Wider den Energiewende-Pessimismus!

Gastautor Portrait

Dr. Johannes Teyssen

E.ON SE

Seit fast vier Jahren führt Johannes Teyssen Deutschlands größtes Energieunternehmen. In einem Vorläuferunternehmen, bei der Preußen Elektra AG, begann der promovierte Jurist und Volkswirt 1989 seine Laufbahn in der Energiewirtschaft. Seit 2013 vertritt Johannes Teyssen als gewählter Präsident von Eurelectric auch die Interessen der europäischen Elektrizitätswirtschaft.

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18. Februar 2014

Die Energiewende ist in den Mühen der Ebene angekommen. Die Euphorie ist verflogen, Pessimismus hat sich breit gemacht. Dieses große Vorhaben scheint unrettbar in einem dichten Geflecht von Partikularinteressen gefangen. Alle fordern Reformen – von anderen. Aber keiner will sich selbst bewegen. Ist die Lage wirklich so  verfahren?

Die Debatte konzentriert sich auf das EEG. Die Förderung der erneuerbaren Energien muss effizienter und europa-verträglicher werden. Auch müssen die Erneuerbaren unternehmerische und energiewirtschaftliche Eigenverantwortung übernehmen. Auch wenn die Schärfe der Debatte gelegentlich einen anderen Eindruck vermittelt: In diesen Grundsätzen besteht weithin Konsens. Noch vor, sagen wir, einem Jahr galt der Versuch, das EEG anzutasten, für manche geradezu als Verrat an der Energiewende. Heute sind wir weiter. Das ist ein wichtiger Fortschritt, auf dem wir jetzt ausbauen können. Es wird nicht einfach, Partikularinteressen zurück zu drängen, um dieses historische Projekt voran zu bringen. Aber es ist mit politischer Unerschrockenheit machbar. Auch die Agenda 2010 hat durchgesetzt, was vorher als politisch unmöglich galt. Manchmal können wir in Deutschland uns noch selbst überraschen. 

Allerdings: Eine Reform des EEG reicht nicht. Entscheidend ist, die Systemperspektive zurückzugewinnen. Das Setzen und Erreichen noch so ehrgeiziger Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien wird uns nicht weiter bringen, wenn nicht gleichzeitig eine konventionelle Kapazität erhalten bleibt, die im Bedarfsfall praktisch die gesamte Stromnachfrage abdecken kann. In dieser Sicherungsaufgabe können konventionelle Kraftwerke nicht durch Wind- oder Solaranlagen, sondern nur durch Energiespeicher oder durch ein flexibles Nachfragemanagement ersetzt werden – und das wird Jahrzehnte dauern. Konventionelle Kraftwerke bleiben solange unverzichtbar.

Sie werden allerdings derzeit in Europa reihenweise stillgelegt, weil sie unter den gegenwärtigen Marktbedingungen nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. Deshalb brauchen sie ein Marktdesign, das Leistungen für die Versorgungssicherheit entgilt.

Manche werden jetzt sagen: Soll ich etwa für Strom zahlen, den ich gar nicht geliefert bekomme? Für eine Dienstleistung, die ich vielleicht gar nicht brauche? Aber das ist nicht ungewöhnlich, denken Sie an Versicherungen. Oder denken Sie an ein Auto. Die gesamten Kosten für einen Mittelklassewagen wie einen einfachen Golf betragen bei einer durchschnittlichen Kilometerleistung rund 6000 Euro im Jahr − Versicherung, Steuern, Wartung, Wertverlust und Spritkosten inklusive. Davon drei Viertel Fixkosten, die anfallen, obwohl ein Auto die meiste Zeit nur herum steht: im Durchschnitt 23 Stunden am Tag! (Quelle: VCD – Verkehrsclub Deutschland.)  Als Autobesitzer zahlen wir drei Viertel der Autokosten also nicht, um damit zu fahren, sondern um jederzeit verlässlich mobil sein zu können. Mit anderen Worten: Wir zahlen für eine Kapazität.

Die Einrichtung eines Kapazitätsmarktes für konventionelle Kraftwerke ist also nichts, was dem alltäglichen Wirtschaftsleben fremd wäre. Es sollte deshalb möglich sein, auch diese Hürde zu nehmen, um die Energiewende wieder aufs Gleis zu bringen.

Skepsis kann bleiben, sie ist nur ein Ausdruck geistiger Wachsamkeit. Aber Pessimismus ist nicht angebracht, weil die Probleme der Energiewende, wenn man sie unvoreingenommen betrachtet, lösbar sind. Wir müssen es nur gemeinsam wollen.

