Debatten-Abend

CO2 aus der Luft entfernen, geht das wirklich?

22. Juni 2023

Wie gelingt es, das IPCC-Szenario, bei dem wir die globale Erderwärmung auf unter 2° Celsius halten, Realität werden zu lassen? Antworten dazu finden sich u.a. im IPCC Special Report mit dem Titel “Global Warming of 1,5° C”. Ein Baustein für die letzte Meile lautet: Negativemissionen. Wir haben zu viel CO2 in die Atmosphäre entweichen lassen – und müssen das rückgängig machen. Der Fachbegriff dazu heißt Carbon Dioxide Removal (CDR).

CDR gelingt durch biologische Prozesse und technologische Innovationen. Ein naturbasierter Ansatz ist beispielsweise, wenn Moore und Seegraswiesen renaturiert und ausgebaut werden. Diese Ökosysteme speichern CO2 im Boden und den Sedimenten. Ergänzend sind technologische CDR-Entwicklungen ein weiterer Lösungsbaustein für das 1,5°-Szenario. Hier geht es um die direkte Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid in der Luft (DACCS, direct air carbon capture and storage). Angesichts des frühen Entwicklungsstandes dieser Technologien ist der Einsatz in großem Maßstab nach wie vor eine Herausforderung, und entsprechend unterschiedlich sind die Prognosen über den tatsächlichen Effekt.

So stellen sich die Fragen: Wie schaffen wir es, dass eine nachhaltige Renaturierung von Mooren europa- und weltweit erfolgt? Wie aussichtsreich sind schnelle Erfolge von “Direct Air Capture“? Und gibt es auch andere zukunftsweisende Ideen, die zeitnah konkrete Lösungen darstellen? Unternehmen aus der Startup-Szene wie auch internationale Konzerne sind gefragt, ihre Ressourcen in kluge Köpfe und Umsetzungswillen jetzt zu investieren. Und: Ein unverzichtbarer Lösungsbaustein sind unsere Ökosysteme. Hier braucht es politische Durchsetzungskraft für mehr Schutzflächen und Renaturierungs-Gebiete wie Moore, Seegraswiesen und geeignete Waldflächen.

Einen Nachbericht und Aufzeichnung des Debatten-Abends findet sich hier auf unserer Seite.

Das Podium der Veranstaltung

Johannes Enssle

NABU Landesvorsitzender Baden-Württemberg

Johannes Enssle arbeitet seit 2006 für den NABU. Bis 2011 war er beim NABU-Bundesverband als Referent für Waldwirtschaft und Forstpolitik beschäftigt, dann wechselte er in gleicher Funktion zum Landesverband Baden-Württemberg. Im November 2016 wählten ihn die Delegierten des NABU Baden-Württemberg zum Landesvorsitzenden. Als Landesvorsitzender vertritt er die Positionen des NABU gegenüber der Politik und in der Gesellschaft.

Der gebürtige Donaueschinger studierte International Forest Ecosystem Management (B.Sc.) und Global Change Management (M.Sc.) an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung (FH) in Eberswalde und am International Agricultural College der Universität Wageningen in den Niederlanden.

Foto: Uli Regenscheit

Prof. Dr. Thomas Hickler

Professor für Quantitative Biogeographie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität

Prof. Dr. Thomas Hickler ist Professor für Biogeographie und Sprecher der GRADE Sustain (Goethe Graduate Academy). Er war an mehreren Berichten des Weltbiodiveritäts- und des Welklimarates (IPBES und IPCC) beteiligt, z. B. am IPBES global assessment und am IPBES-IPCC Synthese Bericht. Sein Hauptforschungsinteresse gilt dem Verständnis der Verteilung des Lebens auf der Erde (z. B. Arten, biologische Vielfalt, Vegetationstypen, Ökosysteme) über Raum und Zeit. Sein Fokus liegt insbesondere auf den Wechselwirkungen zwischen dem Klima und der terrestrischen Biosphäre. Dazu gehören die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Arten, Ökosysteme und die damit verbundenen Ökosystemleistungen sowie die Rolle der Biosphäre im Klimasystem der Erde (z. B. Kohlenstoff- und Wasserkreislauf). Methodisch steht die Modellierung von Vegetation und Ökosystemen auf lokaler bis globaler Ebene im Mittelpunkt seiner Arbeit.

Foto: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

 

Dr. Christine Lemaitre

Geschäftsführende Vorständin DGNB e.V.

Dr. Christine Lemaitre ist seit 2010 Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.). Sie studierte Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart, wo sie auch promovierte. Für die Bilfinger Berger AG (heute Bilfinger SE) leitete von 2007 bis 2008 das Forschungsprojekt „Ressourceneffiziente Gebäude“. 2019 wurde Christine Lemaitre mit dem W.I.R.E.-Award (Women In Real Estate) der Heuer Dialog GmbH sowie dem Eco Innovator Awards 2019 des Global Green Economic Forum ausgezeichnet.

Foto: DGNB

Ablauf der Veranstaltung