Das wollen wir in der laufenden Umfrage von Ihnen wissen. Begründet beantworten kann das nur, wer den Status quo beim Energieträger Erdgas kennt. Werfen wir also einen Blick auf die Sektoren Mobilität, Storm und Wärme und die Bedeutung, die Erdgas auf dem Energiemarkt derzeit spielt.
In der Mobilität auf dem absteigenden Ast
In der Mobilität scheint der Energieträger Erdgas derzeit eher auf dem sinkenden Ast zu sitzen. 2015 sank sowohl die Zahl der mit Erdgas betriebenen Fahrzeuge (weniger als 100.000 von über 40 Mio.) als auch die Zahl der Tankstellen. Weil Erdgasfahrzeuge bedeutend weniger Feinstaub und Stickstoffdioxid emittierten als Benziner oder gar Diesel, hat die Politik Erdgas steuerlich besser gestellt. Wer Erdgas tankt, fährt preiswert, denn der Treibstoff ist ca. 30 Prozent billiger als Diesel und 50 Prozent als Benzin. In der aktuellen Koalitionsvereinbarung verpflichten sich die Regierungsparteien, diesen Steuervorteil über 2018 hinaus zu erhalten. Offensichtlich reicht das aber nicht aus, die Nachteile des Energieträgers zu kompensieren: Erdgas-Fahrzeuge kosten in der Anschaffung ca. 2.500 Euro mehr und haben eine geringere Reichweite.
Im Wärmemarkt ist Erdgas der dominierende Energieträger. Mehr als die Hälfte der deutschen Wohnungen wird direkt oder indirekt via Fernwärme mit Erdgas beheizt. Und wo über die Modernisierung des Wärmemarkts und die Reduzierung der CO2-Emissionen nachgedacht wird, liegt der Gedanke an Erdgas meist nicht fern. Man darf davon ausgehen, dass der Energieträger Erdgas auf dem Wärmemarkt in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung zunehmen wird. Erst für die Jahr nach 2030 wird prognostiziert, dass der Einsatz von Erdgas im Wärmesektor leicht zurück geht, während er im Stromsektor ansteigt.
Der Erdgasverbrauch nach einer Studie von Exxon
Obwohl Gaskraftwerke zu den effizientesten Kraftwerken zählen und im Vergleich zur in Deutschland vorherrschenden Braunkohle eine deutlich bessere CO2-Bilanz sowie einen höheren Wirkungsgrad aufweisen, sind Gaskraftwerke in den letzten Jahren gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten. Daran konnte auch die Entwicklung nichts ändern, dass die volatile Einspeisung von Strom aus Erneuerbaren Energien im letzten Jahr die 30-Prozent-Marke überschritten hat. Für das Zusammenspiel mit den Erneuerbaren Energien braucht es eine hohe Flexibilität, über die die modernen Gaskraftwerke verfügen.
Der Energieträger Erdgas als Brücktechnologie?
Der Energieträger Erdgas galt gemeinhin als Brückentechnologie der Energiewende, die den Weg zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien ebnet. Doch neue Gaskraftwerke standen über Jahre hinweg still, weil die Überkapazitäten bei der Stromerzeugung und die niedrigen Preise für CO2-Zertifikate im Verbund mit relativ hohen Öl- und Gaspreisen die Kraftwerke aus dem Markt drängten. Mit fallenden Gaspreisen könnte diese Entwicklung zu Ende gehen. Darüber, ob Gaskraftwerke auf dem europäischen Markt ein Come-back erleben dürfen, wird wohl letzten Endes die Politik zu entscheiden haben. Eine Politik, die der Vernunft und damit dem Gebot einem angemessenen Klima- und Umweltschutzes folgt, wird an der Übergangstechnologie aus modernen Gaskraftwerken und an der Kopplung von Strom- und Wärmeerzeugung nicht vorbeikommen.
Machen Sie mit bei unserer Umfrage „Energiewende aktuell“: In welchem Sektor wird der Energieträger Erdgas noch am längsten benötigt? Wählen Sie eine Antwort aus oder – wenn Ihnen keine passend erscheint – nutzen Sie die Kommentarfunktion, um uns Ihre Einschätzung mitzuteilen. Unsere Umfrage läuft bis Sonntag, den 26. Juni 2016.
Sebastian Büttner
vor 8 JahrenDie deutsche Gaswirtschaft wird nur dann die Brücke zu 100% Erneuerbarer Energie sein, wenn sie jetzt massiv in Power-to-Gas und Biomethan einsteigt.
Die Umfrage ist deshalb unsinnig, weil sie nach Erdgas fragt statt nach Bio- und EE- Gas (SNG).
Die Gaswirtschaft hat die Umstellung von Stadt- auf Erdgas geschafft und hat jetzt die strategische Chance, ihre Zukunft zu sichern.
Herzliche Grüße,
Sebastian Büttner