Die globale Energiewende hat enorm an Fahrt aufgenommen und zeigt erfreulich klimafreundliche Tendenzen: Die CO2-Emissionen stagnieren, rund um den Erdball sind Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch und die Welt verabschiedet sich zunehmend von fossilen und nuklearen Kraftwerken. Zu diesem Ergebnis kommen gleich drei Studien, welche in den vergangenen Wochen vorgestellt wurden und die die globalen Energietrends analysieren.
Wirtschaftswachstum von CO2-Ausstoß entkoppelt
Aus dem „Renewables 2015 Global Status Report“ des internationalen Stakeholder-Netzwerkes REN21 geht hervor, dass 2014 ein Rekordjahr für Erneuerbare Energien war, deren weltweite Leistung um 135 Gigawatt anwuchs. Die Gesamtleistung der regenerativen Kraftwerke habe sich innerhalb eines Jahres um 8,5 Prozent auf 1.712 Gigawatt (GW) vergrößert. Der Bericht verweist auf zwei weitere Entwicklungen: Obwohl der weltweite Energieverbrauch in den letzten Jahren durchschnittlich um 1,5 Prozent angestiegen und das weltweite Bruttosozialprodukt im Mittel um drei Prozent gewachsen seien, blieben die CO2–Emissionen des Jahres 2014 im Vergleich zum vorhergehenden Jahr stabil. Dass bedeute, dass zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten die Weltwirtschaft wuchs, ohne dass parallel die CO2-Emissionen gestiegen wären. Die Autoren des Reports folgern daraus, dass sich das globale Wirtschaftswachstum zunehmend vom CO2-Ausstoß entkopple. Diese Entwicklung ergäbe sich vor allem aus zwei Faktoren: China nutze mehr Erneuerbarer Energien und die OECD-Länder engagierten sich stärker für Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und im Bereich des nachhaltigem Wirtschaftswachstums.
Ende 2014 betrug der Anteil Erneuerbarer Energien an der weltweiten Kraftwerksleistung 27,7 Prozent. Dies reiche, um geschätzte 22,8 Prozent des globalen Strombedarfs zu decken. Die Photovoltaikkapazität sei am stärksten gewachsen: Die installierte PV-Leistung ist in den vergangenen zehn Jahren um das 48-fache gestiegen (von 3,7 GW in 2004 auf 177 GW im Jahr 2014). Die Windenergie habe ebenfalls stark zugelegt: Sie steigerte sich von 48 GW in 2004 um den Faktor 8 auf 370 GW im letzten Jahr.
Boom der Kohlenutzung scheint vorbei
Auch eine Studie von Germanwatch mit dem Titel „Indizien für eine Trendwende in der internationalen Klima- und Energiepolitik“ sieht Umbrüche in der globalen Energiepolitik, die eine Trendwende hin zu einem Einhalten des Zwei-Grad-Limits als möglich erscheinen lassen. Die Anzeichen würden insbesondere die globalen CO2-Emissionen, die Entwicklung der Erneuerbaren Energien und die Entwicklung der Kohlenutzung betreffen: So verliere der Anstieg der CO2-Emissionen an Dynamik bzw. stagniere, obwohl sich die Weltwirtschaft nicht in einer Krise befand, sondern um etwa drei Prozent wuchs.
Die Preise für Erneuerbare Energien seien schneller und stärker gefallen als erwartet, insbesondere die für Solarenergie. In einigen Regionen hätten Erneuerbare Energien bereits Wettbewerbsfähigkeit erreicht oder sind auf dem besten Weg. Der starke Zubau von Erneuerbaren Energien drücke die Kosten, gesunkene Kosten wiederum beschleunigten den Zubau. 56 Prozent der neugebauten Kapazitäten zur weltweiten Stromerzeugung 2013 waren Erneuerbare Energien. Die Investitionen in Erneuerbare Energien würden etwa zur Hälfte aus Schwellen- und Entwicklungsländern stammen.
Der Boom der Kohlenutzung scheine vorbei zu sein. Seit 2010 wurde weltweit nur jedes dritte geplante Kohlekraftwerk gebaut; zwei von dreien wurden auf Eis gelegt oder komplett gestoppt. In China und den USA sinke die Kohlenutzung und scheine sich vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln. Viele große Investoren würden ihre Finanzierung von Kohleprojekten bremsen.
Germanwatch kommt zu dem Fazit, dass diese positiven Tendenzen aber nicht bedeuten würden, dass die aus klimapolitischer Sicht notwendige Trendwende der Klimaemissionen und Energiepolitik schon da sei. Es sei nun die Aufgabe der Regierungen dieser Welt, aus diesen Anzeichen einen stabilen, sich selbst beschleunigenden Trend zu machen.
Technologiesprünge und fallende Preise treiben Wandel
Ähnliche Schlüsse ziehen der WWF und LichtBlick, die einen gemeinsamen Report mit dem Titel „Megatrends der globalen Energiewende“ herausgegeben haben: Die Welt baue in steigendem Tempo Erneuerbare Energien aus und verabschiede sich zunehmend von fossilen und nuklearen Kraftwerken. Digitalisierung und Dezentralisierung würden das globale Energiesystem der Zukunft kennzeichnen. Viele Millionen kleinerer und größerer Anlagen seien die Stromproduzenten der Zukunft. Auch die Energiearmut könne mit immer kostengünstigeren und dezentralen Ökostrom-Technologien verringert werden. Angesichts der Energiewende-Dynamik in Ländern wie China oder den USA gefährde Deutschland seine langjährige Vorreiter-Rolle beim Aufbau eines neuen Energiesystems – so die Autoren des Reports.
Treiber des globalen Wandels sind gewaltige Technologiesprünge und rasant fallende Preise. Tempo und Ausmaß des Wandels seien dabei überraschend und ermutigend. Die richtigen politischen Rahmenbedingungen seien für diese Entwicklung die Voraussetzung gewesen. Die Menschen wollten die Energiewende. Die Herausgeber der Studie fordern daher eine anspruchsvolle Klimapolitik und eine starke politische Flankierung der Energiewende, um die gezeigten Trends zu verstärken und zu beschleunigen.
Die Studien können Sie natürlich auch in unserer Energiebibliothek abrufen
Windmüller
vor 9 JahrenDie erneuerbaren Energien sind allein deshalb nicht mehr aufzuhalten, weil immer mehr deutlich wird, dass fossile Energien Folgelasten verursachen, die bisher stets unter den Tisch gekehrt wurden. Die ganze Ideologie beim Ausbau erneuerbarer Energien besteht eigentlich nur darin, dass es darum geht, dass große Konzerne profitieren. Das zeigt sich auch jetzt wieder. Öffhore Windkraft ist doppelt so teuer wie Windkraft an Land. Trotzdem hat die Bundesregierung vor wenigen Tagen beschlossen, Offshore stärker auszubauen, als nach Fukushima beschlossen. "Rein zufällig" gibt Siemens anschließend bekannt, in Cuxhaven eine Fertigung für Offshoreturbinen aufzubauen, und 1000 Arbeitsplätze zu schaffen.