Am Ende wird es den Elektronen so gehen wie mir bei der Navigation mit Open Street Maps: Mein Handy kennt alle Straßen. Stellt mir in Echtzeit die Daten der Auslastung zur Verfügung und weist mir im Falle von Staus einen alternativen Weg. Dieser Service funktioniert weltweit. Er ist kostenlos, denn er basiert auf einer Opensource-Software. Was mit den Straßen und Wegen funktioniert, sollte auch mit den Stromnetzen gehen. Das dachten sich die Forscher an der TU München und riefen das Projekt OpenGridMap ins Leben. OpenGridMap – das ist der Anspruch der Transparenz bei allen Stromnetzen. Vergleichbar mit einem Satellitenblick auf die Energiewende soll hier ein frei zugängliches Planungstool für die Energiewende entstehen. Auf einer Open-Source-Plattform. Und das bedeutet: Kostenfreiheit für die Nutzer.
Bevor es soweit ist, gibt es noch einiges zu tun. Das Straßen- und Wegenetz der Welt ist komplizierter, aber die Daten waren viel leichter zu beschaffen. Die User von OpenStreetMaps (OsmAnd im Google-Store) ergänzen fortwährend die vorliegenden Daten der Kartographen und Satelliten, um OsmAnd zu verbessern und aktuell zu halten. Vergleichbare Datensätze über das globale Stromnetz gibt es nicht. Oder es ist nicht zugänglich. Schließlich handelt es sich bei der Energieversorgung um einen sicherheitsrelevanten Bereich.
Infrastrukturdaten für alle
Um Infrastrukturdaten für alle nutzbar zu machen, setzen die Projektmacher auf das gleiche Prinzip wie OsmAnd und andere Opensource-Anwendungen: Die Manpower der Crowd soll die Daten liefern. Wo verlaufen die Leitungen? Wo steht das Umspannwerk? Welche Leistungen hat es? Und der Windpark: Wie viele Mühlen drehen sich da? Wo geht der Strom hin? All dies können die Mitglieder der Crowd mit einer App erfassen und so dem Projekt zur Verfügung stellen. Alles läuft zusammen auf den Servern der TU München. Mit der Zeit wird das kartierte Netz dann immer dichter. Wer Spaß daran hat, kann fehlenden Puzzle-Teilen wie bei der Pokemon-Jagd selbst hinterher jagen. Hier noch ein kleines Wasserwerk, dort eine Solaranlage oder das unscheinbare Trafohäuschen.
Was bringt OpenGridMap für einen Mehrwert?
So wächst spielerisch ein kostbarer Datensatz heran, der Forschern und Wissenschaftlern auf der ganzen Welt zur Verfügung unentgeltlich zur Verfügung gestellt wird. Prof. Hans-Arno Jacobsen ist Leiter des Lehrstuhls für Energieinformatik und Middleware an der TU München, wo das Projekt OpenGridMap beheimatet ist. Jacobsen sieht ein Planungstool heranwachsen, das z. B. Simulationen erlaubt. Wie wirkt sich die Einspeisung regenerativer Energien auf das Gesamtnetz aus? Wo entstehen Engpässe? Wo Überkapazitäten? Prof. Jacobsen: „Man könnte untersuchen, ob es möglich ist, ein Bundesland wie Bayern energieautark zu machen.“
Noch offener zutage liegt der Nutzen von OpenGridMap bei der Anwendung in Schwellen- und Entwicklungsländern. Ob es sich lohnt, ein Dorf ans Stromnetz anzuklemmen, ließe sich dann mit einem Blick auf die Karte erkennen. OpenGridMap könnte ein wichtiges Tool für die Verbesserung der Infrastruktur in den Schwellen- und Entwicklungsländern werden. Diesen möglichen Vorteil hat auch die Weltbank erkannt, die ebenso wie Siemens (als Mentor) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Alexander-von-Humboldt-Stiftung das Projekt fördert.
„Hunderte Freiwillige sind schon unterwegs und täglich werden es mehr. Ausgerüstet mit der OpenGridMap-App auf ihren Smartphones streifen sie durch München, Berlin, Tokyo und sogar durch Teheran. Wieder einmal zeigt sich: Die Energiewende ist ein Projekt, das die globale Zusammenarbeit fördert, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Jose Rivera
vor 7 JahrenDanke für den Artikel und beste Grüße aus München, Jose Rivera, opengridmap director.