Per Bootcamp Startups beschleunigen

Gastautor Portrait

Alex Farcet

Startupbootcamp

Alex Farcet ist Gründer und Geschäftsführer von Startupbootcamp. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, mit einem globalen Netzwerk aus der Industrie Startup-Firmen auszuwählen, zu unterstützen und in ihrer Entwicklung zu beschleunigen. In diesem Jahr finden Startupbootcamps in Barcelona, Amsterdam und Singapur statt. So international wie das Unternehmen ist Alex Farcet selbst: Er wurde in Spanien geboren, wuchs in Afrika auf, ging in England zur Schule und hat einen französischen Pass.

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24. März 2015
Startup, IoT, Energiewende

“Software is eating the world.” Diese fünf Wörter kursieren in der Twittersphäre und ihr Urheber – Marc Andreessen, Gründer von Netscape (Anbieter des ersten Internetbrowsers) und von Opsware (für 1,6 Milliarden Dollar an HP verkauft) und inzwischen ein Top-Venture-Capitalist – kennt sich mit Software und Disruption durchaus ein bisschen aus.

Tesla, Energiewende, E-MobilityEr meint damit natürlich, dass die naheliegendsten Bereiche (Unternehmenssoftware, Kommunikation, Netzwerke) bereits abgegrast sind und jetzt die weniger naheliegenden Teile der globalen Wirtschaft reif für eine Disruption unter Führung der IT sind. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass ein paar zugegebenermaßen große Technologieunternehmen aus dem Silicon Valley 100-jährige Autohersteller das Fürchten lehren würden?
Damit meine ich nicht Tesla, obwohl auch diese Firma Wellen macht: Sie ist erst zehn Jahre alt, aber an der Börse schon halb so viel wert wie der 1927 gegründete GM-Konzern. Nein, ich meine Google, das Dutzende fahrerlose Autos durch Palo Alto und Umgebung fahren lässt. Und bestimmt haben Sie auch schon die Gerüchte gehört, dass Apple sein eigenes Elektroauto baut. Falls Apple das schafft, dürfte es sehr wahrscheinlich das erste Unternehmen mit einem Marktwert von über einer Billion US-Dollar werden und seine ohnehin schon atemberaubende Schatztruhe würde wohl noch voller werden.

Neue Akteure stellen bestehende Märkte auf den Kopf

Die erwähnten Unternehmen packen die Mobilitätsproblematik immer noch auf die alte Art an, nämlich indem sie Fahrzeuge bauen. Jedoch lassen sich im Sinne von „Software is eating the world “ viele Probleme mithilfe von Daten und Kommunikation auf vollkommen neue Art und Weise lösen. An dieser Stelle kommen Unternehmen wie Uber, Lyft, Rideshare und andere ins Spiel. Mithilfe von Smartphones, Telekommunikationsnetzen, bereits vorhandenen Autos und des zunehmenden Peer-to-Peer-Trends bringen sie Autobesitzer, die sich etwas dazuverdienen wollen, mit Menschen zusammen, die eine Mitfahrgelegenheit suchen. In San Francisco mit seinem notorisch schlechten öffentlichen Nahverkehrssystem hat Uber einerseits den Taxiunternehmen schätzungsweise rund 50 Prozent des jährlichen Umsatzes von 368 Millionen Dollar abgegraben, jedoch andererseits den Kuchen insgesamt vergrößert – auf mehr als 500 Millionen Dollar jährlich. Und das ohne zusätzliche Infrastruktur, ohne neue Autos, nur durch kluges Zusammenführen von Kapazitäten und Nachfrage.

Auch der Energiesektor steht enorm unter Druck. Vor allem dank dem in letzter Zeit sinkenden Ölpreis machte BP, das im vierten Quartal 2013 noch einen Gewinn von 1 Milliarde Dollar erwirtschaftet hatte, im Vergleichsquartal 2014 einen Verlust von 3 Milliarden Dollar. Für den CEO Bob Dudley Anlass genug, die „Kostenstruktur des Unternehmens komplett zu ändern“, wie er im Wall Street Journal zitiert wurde. Die Lenker börsennotierter Unternehmen müssen etwas tun, und in Zeiten wie diesen bedeutet das meistens, dass sie die Kosten senken. Auch wenn das nichts Neues ist, denn seit 14 Quartalen wachsen die Gewinne der S&P 500-Unternehmen ununterbrochen stärker als ihre Umsätze. Das heißt, die Margen steigen, aber das Wachstum nicht.

