Energiewende aktuell: Werden sich die Investitionen in Offshore-Windenergie auszahlen?

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Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
06. Oktober 2015
Offshore, Energiewende aktuell

Zu groß, zu teuer und nicht vereinbar mit dem Ziel einer dezentralen Energiewende: Auch viele Befürworter der Energiewende und des zügigen Ausbaus der erneuerbaren Energien sehen die Offshore-Windenergie kritisch. Neben dem Einwand der Naturschützer, Bau, Betrieb und Wartung von Offshore-Windkraftanlagen würden Meeressäuger, Vögel, Fische gefährden, gibt es vermehrt Stimmen, die die Offshore-Windenergie auch wirtschaftlich kritisch bewerten.

Eurosolar: Investitionen in Offshore-Windenergie unnötig

Die Zahlen für 2014 zeigen, dass Offshore in Deutschland sehr weit hinter der Stromerzeugung der Onshore-Windenergie zurück liegt. Während Onshore fast 14% des deutschen Strombedarfs deckte, war der Beitrag der Offshore-Leistung in 2014 mit 0,3 Prozent weniger als marginal. Und der Strom der Offshore-Anlagen ist teuer. Nach § 31 EEG werden zurzeit von 15 Cent/kWh plus Grundvergütung gezahlt, während der auf dem Land gewonnene Windstrom fast nur halb so teuer ist.

EEGWindvergütung, iwes-fraunhofer, Offshore-Windenergie
Quelle: Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES

Unwirtschaftlich, für die dezentrale Energiewende ungeeignet und aufgrund der hohen Investitionskosten nur im Focus von kapitalkräftigen Gesellschaften: Das ist der Dreiklang der Kritik an der Offshore-Windenergie. Die deutsche Sektion des Erneuerbaren Energien Verbandes Eurosolar hält die Offshore-Technologie für überfördert und will eine Abschaffung der Sonderregelungen erreichen. Zumal der Ausbau der Offshore-Kapazitäten unnötig den Druck erhöhe, den Netzausbau voranzutreiben. Die Kritiker erhalten Aufwind durch den Ausblick auf die Steigerung der EEG-Umlage für das kommende Jahr.

Der Bundesverband Windenergie hält dagegen. Der BWE sieht den deutschen Rückstand in der Offshore-Windenergie darin begründet, dass die deutschen Offshore-Projekte aus Naturschutzgründen auf Standorte weit vor der Küste in bis zu 40 Metern Wassertiefe verbannt würden. Die technischen Anforderungen (Fundamente, Turmbau, Kabellegung, Logistik und Wartung) seien hierbei um ein Vielfaches höher als beim Bau von Anlagen direkt vor der Küste. Auch die Wartung auf hoher See und Überwachung sei deshalb teurer.

Mit Status 31. Dezember 2014 speisten insgesamt 258 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 1.049,2 MW in das Netz ein. (zum Vergleich Onshore: 37.000 MW Leistung). In den Ausbauplänen der Bundesregierung für 2035 sind 88,8 GW Windkraft an Land und 18.5 GW auf See vorgesehen.

Investitionen in Offshore-Windenergie nötig für Aufbau der Industrie?

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EnBW Baltic 2: Im September 2015 eröffnete die EnBW den Windpark mit 80 Windkraftanlagen vor der Insel Rügen.

Deutschland hat beim Ausbau der Windkraft an Land in den 90ziger und Nuller-Jahren den globalen Takt vorgegeben. Offshore konnten wir im Vergleich zur europäischen Konkurrenz nicht mithalten. Hier führt Großbritannien die Tabelle an. Daher hoffen Industrie und Politik, dass das nun zügig ablaufende Baugeschehen für die erforderlichen Erfahrungen und die internationale Reputation sorgen werden, die man brauche, um im globalen Konkurrenzkampf ganz vorne mit dabei zu sein. Wie schon bei Beginn der Windkraftnutzung an Land und der Solarnutzung sei es so, dass zunächst die Stromkunden durch die Offshore-Technologie über Gebühr belastet würden. Langfristig aber, so die Befürworter, würden sich die Investitionen rentieren. Neben den wirtschaftlichen Chancen sei Offshore auch für die Netzstabilität von großer Bedeutung, weil auf dem Meer der Wind stetiger wehe.

