami, Leiter der Forschungsgruppe „Maschinelles Lernen in den Klimawissenschaften“ an der Universität Tübingen in seinem Panel. Er zeigte auf, inwieweit maschinelles Lernen zu einem besseren Verständnis unseres Klimas und zur Prognose von Extremwetterereignissen dienen kann. Besonders deutlich wurde, dass maschinelles Lernen ein Handwerkszeug sein kann, das erhebliches Potential für den Klimaschutz bietet, aber vor allem davon lebt, dass Menschen es klimaschützend einsetzen.

Ohne den Menschen geht es nicht – das war eine wichtige Erkenntnis, mit der die Teilnehmenden sich nach zwei abwechslungsreichen Panelrunden im digitalen Plenum trafen. Die ersten digitalen Urban Talks endeten mit einer ganz analogen Verlosung – statt mit einem Glas Sekt anzustoßen zog Moderatorin Melanie Peschel aus einem großen Sektglas vier Gewinner*innen, die mit einem KI-Überraschungspaket eine kleine Erinnerung an die Veranstaltung erhielten.

Wir freuen uns, dass die Urban Talks in diesem Jahr digital stattfinden konnten und danken unseren Gästen und allen Teilnehmenden sowie unserem Kooperationspartner, der Baden-Württemberg Stiftung, für ihr Engagement und ihr aktives Mitwirken.

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