EnergieCampus – so heißt der für Doktoranden in Leben gerufene Ideenwettbewerb der Stiftung Energie&Klimaschutz Baden-Württemberg. In diesem Jahr geht er mit dem Thema „Wie geht Klimaschutz morgen?“ bereits in die fünfte Runde. Der Wettbewerb richtet sich an Promovierende aller Fachrichtungen an Hochschulen in Baden-Württemberg. Am Wettbewerb können sich alle beteiligen, die mit ihrer Doktorarbeit beschäftigt sind oder diese so eben abgeschlossen haben. Die fünfte Bewerbungsphase nahmen wir zum Anlass, im Gespräch mit Holger Schäfer, Sprecher des Vorstandes der Stiftung, uns nach den bisherigen Erfahrungen mit diesem, unseres Wissens einzigartigen Wettbewerbs in Deutschland zu erkundigen.
DEZ-Blog: Die Stiftung richtet in diesem Jahr zum fünften Mal einen EnergieCampus aus. Darf man davon ausgehen, dass Sie mit dieser Art der Veranstaltung bisher gute Erfahrungen gemacht haben?
Holger Schäfer: Auf jeden Fall! Wir haben 2011 mit dem KIT in Karlsruhe als Pilot-Universität begonnen. Die Resonanz von den Teilnehmern und von den Referenten war so positiv, dass wir den Wettbewerb auf alle baden-württembergischen Universitäten erweitert haben und das hat sich ausgezahlt. Die Doktoranden schätzen besonders die Möglichkeit, Projekte aus Forschungsgebieten anderer Universitäten kennen zu lernen und mit Vertretern aus Industrie und Forschung direkt zu diskutieren. Und es ist immer wieder spannend zu sehen, welche Beiträge eingereicht werden.
DEZ: Was ist aus den bisher präsentierten Ideen geworden? Wurden einzelne Ideen bereits umgesetzt?
Holger Schäfer: Das ist ganz unterschiedlich. Manche Promotionsarbeiten befinden sich zum Zeitpunkt des EnergieCampus noch in einem frühen Stadium, so dass die Doktoranden noch ein oder zwei Jahre bis zur Fertigstellung benötigen. Danach bleiben einige an der Hochschule, andere wechseln direkt in die Industrie. Bei manchen wissen wir aber konkret, dass sie ihre Ideen gemeinsam mit Interessenten aus der Wirtschaft umsetzen. Das freut dann natürlich insbesondere.
Wir halten also auf jeden Fall auch nach dem Wettbewerb den Kontakt zu den Teilnehmern, zum Beispiel bei unseren Debattenabenden. Da sind die Teilnehmer des EnergieCampus natürlich immer eingeladen.
DEZ: Das Thema des diesjährigen EnergieCampus heißt „Wie geht Klimaschutz morgen?“ Fehlt es beim Klimaschutz noch an Ideen oder täuscht der Eindruck, dass es sowohl national als auch international vor allem am nötigen Willen mangelt, die eigenen Interessen zu Gunsten des allgemeinen Wohls zurück zu stellen?
Holger Schäfer: Zweck unserer Stiftung ist die Förderung des Klimaschutzes. Wenn wir durch den EnergieCampus nicht nur unsere Nachwuchswissenschaftler fördern, sondern darüber hinaus auch noch dazu beitragen, dass ihre Ideen für den Klimaschutz verbreitet und idealerweise auch noch umgesetzt werden, haben wir unser Ziel erreicht. Die Frage, ob es dem Klimaschutz am nötigen Willen fehlt eigene Interessen hintenanzustellen, sollte sich jeder zunächst selbst beantworten. Klar ist auf jeden Fall, dass Klimaschutz kein Selbstläufer und ganz sicher nicht zum Nulltarif zu haben ist. Insofern schaue natürlich auch ich mit großen Erwartungen in Richtung Klimakonferenz in Paris.
DEZ: Wie hoch ist das Interesse der Studierenden an den Themen Energie und Klimaschutz?
Holger Schäfer: Über Energie wird so viel diskutiert und gesprochen wie schon lange nicht mehr und das nicht nur bei Studierenden. Dort bestimmt am höchsten bei denjenigen, deren Studienfach mit diesen Gebieten in Verbindung steht und sich deshalb täglich mit den Themen befassen.
Was den Klimaschutz angeht, glaube ich, dass heutzutage allen jungen Menschen bewusst ist, dass der Klimawandel existiert, dass er von uns Menschen verursacht ist und dass wir Maßnahmen ergreifen müssen. Welche hier notwendig und sinnvoll sind, darüber gehen die Meinungen aber sicherlich auseinander, wie das bei uns allen der Fall ist.
DEZ: Wächst da eine Generation von Wissenschaftlern heran, die die Energiewende und die Dekarbonisierung vollenden werden?
Holger Schäfer: Wenn man sich vor Augen hält, dass die Teilnehmer an unserem EnergieCampus ihre berufliche Laufbahn noch nicht einmal begonnen haben und dann sieht, wie qualitativ hochwertig an unseren Hochschulen geforscht wird, bin ich da sehr zuversichtlich. In Deutschland haben wir mit der Energiewende den Weg bereits begonnen, ich hoffe, dass wir auch weltweit noch in meiner Generation einiges in die Wege leiten können.
DEZ: Ausblick – können Sie uns schon verraten, welche heiße Eisen der Energiewende die Stiftung demnächst anfassen wird?
Holger Schäfer: Bereits im September wollen wir unter dem Titel „Der lange Weg nach Paris“ den internationalen Klimaverhandlungen widmen. Sicherlich werden wir den Blick nach Europa richten und diskutieren, ob die Energieunion eine Utopie bleiben wird. Spannend zu werden versprechen die Diskussionen um die Weiterentwicklung des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG), da wollen wir dabei sein. Auch die Versorgungssicherheit mit den Erneuerbaren Energien wird eine Rolle spielen und die Frage, ob die Energiewende nicht Gefahr läuft, an der mangelnden Akzeptanz von Umsetzungsmaßnahmen zu scheitern. Unsere Themenstellungen formulieren wir dabei bewusst provokant, und ich denke, die Energiewende und der Klimaschutz werden weiter viel Stoff für spannende Diskussionen bieten – auch hier im Energiewende-Blog.“
Alle Infos zum aktuellen Ideenwettbewerb „Wie geht Klimaschutz morgen?“ finden Sie auf den Seiten der Stiftung.
Die aktuelle Ausschreibung läuft – Einsendeschluss ist der 27. September. Hier die Ausschreibungsunterlagen zum Download.
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