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  1. Dominik Pöschel

    vor 10 Jahren

    1. Da die Politik zur Zeit dem Anschein nach nicht erklären kann, warum wir die höchsten Strompreise in Europa haben, kann man Ihr zukünftig auch nicht zutrauen die Energiewende so zu gestalten dass die versprochenen Ziele GÜNSTIGE und SAUBERE Energie für jeden spürbar werden. Von günstig sind wir aktuell sowei entfernt wie die Erde vom Mond wenn es preislich so weiter geht verlassen wir demnächst unser Sternensystem. Sauber ist die Regenerative Energie nur die Anlagen und sehr oft Ihr Standort sind suboptimal für Flora und Fauna und das Reich der Tiere. Man schaue auf unsere Nachbarn in der EU und die Länder der Erde und sollte endlich festellen ALLEINE gegen den Rest der Welt ist nicht zielführend für die nachfolgenden Generationen. Es muss noch viele Jahre ein miteinander von konventionell erzeugtem Strom und Renerativ erzeugtem Strom. Wir dürfen auch unsere internationale Konkurrenz was die Weltwirtschaft angeht denn da hängt das wohl von uns allen dran.

  2. Brand

    vor 10 Jahren

    In D gibt es die sichersten Kernkraftwerke und die dümmsten Politiker.
    Quer durch die sog. Volksparteien, wird dem Machterhalt wegen, die skrupellose Panikmache der grünen Schreihälse nachvollzogen .Mutig nur, wenn es um Diätenerhöhung geht.
    Armes D, kleiner Fuchs ! Fleißige Werktätige, die alles mitmachen, werden auch weiterhin das Geld für diese Schuldenmacher und grünen Windfonds einsammeln.
    Schaut euch die mit Windrädern verschandelte Volkacher Mainschleife an !

  3. Peter Unterluggauer

    vor 10 Jahren

    Kärnten zeigt, dass die Energiewende machbar ist. Das Bundesland Kärnten hat im Bundesländervergleich, aufgrund der klimatischen Verhältnisse und der Industriestruktur, einen hohen Energieverbrauch (Energieverbrauch pro Kopf und pro BIP), höher als Bayern. Dennoch werden 100% des Stroms und 70% der Wärme bereits mit erneuerbarer Energie abgedeckt. Es wird keine Atomstrom und kein Kohlestrom eingesetzt. Für die Sektoren Industrie, Gewerbe, Dienstleistung, Haushalte beträgt der Anteil der erneuerbaren Energie über 70%. Im Verkehrsbereich ca. 10%. Insgesamt, inkl. Verkehr beträgt der Anteil der erneuerbaren Energie ca. 55%. Unser Ziel ist 100% erneuerbare Energie im Wärmebereich bis 2025. Der Wärmebedarf soll um 30% gesenkt werden. Die Basis sind Wasserkraft, feste Biomasse und Energiesparen durch Gebäudesanierung (Sanierungsrate inkl. Abrissrate 2,5%). Alle aktiven Energieunternehmen verfolgen eine Strategie 100% erneuerbare Energie.

  4. Peter Unterluggauer

    vor 10 Jahren

    Sg. Hr. Lösch
    Ich verweise auf die Statistik Austria unter Rubrik Energie und Energiebilanz für Kärnten. Der Strom-Gesamtverbrauch ist kleiner als die gesamten Strommenge die mit erneuerbaren Energien, hauptsächlich Wasserkraftwerken erzeugt wird. Diese ist natürlich eine reiner Rechenwert, der aber in allen internationalen Statistiken verwendet wird. So wird auch der Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland errechnet.

    Kärnten verfügt über sehr große Wasser- und Speicherkraftwerke, die nach wirtschaftlichen Kriterien genutzt werden. Daher ist es möglicherweise auch theoretisch möglich, dass der Stromverbrauch zu jeder Stunde mit eigener erneuerbarer Energie gedeckt werden kann. Diese theoretische Frage wurde
    meines Wissens bisher nicht geprüft.

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  5. Christian Lösch

    vor 10 Jahren

    Die Behauptung, es würden in Kärnten bereits 100 % des Stromverbrauchs durch "erneuerbare Energien" gedeckt, stimmt doch mit Sicherheit nicht! Vielleicht haben sie ja dort EE-Kraftwerke mit einer Nennleistung, die zur Deckung des Strombedarfs ausreichen würde - aber aus technischen Gründen können diese Kraftwerke ja nicht immer Strom in Höhe der Nennleistung liefern (Solarkraftwerke haben einen Wirkungsgrad von 10 - 15 %, On-shore-Windkraftwerke von ca. 20 %, und soviele Bäche und Flüsse kann man nicht stauen, und so viele Wälder abholzen, dass genügend Strom produziert wird.)

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  6. Peter Unterluggauer

    vor 10 Jahren

    Anmerkung:
    Auch Kärnten hatte mit den Segnungen traditioneller Energiepolitik zu kämpfen. Bis 1996 gab es ein sehr großes Kohlekraftwerk, es gab Pläne ein Kernkraftwerk zu errichten (Die Grundstück wurde erst vor kurzem zurückgewidmet). Noch bis 2012 wollte man ein 400 MW Gaskraftwerk und zwei große Gaspipelines neu errichten. Nur durch den entschiedenen Einsatz von Bürgerinitiativen wurden diese Projekte, aus heutiger Sicht enorme Fehlinvestitionen, auch für die Energiekonzerne, verhindert.

