Next Kraftwerke: Netzstabilität – im Schwarm zum Ziel

Gastautor Portrait

Jan Aengenvoort

Next-Kraftwerke

Jan Aengenvoort studierte Geisteswissenschaften in Köln, Bonn und Paris mit Abschluss Magister Artium, bevor er im Jahr 2011 seine Tätigkeit bei Next Kraftwerke im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und der Unternehmensentwicklung aufnahm. Seitdem beschäftigt er sich intensiv mit der Markt- und Systemintegration der Erneuerbaren Energien über virtuelle Kraftwerke und mit der Vermittlung damit einhergehender Werkzeuge, Prozesse und Problematiken. In seinem Focus hat er sowohl die interessierte Öffentlichkeit als auch den Kundenkreis des virtuellen Kraftwerks von Next Kraftwerke.

weiterlesen
19. Dezember 2014

Eine häufige Argumentation, wenn vom Einsatz der Erneuerbaren Energien gesprochen wird, geht von einer steigenden Netzunsicherheit bei zunehmender Integration der Erneuerbaren aus. Doch zieht ein wachsender Anteil regenerativer Quellen am Strommix tatsächlich eine höhere Netzunsicherheit nach sich?

Wer einen Blick auf den SAIDI-Index der letzten Jahre wirft, wird diese These zu Recht hinterfragen. Denn dieser Wert, welcher die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenen Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres widergibt, ist seit mehreren Jahren rückläufig. Die Deutschen müssen also seltener ohne Strom auskommen als früher. Gleichzeitig steigt bekanntlich der Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch. Wie passt das also zusammen?

Zum einen haben sich die Netzbetreiber auf die neue Situation ausreichend eingestellt und somit kommt es nicht vermehrt, sondern gar seltener zu Netzausfällen. Es gibt jedoch noch einen weiteren Grund, der für die Erneuerbaren spricht: Die dezentrale Ausrichtung der Stromversorgung. Jede Privatperson kann nun selbst Strom erzeugen. Diese Dezentralisierung der Stromerzeugung durch viele kleine Anlagen schafft Versorgungssicherheit, da keine Abhängigkeit von einzelnen großen Energielieferanten – konventionellen Großkraftwerken –  besteht. Das sogenannte Schwarmprinzip bietet die Möglichkeit, eine stabile Netzqualität zu gewährleisten. Kurz gesagt: Fällt ein Kraftwerk aus, kann ohne Probleme gegengesteuert werden, da es nur einen kleinen Teil des Schwarmes ausmacht.

Welche Probleme die Abhängigkeit von einzelnen Großkraftwerken mit sich bringen können, zeigt das Beispiel Belgiens. Die dortige Energieversorgung stützt sich größtenteils auf die Atomkraft: 55% des Stroms stammen aus dieser Quelle. Problematisch für die Netzstabilität wird dies, wenn eines dieser riesigen Kraftwerke ausfällt – oder gar mehrere gleichzeitig. Genau das ist aktuell gegeben, sodass im schlimmsten Fall 30% des Landes von der Stromversorgung abgeschnitten werden. Ein solcher Stromausfall tritt genau dann ein, wenn der Verbrauch besonders hoch ist – so zum Beispiel an kalten Winterabenden.  next

Die Verteilung der Versorgung auf viele kleine Einzelanlagen bringt natürlich auch Nachteile mit sich. Die Koordination der Einzelanlagen ist schwierig. Sie dürfen nicht gegeneinander arbeiten, sonst könnten sie das Stromnetz und den Strommarkt im schlimmsten Fall gefährden. Zur Lösung dieses Problems bietet sich die Vernetzung der dezentralen Anlagen in einem virtuellen Kraftwerk an. Mithilfe einer zentralen Leitstelle können die verschiedenen dezentralen Stromerzeuger oder auch größere Stromverbraucher vernetzt, ausgelesen und gesteuert werden. Der Schwarm kann nun erst gelenkt werden. Next Kraftwerke betreibt als aktiver Teil der Energiewende mittlerweile eines der größten virtuellen Kraftwerke Deutschlands.  Im zentralen Leitsystem in Köln sind heute rund 2.500 Biogas-, Biomasse-, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, Wasserkraft-, Windkraft- und Solaranlagen vernetzt. Gemeinsam ist ihre Stromproduktion besser zu prognostizieren, gemeinsam können sie wertvolle Regelenergie liefern. Ein Schwarm, der das Netz stabilisiert.
_______________________________________Anna Koch
Zur Person: An diesem Artikel schrieb A
nna Koch mit. Sie studiert Regionalstudien China und Politkwissenschaften in Köln und unterstützt Next Kraftwerke in der Öffentlichkeitsarbeit mit ihrem Hintergrundwissen bei der Recherche und Redaktion von Blog-Beiträgen.
______________________________
Um den Strommarkt zu verstehen, empfehlen wir die Reihe aus dem Blog von Next Kraftwerke Markttag – Wie kommt eigentlich der Strom aus einem virtuellen Kraftwerk an die Börse?

Diskutieren Sie mit

  1. Dominik Pöschel

    vor 9 Jahren

    In diesem Artikel wird klar dass man nicht unbedingt eine zentralisierte Energieproduktion braucht. Hier wird wie im Tierreich (Schwarmoption) klar herausgestellt dass viele kleine Stromproduktionsanlagen zusammengefasst genau so gut sind wie ein großes Kraftwerk was die Leistung angeht, und von einer zentralen Stelle koordiniert keine Gefahr hinsichtlich der Versorgungssicherheit darstellen. Man kann logisch nachgedacht bei der dezentralen Energieversorgung von einer höheren Versorgungssicherheit ausgehen da es sehr unwahrscheinlich ist dass mehrere bzw. alle dezentralen Energieerzeuger auf einmal ausfallen.
    Die großen EVU´s in Deutschland haben nu die Aufgabe von der Zentralen auf die Dezentrale Versorgung umzubauen. Dies hat bereits begonnen und die Sache ist auf einem guten Weg. Eines muss aber aufhören und dass ist die durch POLITISCHE VORGABEN Zerstörung der Deutschen Energiewirtschaft.

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Next Kraftwerke: Netzstabilität – im Schwarm zum Ziel
5
4