Digitalisierung in der Energiewirtschaft

Gastautor Portrait

Uli Huener

EnBW Energie Baden-Württemberg AG

Uli Huener führte die Geschäfte der Yello Strom GmbH und der EnBW Vertrieb GmbH bevor er am 1. Oktober 2013 die Verantwortung für das Innovationsmanagement der EnBW AG übernahm. Er studierte Mathematik sowie BWL und erlangte am California Institute of Technology den Master of Science in Angewandter Mathematik. Vor seinem Wechsel in die Energiebranche war Uli Huener bei der Deutschen Telekom verantwortlich für das DSL und Festnetz Geschäft. Insgesamt blickt er auf 25 Jahre internationaler Erfahrung in verschiedenen Managementfunktionen in der IT- und Telekommunikationsbranche zurück.

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13. Mai 2016

Neue Technologien haben das Potenzial Branchen fundamental zu verändern. Denken Sie beispielsweise daran, welche Auswirkungen die Erfindung des Mikroprozessors in den 1980er Jahren hatte, wo durch neue Technologie die Transformation von Mainframes zu Desktop PCs eingeleitet wurde. Firmen wie DEC, Wang, Nixdorf oder beinahe auch IBM sind dieser Transformation zum Opfer gefallen. Ähnlich gravierende Konsequenzen bringt die Digitalisierung mit sich. Digitaltechnologie in der Fotografie, lange Jahre belächelt, wurde dann doch irgendwann technisch reif und führte zum Aus von namhaften Größen der Branche wie Kodak oder Polaroid. Die Medienbranche kann auch ein Lied davon singen, was ist aus der guten alten LP geworden (aktuell wieder hip in der Nische) wurde sie doch von der CD, und anschließend von Web Download Angeboten überholt. Streaming ist das aktuelle Trendthema, möglich durch digitale Technologien und digitaler Infrastruktur, die enorme Bandbreiten möglich macht.

Digitalisierung macht vor Energiewirtschaft nicht Halt

Die Digitalisierung der Energiewirtschaft hat die komplette Vernetztung der komplett vernetzte Energieerzeuger und Energieverbraucher zum Ziel.
Energiewirtschaft 4.0 – komplett vernetzte Energieerzeuger und Energieverbraucher

Wir alle sind Anwender und Nutznießer des digitalen Fortschritts. Diese Entwicklung macht daher auch vor der Energiebranche nicht Halt. Das klassische Geschäftsmodell, basierend auf zentraler Erzeugung, ist massiv unter Druck. Gleichzeitig sind dezentrale Anlagen und damit Kleinteiligkeit, Autarkiebestreben auf allen Ebenen und lokale Verbundenheit auf dem Vormarsch. Neue Technologien unterstützen diese Trends nachhaltig: Sensorik, Maschine-2-Maschine, IoT, um nur einige zu nennen, die immer stärker auf uns alle wirken und unseren Umgang mit mobilen, sozialen und digitalen Plattformen nachhaltig verändern.

Warum sollte diese Bewegung an der Energiebranche vorbei gehen? Mit der veränderten Rolle unserer Kunden („digitaler Kunde“ oder „Prosumer“) ändert sich natürlich auch der Anspruch unserer Kunden und die Erwartung dieser an die jeweiligen Lieferanten.

Die Frage drängt sich also auf, was tun ?

Fakt ist, dass die meisten Unternehmen wissen, dass sich hier etwas zusammenbraut. Allerdings fehlt Ihnen entweder der Glaube oder aber das Verständnis, wie sich das eigene Unternehmen auf diese Entwicklung und den damit verbundenen Herausforderungen einrichtet bzw. vorbereitet. Der Begriff der „Digitalisierung“ verursacht bei vielen mittlerweile schon eine Abwehrhaltung.

Trotzdem muss sich jeder damit auseinandersetzen. Tut er dies nicht, dann sei ein Blick über die Branchengrenzen gestattet, wo vergleichbare Entwicklungen dramatische Auswirkungen auf die Platzhirsche hatten und haben (siehe Einzelhandel, Banken und ganz aktuell die Automobilbranche). Es ist immer das gleiche Phänomen, Entwicklungen, die unverdächtig und vielleicht auch technisch unvollkommen daher kommen, werden von den aktuellen Markt Akteuren massiv unterschätzt und als irrelevant abgetan. Wenn diese Technologien dann beim Kunden ankommen, ist es meistens zu spät und Incumbents können nicht mehr reagieren.

Daher ist jetzt Handeln angesagt!

Die Digitalisierung von Unternehmen umfasst im Dreistufenmodell den inkrementellen Wandel, die Innovation und den disruptiven Wandel.
Organisation der Digitalisierung im Unternehmen durch das Dreistufenmodell

Digitalisierung findet in allen Bereichen der Energie-Wertschöpfungskette statt. Und zwar mit unterschiedlicher Intensität. Wir bei der EnBW haben ein 3-stufiges Modell entwickelt, das uns hilft das Thema zu organisieren und mit den unterschiedlichen Bereichen in die Umsetzung zu gehen.

In Stufe 1 findet hauptsächlich Prozessverbesserung statt. Hier werden analoge Prozesse digital. Beispiele hierfür sind die Umstellung der Papierrechnung auf pdf Format und elektronischer Versand, Predictive Maintanance in der Erzeugung oder die Digitalisierung der Kundenschnittstelle im Vertrieb. Stufe 1 kann meistens in bestehenden Organisationen umgesetzt werden. Die Herausforderung ist hierbei die Anpassung der bestehenden IT-Infrastruktur.

Stufe 3, d.h. die Entwicklung neuer, disruptiver Geschäftsmodelle, die bestehende Geschäftsmodelle kannibalisieren und ersetzen, ist für jede Organisation eine Herausforderung. In dieser Stufe sind agile Methoden, Start-Up Orientierung und Entrepreneurship gefragt. Hierarchische Strukturen und die bestehende IT und Prozess Landschaft sind bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle eher hinderlich.

Die Energiewirtschaft der Zukunft muss sich auf die Digitalisierung einstellen. Peer-2-Peer-Modelle, Regionalstrom, das Management von dezentralen Anlagen, Integration und Betrieb von Infrastruktur inkl. Daten und Cloud-Lösungen sind auf dem Vormarsch und bereits Realität.

Unsere Empfehlung:

  1. Verstehen Sie Digitalisierung als Chance
  2. Machen Sie das Thema zur Chefsache
  3. Gehen Sie ehrlich mit Ihrer Organisation ins Gericht
  4. Wo stehen Sie hinsichtlich digitalem Reifegrad & Kultur?
  5. Auf welche Rollen konzentrieren Sie sich zukünftig?
  6. Was machen Sie selber und wo machen Partnerschaften Sinn?
  7. Formulieren Sie einen digitalen Rahmen / Vision für Ihr Unternehmen

Finden Sie den für Ihr Unternehmen richtigen Weg die Zukunft zu gestalten!

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