Otego ist ein junges Unternehmen, das sich einer alten Sache widmet. Fast 200 Jahre ist es her, als der Physiker Thomas Johann Seebeck (ein Arbeitskumpel von J.W. von Goethe beim Thema Farben und Licht) im Jahre 1821 den thermoelektrischen Effekt (Seebeck-Effekt) entdeckte. Die vom Karlsruher Startup otego entwickelte Technologie nutzt diesen alten Hut der Stromerzeugung aus Wärme in völlig neuer Weise. Die Erfindung von otego ist ein Verfahren zur Herstellung von Halbleitern, gedruckte thermoelektrische Generatoren – TEG, die aus dem Seebeck-Effekt das Optimum an Effizienz heraus holen. Das Ziel der Entwicklung von otego ist die Automatisierung der Produktion von TEGs, die vollkommen verschleißfrei und somit auch wartungsfrei arbeiten und bereits kleine Temperaturunterschiede nutzen können. Es geht um nichts anderes als die perfekte, weil energieautarke und regenerative Stromquelle für das Internet of Things.
Wir sprachen mit Frederick Lessmann, der bei otego für die Geschäftsentwicklung zuständig ist.
DEZ-Blog: Wie entstand die Idee, thermoelektrische Generatoren (TEG) für den Massenmarkt zu entwickeln?
Die Idee ist im wissenschaftlichen Kontext am KIT entstanden, als sich die Frage auftat, ob thermoelektrische Generatoren auch unter Verwendung von großindustriellen Druckprozessen hergestellt werden können. Das Stichwort ist hier „Gedruckte Elektronik”. Damit ist die Hoffnung verbunden, Elektronikkomponenten in noch nie gesehener Weise zu skalieren und Stückkosten zu senken. Das ist insbesondere für die Thermoelektrik sehr interessant, handelt es sich doch hier um eine ursprünglich für die Raumfahrt serienreif entwickelte Technologie, bei der Kosten keine Rolle spielten. Für den Massenmarkt spielt der Preis aber sehr wohl eine Rolle und wir denken, mit unserem Konzept des Druckens hier endlich die Lösung gefunden zu haben.
Otego scheint die Eier legende Wollmilchsau zu sein. Ist Otego konkurrenzlos, weil billig, vielfältig und ökologisch unbedenklich?
TEGs von otego werden nicht alle Probleme der Welt lösen, aber wir möchten dazu beitragen, das die Verbreitung von kleinen drahtlosen Geräten im Zuge des Internet of Things nicht zum Umweltproblem wird, weil zigmal so viele Batterien gewechselt werden müssen. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass wir heute schon viel zu viele Batterien wechseln oder Akkus aufladen. Sind wir in Zukunft wirklich bereit, uns um noch mehr Energiespeicher zu kümmern? Nicht für alle Geräte hat otego eine Lösung, aber für die, welchen eine Wärmequelle in ihrer Umgebung zur Verfügung steht. Diese Wärmequellen können unsere TEGs nämlich in Stromquellen umwandeln und diese Geräte mit Strom versorgen. Sozusagen die Solarzelle für Wärme.
Wie ist der Stand der Unternehmensentwicklung? Haben Sie Investoren, die otego begleiten?
Wir befinden uns derzeit noch in der Entwicklung dieser spannenden Technologie, die ein riesiges Potenzial bietet – davon sind wir überzeugt. In zwei Jahren sollen die ersten massenmarkttauglichen TEGs von otego auf den Markt kommen. Bis dahin haben wir den Produktionsprozess aufgebaut und die Materialien zur Serienreife gebracht. Finanziert werden wir derzeit durch das Bundesministerium für Wirtschaft und suchen für das 2. Halbjahr 2017 derzeit eine Anschlussfinanzierung.
Was hat Ihnen die Teilnahme am new.New Festival in Ihrer Heimatstadt Karlsruhe gebracht?
Sehr viel Sichtbarkeit und viele gute Kontakte. Da wir gerade auf der Investorensuche für die Zeit der Finalisierung der Entwicklung und den Markteintritt suchen, war das new.New Festival eine ideale Möglichkeit, sich zu präsentieren. Unser Messedemonstrator hat da nicht zuletzt eine gute Figur gemacht. Denn wir können bereits zeigen, dass unsere TEGs dazu in der Lage sind, einen sehr einfachen drahtlosen Temperatursensor mit Strom zu versorgen – ausschließlich durch die Wärme eines warmen Wasserkreislaufs.
Gibt es schon einen Plan für den internationalen Roll-out?
Ich denke, wir machen es wie Anne Lamott: Bird by Bird.
Danke für das Gespräch und viel Erfolg.
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Mehr über otego gibt es auf der Webseite des Unternehmens oder in diesem lesenswerten Beitrag von Markus Henkel .
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