Energie-Audit für Nicht-KMU – die Sicht der Praktiker

Gastautor Portrait

Redaktion

Stiftung Energie & Klimaschutz
23. September 2015
Energie-Audit für Nicht-KMU

Ab dem 5. Dezember ist es Pflicht für größere Unternehmen – das Energie-Audit. Weil Energieeffizienz neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien die zweite wichtige Säule der Energiewende ist, setzt die EU nicht zu Unrecht auf eine Reduzierung des Verbrauchs von Primärenergie. Das verpflichtende Energieaudit für Nicht-KMU (KMU = kleine und mittlere Unternehmen) ist Teil eines Bündels von Maßnahmen, die bis zum Jahr 2020 den Verbrauch an Primärenergie um 20 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2008 senken sollen. Bis 2050 soll der Verbrauch in der EU sogar halbiert werden.

Im Fokus der EU stehen größere Unternehmen, die mehr als 250 Mitarbeiter beschäftigen oder mehr als 50 Mio. € Umsatz im Jahr machen. Das Energie-Audit für solche Unternehmen führen erfahrene und zugelassene Energieberater durch. Wir sprachen mit Bernd Günschmann, Geschäftsführer der TIS Technik & Immobilien Service GmbH.

DEZ-Blog: Herr Günschmann, wie muss sich der Laie eine Auditierung vorstellen?
Bernd Günschmann: Zuerst müssen wir unterscheiden, ob es für KMU oder Nicht-KMU Unternehmen gemacht wird. Die Forderung nach dem Energieaudit für KMU gibt es seit 2003 als Voraussetzung der Beantragung des Spitzensteuerausgleichs. Seit 2015 gibt es die gesetzliche Vorgabe, dass alle Unternehmen, die Nicht-KMU sind, bis zum 05.12.2015 ein Energieaudit machen müssen. Ein Energieaudit wird nach der Norm DIN EN 16247-1 durchgeführt.
Nach einem einleitenden Kontakt werden die Rahmenbedingungen festgelegt: Welche Energie-Audit für Nicht-KMUStandorte werden betrachtet? Wer liefert welche Daten? Welche Verbraucher werden gemessen und wer macht die Messungen?
Nach einer Auftaktbesprechung erfolgt die Festlegung der Durchführung mit der zeitlichen Koordinierung, den Erläuterungen der zu liefernden Daten, der Klärung der Zugangsberechtigungen, Sicherheits- und Datenschutzregeln, der Koordinierung der Vor-Ort-Messungen/Begehungen, der Klärung der Ansprechpartner und der Begleitung während des Audits. Daran schließt sich die Datenerfassung an:

  • Liste der Energie verbrauchenden Systeme, Prozesse und Einrichtungen;
  • Ausführliche charakteristische Merkmale des auditierten Objekts
  • Historische Daten (Energieverbrauch, Messwerte, etc.)
  • Informationen über betriebliche Entwicklung und Ereignisse
  • Außeneinsatz – Betriebsbegehung
  • Arbeitsabläufe/ Nutzerverhalten und ihr Einfluss auf den Energieverbrauch und die Effizienz sind zu untersuchen.

Schon auf dieser Basis können erste Verbesserungsvorschläge generiert werden. Es folgt eine intensive Analyse der Daten, z.B. der Verbrauchsdaten der einzelnen Energieverbraucher anhand relevanter Vergleichsgrößen. Das gesamte Material geht in einen Bericht ein, der neben den Daten und Ergebnissen auch Verbesserungsvorschläge enthält. Dieser Bericht ist Gegenstand einer Abschlussbesprechung.

Wie waren die Reaktionen aus den Unternehmen zur verpflichtenden Auditierung?
Am Anfang sehr skeptisch. „Schon wieder eine gesetzliche Forderung“. „Das bringt doch alles nichts“. Solche Aussagen waren häufig. Aber die meisten Unternehmen erkennen sehr schnell, dass es eine große Hilfe ist, wenn ein Externer den Betrieb energetisch durchleuchtet und der, weil ohne Betriebsbrille unterwegs, kleinere und größere Maßnahmen findet, die auch wirtschaftlich umsetzbar sind.

Können Sie die Summe Ihrer Erfahrungen für uns zusammen fassen?
Bis jetzt habe ich nach einer Vielzahl von Energieaudits noch kein einziges Unternehmen gefunden, in denen das Audit nutzlos war. Relevante Effizienzsteigerungen konnten bei allen Unternehmen erzielt werden, in denen ich das Audit verantwortet habe.


Energie-Audit für Nicht-KMU: EnBW hat eigene Lösung entwickelt

Auch die EnBW bietet eine Auditierung gemäß DIN 16247-1an und arbeitet auf diesem Feld mit Energieberatern zusammen. Uns stand Daniel Dörrbecker von der EnBW-Produktentwicklung Energielösung und Auditor Rede und Antwort.

Was ist da Besondere am Energie-Audit für Nicht-KMU der EnBW?
Daniel Dörrbecker : Die langfristige Begleitung. Das EnBW-Energie-Audit für bzw. die EnBW Energie-Audit für Nicht-KMULösung zur Durchführung der Energieaudits setzt die Verwaltung der Energiedaten und aller weiteren erforderlichen Dokumente in den Mittelpunkt.
Mit Hilfe des Web-basierten EnBW-Auditcockpit können alle Energiedaten visualisiert und ausgewertet werden. Somit ist der Kern eines Energieaudits die „energetische Bewertung“, die aus Darstellung des Energieflusses und der Bewertung der Effizienzmaßnahmen besteht, immer verfügbar und kann zentral und sicher verwaltet werden.
Durch dieses Vorgehen wird der Aufwand nach der initialen Durchführung des Energieaudits deutlich reduziert. Kunden haben zudem die Möglichkeit, für die folgenden Auditierungen Daten selbst zu pflegen und zu aktualisieren.
Die EnBW liefert weiterhin Unterstützung bei der Berichterstellung und bietet damit eine Methode an, der Auditpflicht langfristig nachzukommen.

Energie-Audit für Nicht-KMU

Wie umfangreich ist der Prozess der Berichterstellung?
Die Berichterstellung erfolgt durch die EnBW und auf Basis der Daten des EnBW-Auditcockpits. Durch die IT-Unterstützung bei der Berichterstellung kann auch hier der Aufwand reduziert werden. Durch die Begleitung eines erfahrenen Auditors ist die erforderliche Qualität und Rechtskonformität stets gewährleistet.

Für welche Unternehmen lohnt sich das EnBW-Cockpit?
Das EnBW-Auditcockpit lohnt sich grundsätzlich für jedes Unternehmen, um der Auditpflicht nachzukommen. Speziell für Unternehmen mit einer Vielzahl von Standorten (z.B. Filialisten) ist eine zentrale Datenverfügbarkeit sehr hilfreich und eine große Arbeitserleichterung. Aber auch Unternehmen mit einer komplexen Verbrauchsstruktur verschafft das EnBW-Auditcockpit eine hohe Transparenz bei der Steigerung der Energieeffizienz.

Gelingt eine langfristige Steigerung der Energieeffizienz?
Ziel der EnBW ist es, die Lösungen stets weiterzuentwickeln und bei den Kunden basierend auf dem Energieaudit nachhaltig und systematisch die Energieeffizienz zu steigern.

Diskutieren Sie mit

Ich akzeptiere die Kommentarrichtlinien sowie die Datenschutzbestimmungen* *Pflichtfelder

Artikel bewerten und teilen

Energie-Audit für Nicht-KMU – die Sicht der Praktiker
4.5
11