Studie: Wirtschaftswachstum und Klimaschutz schließen sich nicht aus

Gastautor Portrait

Christiane Schatzmann

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Christiane Schatzmann-Felden studierte Politikwissenschaften in Bonn und absolvierte danach ein Zeitungsvolontariat. Anschließend arbeitete sie u.a. als Pressereferentin im Bundesministerium für Verkehr und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bundestag. Seit 2001 kümmert sie sich in der Berliner Hauptstadtrepräsentanz der EnBW als Projektleiterin um Kommunikationsformen rund um die Energiepolitik.

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24. Oktober 2014

Weltweites Wirtschaftswachstum und Klimaschutz können Hand in Hand gehen. So lautet die zentrale Botschaft des Reports „Better Growth, Better Climate“, der von der Globalen Kommission für Wirtschaft und Klima anlässlich des Klimagipfels in New York herausgegeben wurde. Die Kommission tritt damit Befürchtungen entgegen, zu viel Klimaschutz bremse das Wirtschaftswachstum. Ziel des Berichts ist es, Entscheidern eine analytische und praktische Grundlage an die Hand zu geben, um sowohl die Risiken des Klimawandels als auch wirtschaftliche Anliegen wie die Schaffung von Arbeitsplätzen, Verminderung von Armut und Erhalt von Wettbewerbsfähigkeit, adressieren zu können.

Der Report kommt zu dem Ergebnis, dass sich Wirtschaftswachstum und Klimaschutz nicht gegenseitig ausschließen. Die nächsten 15 Jahre spielen nach Ansicht der Autoren eine entscheidende Rolle, um einen klimaverträglichen Wachstumspfad einzuschlagen. Stadtentwicklung (u. a. öffentliche Verkehrssysteme), Nutzung von Land (u. a. Schutz des Waldes, Lebensmittelproduktion) und Energiesysteme (u. a. Ausbau erneuerbarer Energien, Energieeffizienz) seien die wesentlichen Wirtschaftsbereiche der Zukunft. Wachstum solle mit effizienter Ressourcennutzung (z. B. Einstellen von Kohlesubventionen, hoher CO2-Preis), Investitionen in Infrastruktur (CO2-arme Energiequellen, Gründung von Wachstums-Banken) und dem Anreizen von Innovation (z. B. Abbau von Marktbarrieren durch die Politik) einhergehen. Im Zeitraum von 15 Jahren seien globale Investitionen im Umfang von rund 90 Billionen US-Dollar in städtische Infrastruktur, Energiesysteme und den Verkehrssektor zu erwarten. Diese strukturellen Investitionen würden künftiges Wachstum, Produktivität und Lebensbedingungen maßgeblich beeinflussen und damit auch das Weltklimasystem vorherbestimmen. Die Autoren betonen, dass auf lange Sicht die Vernachlässigung von Klimafragen das Wirtschaftswachstum sogar gefährdete.

Im globalen Maßnahmenplan des Reports werden folgende zehn Schritte gefordert:

  1. Verminderung von CO2 soll bei allen wirtschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen wesentlich sein.
  2. Abschluss eines internationalen Klimaschutzabkommens, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu erreichen.
  3. Abschaffung von Subventionen für fossile Energieträger.
  4. Einführung von harten und vorhersagbaren Abgaben auf den CO2-Ausstoß und Fördermaßnahmen für Energieeffizienz.
  5. Kapitalkosten für emissionsarme Investitionen reduzieren.
  6. Innovationen für emissionsarme Technologien vorantreiben.
  7. Bessere Stadtplanung.
  8. Abholzung von Wäldern bis 2030 beenden.
  9. Wiederherstellung von mind. 500 Millionen Hektar Fläche aus erodierten Böden bzw. entwaldeten Flächen, um neue landwirtschaftliche Anbauregionen zu gewinnen.
  10. Schrittweise Stilllegung von Kohlekraftwerken inclusive Verwendung von CCS und starker Ausbau regenerativer Energien.

Das Gremium wurde durch die Staaten Äthiopien, Großbritannien, Indonesien, Kolumbien, Norwegen, Schweden und Südkorea ins Leben gerufen. Den Vorsitz der Kommission hat der ehemalige Präsident Mexikos, Felipe Calderón, inne. Ihr gehören Wirtschaftsvertreter, ehemalige Regierungsmitglieder und Wissenschaftler an, darunter Nicholas Stern, Professor der London School of Economics (LSE).

Den gesamten Report finden Sie hier: http://newclimateeconomy.report/

Eine deutsche Zusammenfassung finden Sie hier: http://static.newclimateeconomy.report/wp-content/uploads/2014/08/Besseres-Wachstum-Besseres-Klima.pdf
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In dieser Reihe erschienen zuletzt:
Moderne Verteilernetze für Deutschland – Gutachter empfehlen Einsatz neuer Konzepte
Bevölkerung steht Windparks vor Deutschlands Küsten überwiegend positiv gegenüber
Studie zum Übertragungsnetzausbau

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  1. Windmüller

    vor 9 Jahren

    Was im Artikel steht, stimmt aufs Wort. Das Problem liegt meiner Meinung darin, dass wir Kosten zu lange verdrängen. Wären wir ehrlich, müssten wir eingestehen, dass nachhaltiges Handeln schon heute günstiger ist. New York macht sich heute schon Gedanken, was für Kosten entstehen, wenn durch den Anstieg des Meeresspiegel in Folge des Klimawandel, Teile von New York unter Wasser stehen. Dem stelle man die Freude am billigen Benzin gegenüber.
    Nicht anders verhält es sich mit der Kernenergie. Die britische Regierung gibt die Sanierungskosten der Atomanlage Sellafield mit 100 Mrd Pfund an. Kosten, die nirgendwo mal ehrlich eingepreist wurden.

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