Windenergie: Konflikte im Dialog lösen!

Gastautor Portrait

Dr. Martin Köppel

BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Promoviert hat der Mediator und Politikwissenschaftler an der Universität Tübingen im Bereich der internationalen Umweltpolitik. Nach der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Umweltthemen setzt er sich nun dafür ein, dass die Energiewende in Baden-Württemberg gelingt. Besonderes Augenmerk legt er dabei darauf welche Gebiete aus Naturschutzgründen für die Windenergienutzung geeignet sind.

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12. Oktober 2015
Windergie Konflikte

Die Windenergie ist ein wichtiger Baustein einer zukunftsfähigen Energieversorgung. Von allen Erneuerbaren Energien hat Strom aus Windenergie die geringsten Erzeugungskosten, die geringste energetische Amortisationszeit und wird dezentral erzeugt. Werden die Anlagen durch regionale Akteure betrieben, bleibt die Wertschöpfung in der Region und im Land und trägt so zur Erfüllung wirtschaftlicher und sozialer Ziele bei. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Naturschutzbund (NABU) stehen klar für einen naturverträglichen Ausbau der Windenergie. Für den Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft brauchen wir Alternativen. Gleichzeitig müssen wir das Einsparen und die effiziente Nutzung von Energie noch viel stärker umsetzen.

Wasserstoffautos vor WindradFür NABU und BUND in Baden-Württemberg ist es ein zentrales Anliegen, dass Naturschutz und Windenergie nicht gegeneinander ausgespielt werden. Dazu haben beide Umwelt- und Naturschutzverbände ein gemeinsames Positionspapier mit klaren Kriterien und Forderungen erarbeitet. Zudem wurde von beiden Verbänden das Projekt „Dialogforum Erneuerbare Energien und Naturschutz“ ins Leben gerufen, das vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert wird. Beratungen, Vorträge und Schulungen für alle Akteure stehen genauso auf dem Programm wie das Vermitteln in Konfliktfällen vor Ort. Das Projekt ist bislang einzigartig in Deutschland. Es kann Vorbild für andere Bundesländer sein, um die Energiewende tatsächlich naturverträglich und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort umzusetzen.

Der Energiesektor ist von fundamentaler Bedeutung für den Klimawandel, weil er die meisten Treibhausgase emittiert. Dies wurde durch den aktuellen Bericht des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) erneut bestätigt. Klimaschutzmaßnahmen müssen auf eine vollständige Dekarbonisierung, also die Abkehr der Gesellschaft von Kohle, Erdöl und Gas, setzen. Und dafür braucht es die Erneuerbaren Energien. Umfragen belegen: Die Windenergie verfügt – gerade im Vergleich mit den fossilen Energieerzeugungsmaßnahmen – über eine sehr hohe Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern. Viele Beispiele zeigen, dass die Zustimmung sogar noch steigt, wenn das Windrad erst einmal steht. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass eine gute Planung vorliegt und der Natur- und Artenschutz berücksichtigt wurde.

Konsultation, Akzeptanz, Beteiligung: Windenergie-Konflikte früh erkennen

Dennoch verfügt die Windenergie neben einem großes Ausbau- auch über ein enormes Konflikt-Potenzial. Umso wesentlicher ist hier die Prävention von Konflikten. Dies kann unter anderem durch die frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und Bürger erreicht werden. In vielen Fällen erfolgt die Beteiligung dagegen erst, wenn der Standort eines Windparks oder die Anzahl der Anlagen schon feststeht. Darüber hinaus ist es von Bedeutung, dass die Beteiligung über eine reine Information hinausgeht. Je nach Situation vor Ort sind Konsultationen, Dialog bis hin zu Mitentscheidung und Kooperation zentrale Beteiligungsformen. Wenn die Windenergie-Konflikte, NABUMitwirkungsmöglichkeiten der Öffentlichkeit begrenzt sind, kommt es zu Frustration und Protesten. Neben der Beteiligung in den Verfahren zur Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen bildet die finanzielle Beteiligung, zum Beispiel in Form von Bürgerenergieanlagen oder mit dem Erwerb von Anteilen an Projekten Dritter, einen weiteren wichtigen Baustein zur Akzeptanzsteigerung und für eine umfassende Teilhabe an der Windenergie vor Ort.

 

Wer noch mehr wissen will:

  • Faktencheck Windenergie: Immer wieder werden grundsätzliche Einwände gegen den Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg hervorgebracht. Hier finden Sie Antworten von BUND und NABU Baden-Württemberg auf die häufigsten Einwände gegen die Windenergie; www.bund-bawue.de/faktencheck und www.NABU-BW.de/faktencheck
  • Praxisbeispiele Windenergie & Artenschutz“. In dieser Broschüre präsentieren wir acht erfolgreiche, Erfolg versprechende und innovative Beispiele aus der Praxis, die zeigen, wie der Ausbau von Windenergie gemeinsam mit dem Artenschutz möglich ist; www.bund-bawue.de/bestpractice und www.NABU-BW.de/bestpractice
  • Beteiligungsleitfaden Windenergie: Wer plant was, wie, wo und wann? Welche Verfahren betreffen bei uns die Planungen zur Windenergie? Wie gehen wir bei der Abgabe einer Stellungnahme vor? Diese und viele weitere Fragen werden hier ausführlich und praxisnah beantwortet; www.bund-bawue.de/beteiligungsleitfaden und www.NABU-BW.de/beteiligungsleitfaden

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  1. Windmüller

    vor 8 Jahren

    Zum Thema gibt es noch eine weitere interessante Untersuchung aus unserem Winderntegebiet:

    http://www.buero-loske.de/downloads_loske/studie_repowering_auswirkungen_voegel_nov_2012.pdf

    Wie aber auch schon treffend beschrieben wurde, ist es wichtig, den Dialog mit den betroffenen Menschen zu suchen

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