be.ENGERGISED und be.ORGANISED sind zwei Software-Lösungen des Startups has.to.be GmbH, die es auch kleinen Unternehmen ermöglicht, eine moderne Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu bedienen und zu verwalten. Die Anwendungen kontrollieren die Stationen, planen den Kundenservice und sorgen für die Gebührenabrechnung. So wird die Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge verwaltungstechnisch ganz einfach.
Wir sprachen mit Martin Klässner, einem der Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens.
DEZ-Blog: Wie ist has-to-be darauf gekommen, be-energised und be-organised zu entwickeln? Wie entwickelte sich das Projekt von der Idee bis zur Realisierung?
Martin Klässner, Managing Partner von has.to.be: Wir beiden Gründer sind bereits seit Jahren im Thema Elektromobilität unterwegs. Ich war als Mitgründer und technischer Leiter eines Ladestations-Herstellers vor allem für den Aufbau einer international agierenden Service-Mannschaft zuständig, die sich fast durchgehend aus Subunternehmern zusammengesetzt hat. Hier wurden viele Erfahrungen gewonnen, was den Service von Ladestationen im „Echten Leben“ sehr komplex macht. Aus diesem Grund haben wir als Gründer von has.to.be entschieden, eine Software-Lösung zu entwickeln, die eine einfache technische Umsetzbarkeit von Service- und Wartungstätigkeiten ermöglicht. Der Fokus war dabei auf den Techniker gerichtet, der Fehler schnell, unkompliziert und ohne große Einschulung beheben soll. Aus dieser Anforderung heraus hat sich dann das Thema der Abrechnung von Ladevorgängen und der interoperable Zugang zu anderen Systemen entwickelt, so dass wir nun auf eine vollständige Software-Lösung zurückgreifen können, die alle Prozesse automatisiert abbilden kann.
Wie stellt sich der geschäftliche und technische Hintergrund Eures Unternehmens dar? Auf welche Erfahrungen und Kooperationen könnt ihr zurückgreifen?
Wir haben insgesamt bereits über 25 Jahre Team-Erfahrung in der Umsetzung von interaktiven Software-Lösungen, die einerseits Prozesse automatisieren, andererseits aber auch einen hohen Anspruch an Usability und Customer Convenience stellen. Aus diesen Erfahrungen heraus haben sich unsere Lösungen entwickelt. Dazu kommt auch der hardware-seitige Hintergrund, den wir aus vielen Projekten in den letzten Jahren sammeln konnten. Vor allem der Aufbau von internationalen Service-Netzwerken hat dabei die Entwicklung unserer Anwendungen stark geprägt.
In Deutschland kommt die Energiewende auf der Straße nicht so recht voran. Neben den spezifischen Nachteilen der Elektroautos bei der Reichweite und dem Preis hemmen auch die Unterschiede in den Systemen bei Steckern und Ladestationen die Entwicklung. Wie bewertet Ihr die Energiewende auf der Straße? Was muss passieren, damit ein europäischer Massenmarkt entsteht?
Die letzten Jahre waren in Deutschland (und auch in Österreich) eher bescheiden, was die Entwicklung der Elektromobilität betrifft. Vor allem in Hinblick auf den österreichischen Markt, herrschte bei allen Playern eine abwartende Haltung. Die relevanten Infrastrukturbetreiber hatten in den letzten Jahren jeweils Insellösungen geschaffen, eine Vernetzung der Insellösungen ist zwar gewünscht, jedoch wartete jeder Anbieter ab, für welche Lösungen sich die anderen Anbieter im Markt entscheiden.
Dies hatte zur Folge, dass niemand den ersten Schritt für eine einheitliche Vernetzung der Infrastrukturen geschaffen hat. Das gleiche Bild stellt sich unseres Erachtens auch für Deutschland dar.
