„Passivhäuser machen wenig Sinn, solange sie Luxusgüter bleiben“, so sah es Heinz Werner Hanen bereits vor 20 Jahren. Deshalb gründete der Architekt die Firma „evohaus“ mit dem Ziel, CO2-freies Wohnen insbesondere für den Otto-Normalverbraucher zu verwirklichen. Seitdem hat „evohaus“ eine große Zahl an umwelt- und preisfreundlichen Projekten mit über 165.000 m² Wohnfläche in ganz Deutschland errichtet und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu mehr Klimaschutz im Gebäudesektor. Hier besteht dringend Handlungsbedarf, ist der Sektor doch nach wie vor eine der relevantesten Emissionsquellen weltweit.
Ein jüngst abgeschlossenes Projekt der in Karlsruhe sitzenden „evohaus“ nennt sich „Energy Supply Cooperative“ (ESC). In diesem wurde erforscht, wie genau Wohnquartiere beschaffen sein müssen, damit sie energieautark und umweltfreundlich sind und zugleich erschwinglich bleiben. Finanziell unterstützt wurde die von der EU geförderte Forschung von Inno Energy, dem Innovationsförderer von nachhaltigen Energieprojekten in Europa. Dazu lief eine Investitionsrunde, bei der sich Innovationsprojekte bewerben konnten.
In dem entwickelten „ESC“-Konzept verfügen Wohnquartiere über Solarpanele und Wärmepumpen mit Warmwasserspeicher, die bis zu 70 Prozent ihres Energiebedarfs selbst herstellen. Sensoren erfassen fortlaufend Daten zu Stromerzeugung und -verbrauch. Sollte es zu Engpässen kommt, reagiert das System frühzeitig und bezieht zusätzlich Strom von einem Ökostromanbieter. Produzieren die Wohnquartiere mehr als benötigt, wird die überschüssige Energie intelligent ins öffentliche Netz einspeist. Alle Daten werden transparent aufbereitet, so dass die Anwohner jederzeit Einblick in ihren Verbrauch haben.
Emissionsfreies Wohnquartier
Für eine klimafreundliche Mobilität ist darüber hinaus die Einbindung von E-Autos und Carsharing-Konzepten umgesetzt. Und natürlich darf auch der Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr nicht fehlen. Preislich erschwinglich bleiben die Quartiere deshalb, weil „evohaus“ ausschließlich in großem Maßstab baut. „Wir fangen ab 100 bis 300 Wohneinheiten an“, erklärt
Hanen. Etwa 15.000 Euro pro Wohneinheit fallen an zusätzlichen Kosten an, damit ein CO2-freies Leben nach dem „ESC“ -Konzept verwirklicht werden kann. Dafür reduzieren sich die Energieausgaben für die Haushalte um rund 75 Prozent.Implementiert wurde „ESC“ bereits in Wohneinheiten in den nordrhein-westfälischen Städten Köln und Hilden. In der weiteren Forschung mit finanzieller Unterstützung von Bundesministerien will „evohaus“ nun vor allem auf den Menschen schauen. „Ökologisch bauen und wohnen ist eine Sache. Doch uns interessiert eben auch, was die Leute eigentlich motiviert, klimafreundlich zu leben“, so Architekt Hanen.
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