Eine vermittelnde Position zwischen den Befürwortern und den Gegnern des weiteren Ausbaus nimmt das Unternehmen Greenpeace Energy ein. „So viel Onshore-Ausbau wie möglich und so viel Offshore-Ausbau wie nötig„, sagte Marcel Keiffenheim, zuständig für Energiepolitik bei Greenpeace Energy im Deutschlandfunk-Interview. Eine Kombination von On- und Offshore-Seewindanlagen bleibe sinnvoll.

Und was meinen Sie? Werden sich die Investitionen in Offshore-Windenergie auszahlen?

So einfach können Sie teilnehmen: Wählen Sie ihre Antwortmöglichkeit aus, klicken Sie auf den Button “Abstimmen” und schon sehen Sie das aktuelle Zwischenergebnis der Umfrage. Unsere Umfrage läuft bis Sonntag, den 17. Oktober 2015 – wir sind gespannt auf Ihre Meinung.

 

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  1. Kühnel

    vor 8 Jahren

    Mittlerweile kapiert es auch der kleine Stromkunde, dass dieser Offshorestrom ungeregelt nicht brauchbar ist. Denn oberstes Gesetz in den Netzen ist, dass sich Einspeisung u. Entnahme die Waage halten müssen. Alles andere destabilisiert das Netz. Da diese Windenergie unregelmäßig vorhanden ist, ist ein 2. Standbein erforderlich. Regelenergie könnten Gaskraftwerke liefern, dann wäre ein Kombipaket in der Lage die Grundlast zu decken. Was hat nun die deutsche Regierung gemacht, sie deckt mit Kohlestrom die Grundlast. Diese Kohlekraftwerke eignen sich aber nicht zum Regeln. Sie brauchen viel zu lange bis sie hochgefahren sind, deshalb lässt man sie durchlaufen. Speisen nun Windkraftanlagen ebenfalls ein, ist der Strom doppelt in den Leitungen, das Gesetz, dass sich Einspeisung und Entnahme die Waage halten müssen wird nicht mehr eingehalten, Also wird mit dem Offshore Ausbau mutwillig ein Problem geschaffen, denn wenn durch Kohlekraft die Grundlast abdeckt wird, dann brauchen wir diesen hoch subventionierten Windstrom der nur unseren Strompreis steigen lässt u. Stromüberschüsse erzeugt, nicht . Nun haben wir aber diese Überschüsse, die schnellstmöglich aus dem Netz müssen, man schiebt sie darum z.B. in das polnische od. tschechische Netz. Dort aber hat man wie in Deutschland Kohlestrom zur Abdeckung der Grundlast. Also die Leitung ist schon besetzt, das Netz der Nachbarn wird nun wie das deutsche Netz destabilisiert. Hätten sie Gaskraftwerke, die sich gut zum Regeln eignen, wäre dieser geschenkte Strom ja willkommen, denn dann würden sie Gaskosten sparen. Nun ist das aber nicht so, darum finde ich das eine Ungezogenheit von Deutschland etwas anzuleiern u. dann andere, die überlegter sind u. keinen solchen Blödsinn machen in das Schlamassel mit hineinzuziehen. Es ist ja sicherlich bekannt, dass umso mehr Windstrom erzeugt wird, umso billiger der Strom an der Strombörse wird. Der deutsche Stromkunde profitiert aber nicht daran, für ihn wird der Strompreis immer teurer.

  2. Joachim

    vor 8 Jahren

    Erneuerbare speisen zu ca 90% ins Verteilnetz ein. Daher ist es wahrscheinlicher dass (Braun)Kohle- und Atomstrom ins Ausland exportiert wird. Zudem ohne Netztransportkosten zu bezahlen. Haushaltskunden zahlen dafür immerhin 6-7 Ct/kwh.
    Daher wärs sinnvoll die unflexiblen Braunkohle- und Atomkraftwerke möglichst bald abzuschalten.
    Polen und Tschechei haben deshalb Phasenschieber installiert um Import zu beschränken. Allerdings war Polen diesen Sommer sehr froh billigen Strom aus D zu importieren weil viele Kohlekraftwerke wegen der Hitze und mangelndem Kühlwasser gedrosselt oder abgeschaltet werden mussten.
    Die dt Energiekonzerne sind natürlich froh Strom zu exportieren da sie ihre alten Kraftwerke auslasten können und im Ausland auch bessere Preise erhalten.

