Wie energieeffizient produziert eigentlich die deutsche Industrie? Um das herauszufinden, erstellt das Stuttgarter Universitätsinstitut für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) mit seinen Kooperationspartnern seit Dezember 2013 halbjährlich den Energieeffizienz-Index. Im Dezember erscheint der neue Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie). Er beleuchtet die aktuelle Lage der Energieeffizienz in der Industrie und wirft einen Blick in die Zukunft.
Mit etwa 40% des gesamtdeutschen Stromverbrauchs ist die produzierende Industrie der größte Stromnachfrager in Deutschland. Gleichzeitig gibt es hier enormes Einsparpotenzial. Um eine zuverlässige Erfassung und Analyse der Entwicklungen hinsichtlich Energieeffizienz zu ermöglichen, hat das EEP mit mehreren Kooperationspartnern den Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie entwickelt, der sich an den ifo-Geschäftsklima-Index anlehnt.
Der Energieeffizienz-Index ist eine einheitslose Zahl, die Feedback für die Situation von produzierenden Unternehmen mit Blick auf die drei wesentlichen Bereiche gibt: Bedeutung der Energieeffizienz, Investitionsbereitschaft für Energieeffizienzmaßnahmen und Entwicklung der Energieintensität. Mit Hilfe des Energieeffizienz-Index können Unternehmen durch den direkten Vergleich mit Wettbewerbern Investitionsentscheidungen und-strategien im Bereich der Energieeffizienz treffen.
Das Thema Energieeffizienz hat branchenübergreifend einen hohen Stellenwert. Die Auswertung des Sommer-Index 2014 zeigt, dass die Bedeutung von Energieeffizienz in den Unternehmen im Vergleich zum Winter 2013 weiter deutlich zunimmt.
Jedoch zeigt die Erhebung auch, dass notwendige Investitionen in Neuanlagen oder in die Optimierung bestehender Anlagen oft nur dann erfolgen, wenn die Amortisationszeiten nicht länger als 30 Monate sind. Eine enorme Hürde, weil viele sogenannte „low hanging fruits“, welche sich schneller amortisieren, bereits in der Vergangenheit geerntet wurden. Zwar stieg die Bereitschaft der Unternehmen, zukünftig mehr in Energieeffizienzmaßnahmen zu investieren, jedoch nur im Bereich der mittleren Investitionen, während die Bereitschaft für hohe Investitionen weiter zurückging. Der Grund? Über 90% der befragten Unternehmen haben noch kein festes Budget für Energieeffizienzmaßnahmen.
79% der befragten Unternehmen planten Ende letzten Jahres Energieeinsparungen von nur 0 bis fünf Prozent für 2014. Lediglich vier Prozent schätzten ihre Einsparungen auf über zehn Prozent. Im Sommer 2014 zeigte sich dann ein positiver Trend: Über 18% der Unternehmen gaben an, zukünftig ihren Energiebedarf um mehr als 10% reduzieren zu wollen.
Zu wenig Investitionen, zu hohe Anforderungen an Amortisationszeiten und zu kleine Budgets — das sind die zentralen Erkenntnisse, die aus den ersten beiden Energieeffizienz-Indices abgeleitet werden können. Es besteht einerseits eine hohe Sensibilität für das Thema, der allerdings andererseits wenig konkrete Aktionen gegenüberstehen.
Effizienzmaßnahmen sind hochrentabel – pro investiertem Euro können vier Euro eingespart werden. Nur wenn wir das Problem der kurzen geforderten Amortisationszeiten vom Tisch bekommen, wird die Energiewende gelingen. Da greifen nur politische Maßnahmen.
Der Energieeffizienz-Index gibt der Industrie und der Politik ein Feedback über die Situation in der produzierenden Industrie Deutschlands. Aus den Daten können außerdem Handlungsbedarfe und Herausforderungen für die Forschung abgeleitet werden.
Unternehmen, die noch am aktuellen Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie teilnehmen möchten, können sich noch an der Erhebung der Felddaten beteiligen. Sie erreichen den Fragebogen jederzeit bis Ende November unter: www.eep.uni-stuttgart.de. Die Teilnahme erfordert nur wenige Minuten. Der dritte Index wird zum Winteranfang 2014 veröffentlicht.
Diskutieren Sie mit