Auktionen zur Förderung von Erneuerbaren Energien

Gastautor Portrait

Prof. Dr. Karl-Martin Ehrhart

Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Prof. Dr. Karl-Martin Ehrhart studierte Volkswirtschaftslehre und Mathematik an der Universität Mannheim. Er promovierte 1997 und habilitierte 2001. Seit 2005 ist er Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Spiel- und Entscheidungstheorie, insbesondere in Bezug auf Auktionen und Risikoentscheidungen. Im Jahr 1998 gründete Karl-Martin Ehrhart zusammen mit zwei Kollegen die Takon GmbH (www.takon.de) für die wissenschaftlich basierte Beratung von Industrie und Politik in Auktionen und strategischen Entscheidungssituationen, insbesondere mittels spieltheoretischer Ansätze. Seit Anfang 2014 berät er das BMWi bei der Gestaltung und Implementierung der Auktionen für Erneuerbare Energien.

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28. Oktober 2015

Die Novellierung des EEG sieht vor, dass in Deutschland ab 2016 die Förderung der Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien (EE) über Auktionen organisiert wird. Dem Wechsel von der bisher administrativen Bestimmung der Förderhöhen zu einem kompetitiven Verfahren liegen vor allem politische Ziele zu Grunde, wie die erwartete Reduktion der Förderkosten sowie die effiziente Förderung des Ausbaus und dessen Steuerung.

Eine Auktion ist ein Marktmechanismus, der nach fest vorgegebenen Regeln knappe Güter an interessierte Bieter allokiert und dabei der Preisfindung – insbesondere für Güter mit unbekanntem Knappheitspreis (Marktpreis) – dient. Aus diesem Grund eignen sich Auktionen vor allem dann, wenn die Bieter über den Wert der Güter besser Bescheid wissen als der Auktionator (Informationsasymmetrie). In Auktionen geben die Bieter dezentralisiert individuelle Gebote ab, die ihre private Güterbewertung widerspiegeln. Eine geeignet gestaltete EE-Auktion ordnet die zu versteigernden Güter in Form von mehrjährigen Förderungen kostenminimierend und effizient den potentiell interessierten Projektierern zu, d.h. es erhalten die Projektierer, die den EE-Strom zu den niedrigsten Kosten erzeugen können, den Zuschlag. EE-Auktionen bieten zudem einen Kontrollmechanismus, mit dem die Ausbauziele, der Technologiemix und die Kosten für den Ausbau durch geeignete Auktionsparameter (z.B. Ausschreibungsvolumen, technologiespezifische Ausschreibung, geeignet festgelegter Höchstpreis) gesteuert werden können. Dadurch dass die Auktionsergebnisse die wettbewerblichen Förderkosten widerspiegeln, werden durch die EE-Auktionen wertvolle Informationen und Innovationsanreize generiert, was Chancen für weitere Kostensenkungen eröffnet.

Welche Auktionsformen eignen sich für die Förderung des EE-Ausbaus und was sind deren jeweilige Vor- und Nachteile? Grundsätzlich wird zwischen statischen und dynamischen Verfahren unterschieden. In einer statischen Auktion geben die Bieter in Unkenntnis der Gebote der konkurrierenden Bieter einmalig verdeckte Gebote ab, aus denen die „besten“ ausgewählt und bezuschlagt werden.  In einem dynamischen Verfahren entwickelt sich der Preis im Laufe der Auktion entsprechend den Bietaktivitäten und den Auktionsregeln, die auch bestimmen, welche Informationen über die Preis- und Wettbewerbsentwicklung die Bieter erhalten. Für die EE-Auktionen wurden zunächst die statischen Verfahren favorisiert, vor allem wegen ihrer einfacheren Durchführbarkeit sowie der relativ geringen Kosten- und Ertragsunsicherheit der Projektierer und den diesbezüglich als gering erachteten Lerneffekten in dynamischen EE-Auktionen, die ihrerseits ein höheres Risiko für implizit kollusives Bietverhalten beinhalten. Bei der Diskussion um ein geeignetes statisches Auktionsverfahren stehen vor allem die beiden Preisregeln Pay-as-bid und Uniform Pricing  im Fokus.

Ausschreibungen für Erneuerbare Energien

Die erste Auktion der Pilotausschreibung für PV-Freiflächenanlagen im April 2015 wurde unter der Pay-as-bid Regel (Fördersatz gleich Gebot) durchgeführt, wohingegen die zweite Auktion im August 2015 mit einer Uniform Price Regel (einheitlicher Fördersatz gleich dem höchsten bezuschlagten Gebot) implementiert wurde. Grundsätzlich sind unter Uniform Pricing niedrigere Gebote zu erwarten als unter Pay-as-bid, was auch beobachtet werden konnte. Dies gilt jedoch nicht für die (erwarteten) Förderkosten, die aus theoretischer Sicht unter gewissen Bedingungen für beide Preisregeln gleich sind. Die Frage nach den Gründen, weshalb die zweite Auktion zu niedrigeren Förderkosten als die erste geführt hat, kann zum jetzigen Zeitpunkt nur spekulativ beantwortet werden. Unterschätzung des Wettbewerbsniveaus in der ersten Auktion sowie irrationales starkes Unterbieten in der zweiten Auktion könnten dafür verantwortlich sein.

Die beiden ersten EE-Auktionen sind als Erfolg zu werten: Es herrschte ein hohes Wettbewerbsniveau und der durchschnittliche Fördersatz lag unter der administrativ bestimmten Förderhöhe. Zudem nahm eine Vielfalt an Akteuren teil. Dieser Start ist vielversprechend, nicht nur für die folgenden PV-Auktionen, sondern auch für die kommenden Auktionen für Wind On- und Offshore.

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