Energiereporterin berichtet aus Kalifornien

Gastautor Portrait

Margot Fritz

Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg

Seit 2007 ist Margot Fritz für die EnBW kommunikativ tätig. Für die EnBW-Stiftung Energie & Klimaschutz Baden Württemberg verantwortet sie Marketing und Kommunikation, kümmert sich neben dem Internetauftritt und den verschiedenen Social-Media-Kanälen der Stiftung auch um Stiftungsprojekte. Hier im Blog wird sie über Veranstaltungen der Stiftung berichten.

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01. April 2016

Anna Schönbein war die erste Studentin, die die Stiftung Energie & Klimaschutz Baden-Württemberg als Energie-Reporterin bei ihrem Auslandsaufenthalt unterstützte. Nun ist sie wieder von ihrem Projekt am Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL) in Kalifornien zurückgekehrt und hat der Stiftung in einem Abschlussinterview noch einmal ihre Eindrücke vermittelt. Das Interview führte Margot Fritz.

Du warst ja in Berkeley Kalifornien um Deine Masterarbeit zu schreiben. Kannst Du uns hiervon noch einmal eine kurze Zusammenfassung geben ?

Energie-Reporterin Anna Schönbein: Meine Masterarbeit befasst sich mit dezentraler Energieversorgung. Die Arbeit schrieb ich als Research Affiliate am Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL) in Kalifornien. Das LBNL wird vom United States Department of Energy subventioniert und von der University of California (UC) Berkeley geleitet. Es empfing mich das Team Microgrid, das Teil der Grid Integration Group ist. In Deutschland wurde die Arbeit vom Lehrstuhl für Information Systems Research (Wirtschaftsinformatik) der Universität Freiburg betreut.

 Kannst Du uns einen kurzen Abriss zu den Ergebnissen geben ?

Anna: In der Arbeit untersuche ich lokale Strommärkte und stelle ein Marktmodell auf, in dem Privathaushalte mit Photovoltaikanlagen und Batterie untereinander Strom handeln. schönbeinZunächst formuliere ich ein theoretisches Modell, das ich anschließend in Python programmiere und evaluiere. Zur Evaluierung nutze ich eine Simulation, die die Stromnachfrage sowie -erzeugung von 45 heterogenen Haushalten an einem Tag im Juli abbildet. Die Arbeit deutet auf die durch das Erneuerbare Energien Gesetz bestehende Marktverzerrung hin und unterstreicht, dass lokale Märkte erst nach Auslaufen bestehender Einspeisevergütung anreizkompatibel sind. Sie weist auf potentielle Kosteneinsparungen seitens der Privathaushalte hin und zeigt, dass lokale Strommärkte sowie Batterien die bestehenden Stromnetze entlasten können. Weitere Analysen sind notwendig, in denen zusätzliche Energiequellen (z.B. Windräder), eine größere Fallzahl an Privathaushalten sowie jahreszeitlich schwankende Witterungsbedingungen einbezogen werden.

 Was lief besser als erwartet?

Anna: Fachlich betrachtet sprengt es meine ursprünglichen Erwartungen, dass ein Teil meiner Masterarbeit bereits in einem Paper veröffentlicht ist. Ferner war ich begeistert von dem Microgrid-Summit in San Diego und danke meinem Chef Dr. Michael Stadler, dass er mir die Teilnahme ermöglichte. Ein weiterer Höhepunkt war Alaska. Vor Antritt des Aufenthalts in Kalifornien war es ein Traum, der dank der Förderung als Energiereporterin realisierbar wurde.

Was lief nicht so gut wie erwartet?

Anna: Arbeitspensum und Lebensunterhalt, wobei sich das eine wiederum positiv auf das andere auswirkte. Während der letzten 10 Wochen waren Überstunden keine Seltenheit. Einerseits schade, da es in Berkeley und Kalifornien viel zu entdecken und erleben gibt. Andererseits sind Lebensunterhaltungskosten derart hoch (ca. $1600 pro Monat), dass man als Student ohnehin keine großen Sprünge machen kann. Spart man, um sich die eine oder andere Reise zu leisten, erscheint die Abendschicht in der Bibliothek als finanziell attraktivste Lösung.

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Welche Ergebnisse haben Dich überrascht?

Anna: Etwas überrascht hat mich das Ausmaß der aufgrund der Einspeisevergütung vorliegenden Marktverzerrung. Der Stromabnahmepreis wird durch öffentliche Fördermittel hochgehalten. Eine positive Folge ist die mittlerweile hohe Zahl von Solarzellen auf den Dächern der Republik. Eine negative Folge ist, dass es nicht zu einem marktbestimmten Abnahmepreis von Strom kommen kann. Das verringert den Anreiz an dezentralem Stromhandel teilzunehmen.

 Werden Ergebnisse der Masterarbeit werden umgesetzt oder weiter verarbeitet? 

Anna: Der Literaturteil der Masterarbeit ist bereits als Beitrag in einem Paper veröffentlicht. Eine weitere Bearbeitung ist vorgesehen da weitere Analysen notwendig sind.

Wo siehst Du weiteren Forschungsbedarf?

Anna: Forschungsbedarf sehe ich vor allem im Bereich intelligente Messsysteme und Netze. Ohne technische Infrastruktur sind lokale Strommärkte nicht umsetzbar.

Was ist Dein Fazit zum Aufenthalt am LBNL?

Anna: Der Aufenthalt am LBNL war sowohl fachlich als auch persönlich bereichernd. Die Themenstellung der Masterarbeit war innovativ und interessant. Ihre Bearbeitung herausfordernd aber umsetzbar. Meine Kollegen waren sehr hilfsbereit, wofür ich vor allem bei der Bearbeitung technischer Sachverhalte dankbar war.

Was ist Dein Fazit zur Energiereporter-Kampagne? 

Anna: Die Energiereporter-Kampagne erlaubte mir, mich mit Menschen und Fragestellungen auseinander zu setzen, denen ich ohne Auftrag als Energiereporterin nicht begegnet wäre. Gleichermaßen verlangte sie, dass ich mich an manchen Stellen aus meiner Komfortzone bewege. Die Clips sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Sie müssen mitreisende Inhalte, fachliche Qualität und – für den touristischen Mehrwert – schöne Bilder enthalten. Eine Aufgabe, an der ich gewachsen bin. Es freut mich daher, so viel positives Feedback bekommen zu haben!

Vielen Dank für das Interview

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