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  3. Helmut Heinemann

    vor 8 Jahren

    Wann fängt man endlich an die Systemkosten von EE miteinander zu vergleichen? Offshore Wind benötigt wesentlich weniger Speicher bzw. Back-up

  4. Joachim

    vor 8 Jahren

    Auch das ist falsch denn auch auf dem Meer kann es eine Woche windstill sein. Zur gleichen Zeit beträgt die Wahrscheinlichkeit für Starkwind im Südwesten aber 84% (Willenbacher S. 123). Dezentralität hilft bei der Speichervermeidung. Ausserdem ist es billiger weil man auf extrem teure Übertragungsnetze minimieren kann.

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  5. Joachim

    vor 8 Jahren

    Offshore ist sicher völlig unnötig, genau wie es Eurosolar behauptet. 19 Ct Vergütung während an Land an der Küste nur 6 Ct gezahlt werden. Das ist dreimal so teuer je kwh ohne die teuren Netzausbaukosten zu berücksichtigen. PV ist in ganz D immerhin auch noch halb so teuer.

    Was mich persönlich interessieren würde sind die Wartungskosten von offshore. Hermann Albers vom BWE persönlich bezifferte sie auf 3-4 Ct/kwh. Die offshore Vergütung nach 8 Jahren beträgt aber nur 3,5 Ct.
    Werden die offshore Betreiber die Politik dann mit einer Abschaltdrohung auf höhere Vergütung erpressen oder nach 8 Jahren einfach abschalten?

  6. Joachim

    vor 8 Jahren

    Selbst horns rev das 20km von der Küste ab liegt hatte Probleme, nach 2 Jahren mussten sämtliche WKA abgebaut und an Land repariert werden.
    Offshore ist stets teurer als onshore: 3-4mal alleine bei Wartungskosten.
    Onshore ist weit mehr Potential als nötig.
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/windenergie-umweltbundesamt-sieht-viel-potential-in-onshore-windkraft-a-904634.html
    Und das bei kleinen 3 MW WKA.

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  7. Windmüller

    vor 8 Jahren

    Joachim - es ist in Deutschland so gewollt, dass Dinge teuer werden. In Dänemark hat man Offshoreparks wie den Horns Rev Park direkt in Küstennähe gebaut. In Deutschland mussten Parks 40 Kilometer vor die Küste gesetzt werden, und dann haben Tourismusmanager noch Terz gemacht, damit vertreibe man Urlauber. Und im nächsten Moment jammert man, der Strom aus Offshore sei so teuer. Auch die Offshoreparks in Großbritannien, Belgien oder den Niederlanden sind nicht so wahnsimmig weit von der Küste weg.

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  8. Windmüller

    vor 8 Jahren

    Offshore ist sicher notwendig, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Am Thema Offshore zeigt sich aber auch die deutsche Ideologie beim Thema Energie. Offshore ist doppelt so teuer wie Windnutzung an Land, sie ist auch teurer als PV. Trotzdem hat die Bundesregierung beschlossen, Offshore noch deutlich stärker auszubauen, als nach Fukushima beschlossen. Um Geld und bezahlbaren Strom kann es folglich nicht gehen. Interessant ist auch, dass Stromkonzerne wie RWE oder Eon in Großbritannien schon mehr als eine Milliarde in Offshore investiert haben, als man in Deutschland einen Kampf gegen den Ausbau erneuerbarer Energien führte. Aber sei es drum. Wir haben unsere erste Windkraftanlage vor 18 Jahren mit 234 Bürgern realisiert. Seitdem haben wir 28 Anlagen verwirklicht, dazu einen 3 MW Solarpark. Über lange Jahre sind wir angegiftet worden. Wenn man heute sieht, dass Ökostromerzeugung in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, und die großen Stromkonzerne sich ebenfalls am wind of change beteiligen, dann hat sich der zähe Kampf gelohnt - und man kann stolz auf die sichtbaren Erfolge sein. Dann ist es auch kein Glaubenskrieg mehr, ob man die Energiewende onshore oder offshore voranbringt.

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