Innovationen fördern Wachstum

Natürlich kann man durch Einsparungen wieder kurzfristig profitabel werden, aber damit erzielt man kein erneutes Wachstum. Dafür braucht man schon Innovationen. Die durchschnittliche Lebensdauer der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen ist seit den 1960er-Jahren deutlich gesunken. Größe ist keine Garantie mehr für langfristigen Erfolg.

Startup, Energiewende

Inwiefern gilt der eingangs zitierte Spruch auch für den Energiesektor? Wird er ebenfalls von der Software „gefressen“?
Keine Frage, dass der Energiesektor für eine Disruption reif ist! In Afrika übersprang bei der Telekommunikation das Festnetz und ging sofort zu Mobilfunknetzen über (und regte dadurch bedeutende Innovationen wie das mobile Bezahlsystem Mpesa an, das 40 Prozent des kenianischen BIPs abwickelt).
Ähnlich sprunghaft schreitet der Solarstrom voran. Laut The Economist nutzte 2009 weniger als ein Prozent der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara solargespeiste Beleuchtung. Inzwischen sind es fünf Prozent beziehungsweise elf Millionen Menschen. Die treibenden Kräfte dieser Entwicklung sind vor allem der deutlich höhere Wirkungsgrad von Solarzellen sowie verbesserte Leuchtmittel und Akkus:

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Interessant daran ist, dass dieser Wandel nicht in voneinander abgeschotteten Bereichen stattfindet, sondern dass sich alles zu überschneiden beginnt. Vielleicht haben Sie ja schon etwas von Elon Musks „Gigafactory“ gehört. Der nächste Schritt ist eine Tesla-Batterie für den Haushalt.
Was passiert, wenn wir alle vor Ort erzeugten Strom nutzen und ihn in der Garage speichern können? Bleiben wir dann an das Elektrizitätsnetz angeschlossen? Verkaufen wir überschüssigen Strom an unsere Nachbarn? Stellen wir autarke Auto-Ladestationen auf?

Förderung von Startups – jetzt bewerben

Wir von Startupbootcamp Smart Transportation & Energy sind von den vorstehend beschriebenen Entwicklungen begeistert. Unternehmer leben ja davon, Herausforderungen in Chancen zu verwandeln, und wir haben den Auftrag, die besten Technologie-Start-ups in der Frühphase zu finden, die an solchen Chancen arbeiten.
Mit Unterstützung der EnBW und weiterer ganz großer Marken (unter anderem Daimler, Bosch und Cisco) schieben wir zehn Start-ups an, die wir unter Hunderten Bewerbern aus aller Welt ausgewählt haben. Wir tätigen Mikro-Investments, damit sie kostenneutral bei dem dreimonatigen Programm in Berlin mitmachen können, wir bieten ihnen Zugang zu über 150 Mentoren – die meisten von ihnen sind Serial Entrepreneure und Fachspezialisten – und bringen sie mit Partnern und Investoren in Kontakt, sodass sie in drei Monaten so weit vorankommen wie sonst in einem Jahr.

Startupbootcamp_smartEines der Startupbootcamp-Teams von letztem Jahr ist das Berliner Unternehmen Sunride, das es Verbrauchern ermöglicht, gemeinschaftliche Solaranlagen mittels einer leicht zu bedienenden cloudbasierten Plattform zu betreiben und zu verwalten. Da die EnBW Startupbootcamp Berlin unterstützt und sich bei den Start-ups engagiert hat, arbeitet Sunride inzwischen an gemeinsamen Pilotprojekten mit der EnBW. Dies verschafft der Firma einen einzigartigen Zugang zum Markt sowie wertvolle Kundenreferenzen.
Im Moment suchen wir die besten Start-ups aus der Sparte Smart Transportation & Energy als Teilnehmer am Programm 2015 und fordern sie auf, sich ab dem 1. März für das Herbstprogramm anzumelden. Helfen Sie uns, indem Sie andere davon informieren, oder bewerben Sie sich mit Ihrer Team-Idee!

Werden Sie von Software leben oder lassen Sie sich von ihr fressen?

 

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  1. Dominik Pöschel

    vor 9 Jahren

    Die Digitalisierung unserer Umwelt ist wohl nicht mehr aufzuhalten. Das bringt große Chancen mit sich birgt aber auch große Gefahren denn alles Computergesteuerte kann manipuliert und gehackt werden!!! Das sind nicht gerade rosige Aussichten bei der aktuell schon vorhandenen Bedrohungslage!!!!

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