Im Süden scheint die Sonne häufiger. Das ist ebenso banal wie herausfordernd. Schon heute stammt die Hälfte der solaren Einspeisung aus PV-Anlagen, die im Süden stehen. Im Jahr 2030, so die Prognose, wird die kumulierte Erzeugungsleistung in den Ländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen von jetzt 17,5 auf dann 25,8 GW anwachsen. Spätestens dann muss geklärt, wie sich die Sonne verwalten lässt. Oder anders ausgedrückt: Wie muss eine intelligente Energieversorgung ausgestaltet werden, die täglich mit partiellen Über- oder Unterdeckungen in der Erzeugung konfrontiert wird? Was muss ein Energiesystem für Eigenschaften haben, das so dezentral wie möglich, so vernetzt wie nötig, intelligent – also kostenbewusst und versorgungssicher – die Kraft der Sonne nutzt?
Länderübergreifendes Modellprojekt „Intelligente Energieversorgung“
Obwohl in Deutschland schon fast 40 GW PV-Leistung am Netz hängt, stehen die Antworten auf diese Fragen noch aus. Deshalb macht sich in Süddeutschland jetzt eine Initiative bestehend aus der Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg, der Forschungsstelle für Energiewirtschaft und dem Energieversorger EAM auf den Weg, Lösungen für die dezentrale Energiewende zu erkunden. Mit an Bord sind 63 Projektpartner aus Industrie, Energiewirtschaft und Wissenschaft. Die Aufgabe: Innerhalb von vier Jahren soll ein zelluläres Energiesystem in den genannten Bundesländern entwickelt werden, das Erzeugung und Verbrauch intelligent zusammen bringt und die wirtschaftlichen Effekte optimal nutzt.
C/sells will Partizipation, technische Lösungen und ökonomischen Nutzen verbinden
Das länderübergreifende Modellprojekt wird ein Volumen von 120 Mio. Euro haben und trägt den Namen C/sells, eine Kombination aus den Worten Cells (für die technischen Lösungen) und Sells (bezogen auf die wirtschaftlichen Chancen). Die einzelnen Zellen des Systems agieren so weit wie möglich autonom nach dem Subsidiaritätsprinzip: Die regionale Verwaltung der Sonnenenergie bei Erzeugung, Nutzung und Verteilung hat Vorrang. Durch die Vernetzung der Zellen in einem Verbund lassen sich darüber hinaus übergeordnete Ziele wie die Versorgungssicherheit realisieren.
Aus Produzenten und Konsumenten von Energie werden Prosumenten
Die Zeiten, in denen wenige Erzeuger viele Konsumenten mit Energie belieferten, gehen vorüber. Schon mehr als eine Millionen Bürger und Unternehmen in Deutschland sind beides: Produzenten und Konsumenten von Energie – Prosumenten. Deren Teilhabe an der Entwicklung der Energiewende wird maßgeblich über den Erfolg oder den Misserfolg der Energiewende mitentscheiden. Darum spielt die Partizipation im Projekt C/sells eine so große Rolle. Wenn die Bürgerinnen und Unternehmer am wirtschaftlichen Erfolg der Energiewende teilhaben, stärkt das die Akzeptanz des Projekts – nicht nur in Deutschland.
Starke Partner im Team
In C/sells wirken die Projektpartner über die gesamte Wertschöpfungskette. Teilweise werden gleiche Rollen in den verschiedenen Zellen von unterschiedlichen Partnern übernommen, um die Vielfalt der Akteure im zukünftigen Energiesystem zu demonstrieren. Die Partner des Konsortiums ordnen sich den Gruppen Betreiber, Netzbetreiber, Hersteller, Wissenschaft und Transfer zu und verfügen über einen umfangreichen Erfahrungsschatz mit Smart Metering, Smart Energy und Smart Grids.
Bedeutende Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer FfE, Universität Stuttgart, das Karlsruher KIT , das Freiberger Ökoinstitut und andere bringen wichtige Kompetenzfelder ein. Mit den zwei Kompetenzclustern Smart Grids-Plattform BW sowie SolarCluster BW ist das fachliche Know-How zu den Projektschwerpunkten einschließlich Solar umfassend vernetzt. Die zur Gestaltung des digitalisierten Energiesystems notwendigen standardisierten Prozesse werden durch seit Jahren laufende Aktivitäten der EE-Bus-Initiative, der Diensteplattform OGEMA oder beispielsweise Qivicon vorangetrieben. Weitere Partner wie Schleupen, PPC, devolo, Venios oder meteocontrol treiben die verbindende Kommunikations-, Daten- und Prozessbasis voran. Die zwei Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und TenneT sowie vielfältige Verteilnetzbetreiber von kleinen Ortschaften bis zu Betreibern von Flächennetzen wie Bayernwerk, EnBW ODR in Baden-Württemberg, EAM in Hessen bieten eine hervorragende Basis zur Gestaltung der zukünftigen Abstimmung in der gemeinsamen Systemverantwortung. Mit der Forschungskooperation zum Callia-Vorhaben im Rahmen des ERA-Net-Programmes können auch die Schnittstellen auf europäischer Ebene betrachtet werden.
Europa im Visier
Wer es schafft, durch ein intelligentes Energiesystem die Erzeugung und die Verteilung der der Erneuerbaren Energien optimal zu steuern, wirtschaftlich zu verwerten und das in einem sicheren System, dem ist die Aufmerksamkeit gewiss. Viele europäische Regionen stehen vor ähnlichen Herausforderungen wie der Süden Deutschlands. Die Sonne verwalten – das ist ein Vorhaben von europäischem Ausmaß. C/sells ist mit anderen Projekten in der EU abgestimmt, an Nachahmern wird es nicht mangeln.
Der Datananalyst Thorsten Zoerner hat sich Projekt angesehen und in seinem Blog darüber berichtet.
Ein ausführliches Interview mit Vorstand Albrecht Reuter hat Technewable veröffentlicht. .
Die Internetpräsenz des Projektes finden Sie hier.
Hermann Bawey
vor 5 JahrenBitte erkläre Sie mir doch bitte, wer oder durch wen die Regularien der Kohlekraftwerke nach Kohleausstieg übernommen werden ??