Diese Barriere brechen wir mit unseren Lösungen jedoch gerade auf: Einerseits, da mit unserem Cloud-basierten Konzept nahezu keine Einrichtungskosten für eine interoperable Nutzung entstehen und der Einsatz unserer Lösungen kein betriebswirtschaftliches Risiko bildet. Zweitens, da durch unser Kostenmodell und die vollständige Automatisierung der Prozesse nun auch kleine Infrastrukturen wirtschaftlich betrieben werden können. Und Drittens, da wir mit unseren Projektlösungen, wie beispielsweise der „be.ENERGISED Community Card“ nun interoperable Systeme bereitstellen, die eine übergreifende Nutzung ermöglichen, jedoch die Kundendaten im Eigentum unserer Betreiber-Kunden lassen.
Die Kombination dieser Lösungen ermöglicht es nun, interoperable Infrastrukturen zu schaffen und allen einen diskriminierungsfreien Zugang zu Infrastrukturen zu ermöglichen.
Zudem haben nun alle relevanten deutschen Fahrzeughersteller serienreife Fahrzeuge im Markt, die einem „herkömmlichen“ Verbrenner nicht mehr nachstehen – sowohl in Hinsicht auf Design als auch Fahrkomfort.
Durch die Kombination von serienreifen deutschen Fahrzeugen und einer vernetzten und einfach zu bedienenden Ladeinfrastruktur gehen wir davon aus, dass der Markt in den kommenden Jahren deutlich an Dynamik zunehmen wird. Wir versuchen auf jeden Fall, unseren Teil dazu beizutragen.
Man hat den Eindruck, dass es bei der Elektromobilität ähnlich verläuft wie beim Internet: US-amerikanische Firmen wie Tesla, Google und Apple in Kooperation mit asiatischen Batterieherstellern geben den Takt vor. Sind wir in der digitalen Welt nur zweitklassig?
Das stimmt. Vor allem wenn man sich die kurzfristigen Entwicklungen ansieht ist davon auszugehen, dass in gar nicht einmal allzu ferner Zukunft alle Fahrzeuge nicht mehr von den heute bekannten Fahrzeugherstellern gefertigt werden. Vor allem die Bestrebungen von Apple und Google lassen aufhorchen und die ersten Informationen scheinen bereits durchaus attraktive Modelle hervorzubringen.
Ich denke nicht, dass für die aktuellen Marktführer kurzfristig hier eine „Abstufung“ in die zweite Liga erfolgen wird, vorausgesetzt, der Innovations-Charakter der Hersteller nimmt zu. Bezogen auf die Innovationsdynamik sind uns die Amerikaner weit voraus, hier den Anschluss nicht zu verpassen ist jetzt Aufgabe der R&D Abteilungen der OEMs.
Wir sehen hier vor allem die Notwendigkeit, IoT Technologien in Fahrzeugen zu etablieren. Dazu zählen mobile Anwendungen, Standort-bezogene Echtdaten mit Entertainment-Funktionen und – was die Elektromobilität betrifft – Echtdaten zur Verfügbarkeit von Ladestationen direkt im Fahrzeugdisplay, ohne Barrieren nutzbar, kombiniert mit einer funktionierenden Infrastruktur. Wenn diese Systeme zusammen funktionieren glaube ich, dass auch in den kommenden Jahren die führenden deutschen Marken nach wie vor in der ersten Liga mitspielen werden.
Welchen Markt habt Ihr im Focus? Was sind Eure Pläne für die nächste und weitere Zukunft?
Derzeit fokussieren wir uns auf die Märkte vor unserer Haustüre, das bedeutet Österreich, Deutschland, Schweiz und Italien. Allerdings arbeiten wir derzeit auch schon mit Partnern in Spanien und Finnland zusammen und versuchen unsere Aktivitäten hier stärker zu fokussieren. Hierzu sind wir auf der Suche nach Vertriebspartnern, die uns den Eintritt in die jeweiligen Länder ermöglichen.
Allgemein sehen wir mit unserer Software und unseren vernetzten Infrastrukturen durchaus Potential, eine bedeutende Rolle im Elektromobilitäts-Markt zu spielen – und das ist auch unsere Anforderung.
Wir möchten unseren Kunden die beste Software bieten, die sie am Markt finden können, damit unsere Kunden ihre Infrastrukturen erfolgreich und gewinnbringend bewirtschaften können.
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