Solarzölle: Handelsbarrieren runter, Solarzubau rauf

Gastautor Portrait

Jörg Ebel

Präsident BSW Solar e.V.

Jörg Marius Ebel ist Jurist und hat in Düsseldorf, Münster und Hamburg Politik, Soziologie und Rechtswissenschaften studiert. Nach Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Büroleiter führt er als Head of Public Affairs das Berliner Office der IBC SOLAR AG. 2020 wurde Jörg Ebel zum Prösidenten des BSW Solar e.V. gewählt.

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04. November 2015

Solarenergie kostet weltweit immer weniger. Doch EU-Zölle und ein fixer EU-Mindestpreis verhindern bislang, dass diese Kostensenkung auch beim Verbraucher ankommt. Jetzt gibt es eine Chance,  dass die 2013 von der EU beschlossenen Zölle und Mindestpreis bald der Vergangenheit angehören, denn im Dezember laufen die Maßnahmen aus. Verzichtet die EU-Kommission auf eine Verlängerung der Handelsbarrieren, kann Photovoltaik auch in Deutschland wieder attraktiver werden.

Seit Jahren fallen weltweit die Preise für Solarmodule. Dadurch wird Solarenergie immer günstiger. Nur Europa verzichtet freiwillig auf sinkende Kosten. Durch ein Regiment staatlich festgesetzter Mindestpreise und Schutzzölle werden den Verbrauchern die Vorteile sinkender Preise verwehrt. Mit dramatischen Folgen für den Ausbau der Photovoltaik in Europa.

Ohne Solarzölle wird Solarenergie preiswerter

Alleine in Deutschland hat sich der Zubau seit Einführung der Zölle 2013 halbiert. Das bescheidene Ausbauziel der Bundesregierung wird auch in diesem Jahr deutlich verfehlt. In der übrigen EU sieht es nicht besser aus. Und das angesichts weiter sinkender Preise auf dem Weltmarkt. Die Herstellungskosten von Solarmodulen in Asien sind seit 2013 um bis zu 20 Prozent gesunken, ohne dass europäische Investoren und Verbraucher davon profitieren können.
Der entscheidende Grund für diese Fehlentwicklung sind die Solarzölle, also Einfuhrbeschränkungen auf Solarmodule und Solarzellen aus China, dem Weltmarkt- und Kostenführer.
Gäbe es die EU-Zölle nicht, wäre Solarenergie preiswerter und könnten auch die staatlichen Förderkürzungen besser aufgefangen werden. Statt dessen wird durch die EU-Kommission ein Mindestpreis vorgeschrieben. Die daraus resultierenden Mehrkosten für die europäischen Investoren und Verbraucher dürften sich mittlerweile auf mehrere Milliarden Euro summieren.

Volkswirtschaftlich richten die Zölle also erheblichen Schaden an. Für seinen Solarzubau muss Europa viel zu hohe Kosten tragen. Von der entgangenen Wertschöpfung durch den Rückgang des Zubaus ganz zu schweigen. Handwerk und Industrie leiden erheblich unter dem Protektionismus.Solarzölle, Solarzoll, Solaranlage (Bild Nr. 8101)
Deswegen wird es Zeit, sich von den Zöllen zu verabschieden. Zumal der eigentliche Zweck, der Schutz der heimischen Modulhersteller, verfehlt wurde. Seit der Einführung der Zölle ist der Weltmarktanteil europäischer Modulhersteller weiter zurückgegangen und sind noch mehr Arbeitsplätze verloren gegangen. In einer integrierten Weltwirtschaft gibt es bessere Wege, die heimische Industrie zu stärken.
Deswegen ist es richtig und gut, dass sich ein breites Bündnis aus der Solarwirtschaft von Installateuren bis hin zu Wacker, BayWa, MVV und IBC SOLAR, unterstützt von EnBW, Trianel, Verbraucherschutz und Handwerk, für das planmäßige Auslaufen der Zölle einsetzt. Nur wenn die Handelsbarrieren fallen, wird der Solarzubau in Europa wieder in Schwung kommen.

Zum Weiterlesen: Solarallianz For Europa SAFE

Offener Brief der Europäischen Solarverbände gegen Handelsbeschränkungen

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