Das wollten wir bei der letzten Umfrage von Ihnen wissen. 43 Prozent der Teilnehmenden waren der Meinung: Ja, die Energiewende brauche HGÜ-Leitungen. Eine knappe relative Mehrheit von 47 Prozent ist der Überzeugung, dass HGÜ-Leitungen nicht notwendig sind für die Gestaltung der Energiewende. Und immerhin zehn Prozent gaben offen und ehrlich zu, dass sie zur Beantwortung der gestellten Fragen noch mehr Informationen brauchen.
Die Vorteile der Hochspannungsgleichstromübertragung liegen auf der Hand:
- Der Energieverlust ist um 30 bis 50% geringer als bei den klassischen Drehstromnetzen. Wenn wir über Energieeffizienz reden, können wir das Thema HGÜ folglich nicht ausklammern.
- HGÜ-Leitungen lassen eine schnelle und präzise Steuerung zu, sie stabilisieren die Netze.
- Der Energiefluss kann in HGÜ-Leitungen die Richtung wechseln – Windstrom gen Süden zu transportieren ist ebenso möglich wie der Transport von Sonnenstrom gen Norden.
- Bei der Anbindung von Offshore-Windparks sind die Vorteile der HGÜ-Technik aufgrund der hohen Leistungsverluste von Drehstromkabeln noch offensichtlicher.
- HGÜ-Leitungen können auf gleicher Trasse mehr Strom übertragen.
Wesentlicher Nachteil der Gleichstrom-Technologie ist der höhere Aufwand und die daraus resultierenden Kosten. Folglich ist nicht einfach zu entscheiden, ob der Einsatz der Stromautobahnen im Einzelfall gerechtfertigt ist und welche Vor- und Nachteile mögliche Alternativen aufweisen. Aus heutiger Sicht schlägt der Stromtransport mit deutlichen geringeren Kosten zu Buche als die Speicherung von Strom. Daher ist der Ausbau der europäischen Netze nach derzeitigem Kenntnisstand unter wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien die beste Variante zur Absicherung einer dezentralen Energiewende.
Dieser Tage wurden zwei HGÜ-Projekte in Europa abgeschlossen. Die weltweit größte Netzanbindung eines Offshore-Windparks westlich von Sylt wurde an den zuständigen Übertragungsnetzbetreiber übergeben, und zwischen Spanien und Frankreich konnte durch den Bau einer HGÜ-Trasse die Stromaustauschkapazität beider Länder verdoppelt werden. Die Energiewende, das lässt sich konstatieren, forciert auch ohne den Desertec-Plan den Bau von HGÜ-Leitungen in Europa.
Unsere Umfragen befriedigen nicht nur unsere Neugier hinsichtlich der Meinung unserer Leserschaft, sie sollen auch zur Diskussion und zur Vertiefung der Meinungsbildung anregen. Besonders gefreut haben uns jene Teilnehmer, die sich am Wochenende durch eifriges Klicken darum bemühten, das Meinungsbild, das am Freitag noch klar nie zentrale Rolle der HGÜ-Leitungen vorne sah, zu beeinflussen. Vielen Dank für diese Aktivität.
Unsere Umfrage lief in der Zeit vom 13. bis zum 26. April. An ihr nahmen 239 Personen teil. Zu unserer aktuellen Umfrage „Wie lange dauert der Umbau der Netzinfrastruktur?“ geht es über diesen Link.
Windmüller
vor 10 JahrenIm Artikel steht korrekt geschrieben, dass die Stromübertragungskapazitäten zwischen Spanien und Frankreich ausgebaut werden. Ebenso baut Frankreich die Kuppelstellen zu Deutschland aus. Frankreich macht das, weil man in Zukunft Engpässe befürchtet, nachdem man sich viel zu lange auf den vermeintlich billigen Atomstrom verlassen hat. Nun setzen Spanien und Deutschland verstärkt auf erneuerbare Energien.Scheint wohl doch nicht so falsch zu sein, was wir machen.