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  7. Torson Schlicht

    vor 10 Jahren

    Sehr geehrter Herr Dr. Theyssen,

    Sie sagen das die Probleme der Energiewende, wenn man sie unvoreingenommen betrachtet, lösbar sind. Wir müssen es nur gemeinsam wollen.
    Ich sage es will aber keiner, wenn er unvoreingenommen ist!
    Und es will auch keiner gemeinsam, den die Probleme der Energiewende spaltet die Gesellschaft.

    Meine Immobilie wird mindestens 20% Wertverlust erleiden, da 1.2 km entfernt Offshore WKA's im Spessart, also in einem der dichtesten Mittelgebirges-Wälder in Deutschland, errichtet werden.
    Wenn der Antrag der Gemeinde vom Regierungspräsidium genehmigt wird.
    Natürlich haben wir außer den Tieren die nicht auf der "Roten Liste" stehen, den Rotmilan, und ein selten großes Vorkommen der Flopsfledermaus.
    Aber trotzdem will der Bürgermeister und die Gemeindevertretung und Juwi und der Landrat und Frau Merkel und die anderen und Sie, den Windpark bauen.

    Dem Bürger gefällt der Spessart schon besser ohne Windräder, aber 50.000€ Pachteinnahmen pro Windrad summieren sich auf 9% des Gemeindehaushalts. Und das ist das TOTSCHLAG Argument + Fukushima. Wenn wir Deutschen nicht die 700 Mrd. € für die Banken und nochmal die 200 Mrd. € für die griechischen Bankverpflichtungen gezahlt hätten, würde es glaube ich anders aussehen.

    Das Marktdesign das die Leistungen der Versorgungssicherheit entgilt, das wird Ihr Unternehmen, Vattenfall und die anderen beiden hinbekommen. Ich glaube, wie es ein Entwurf im Koalitionsvertragsentwurf zeigte, geht der Lobbyismus in die Richtung, dass die Betreiber von z.B WEA's dann z.B. 4 Cent/kWh an das Kohlekraftwerk zahlen soll wenn es gerade zufällig kein Strom produziert. Ist ja auch vielleicht gerecht. Dann wird der Bürgerwindpark und oder kleine Betreiber pleite sein und die Gemeinde ihre Pacht nicht mehr in dem Umfang bekommen.

    Und wie effektiv man seine Güter nutzten sollte und deren Kapazität, will ich immer noch als Bürger,
    freiheitlich Entscheiden können.

  8. Sascha Reinhardt

    vor 10 Jahren

    Ach ist das eine tolle Argumentation:

    Der durchschnittliche Autofahrer zahlt also 4.500€ im Jahr für etwas, dass er nicht nutzt. Für diese Kosten für die Kapazität jederzeit mobil sein zu können, kann ich mir oft ein Taxi rufen.

    Mit anderen Worten: Hier wird ein grob unlogisches Verhalten mit einem anderen grob unlogischen Verhalten gerechtfertigt.

    Dabei nutzt das Festhalten an diesen Strukturen doch nur einer Gruppe: den großen Konzernen und Aktionären. Dass es für beide Verhaltensmuster (Beibehaltung derzeitiger konventioneller Energie- und Mobilitätskonzepte) sinnvollere technisch UND finanziell machbare Alternativen gibt oder gäbe, sollte wohl schon hinreichend erwiesen sein.

    In dem Drei-Parteien-Haus, in welchem ich wohne stehen 5 Kraftfahrzeuge im Hof. Für 4 Personen. Das einzige Fahrzeug davon, was nennenswert (mit im Schnitt 100km am Tag) genutzt wird, ist mein gewerblicher Transporter/Leicht-LKW zum Transport von 1-2 to Arbeitsmaterial. Von den anderen 4 Fahrzeugen, wurden in dieser Woche noch nichtmal 5 Einsatzstunden erzielt. Alle Fahrten hatten ein Ziel, näher als 7km Entfernung. Alle Fahrten hätten ohne Absprache mit zwei Wagen erledigt werden können. Mit Absprache hätte ein Fahrzeug gereicht.

    Warum muss eigentlich immer alles jederzeit verfügbar sein? Wären wir bereit dazu nur Tags/Nachts oder nur an bestimmten Wochentagen oder Wochenendtagen Wäsche zu waschen wenn wir dafür kein Geld für die Sicherheit zahlen müssten, dass JEDERZEIT die Kapazität vorhanden ist, dass JEDER seine Stromverbraucher anwerfen kann?

    Ein unbequemer Gedanke. Für uns alle. Aber vor allem für die, die sich diese Kapazitätsschaffung teuer bezahlen lassen wollen.

  9. Dominik Pöschel

    vor 10 Jahren

    Hallo Herr Dr. Theyssen,

    da Sie ja als gewählter Präsident von Eurelectric auch die Interessen der europäischen Elektrizitätswirtschaft vertreten, kann ich nicht nachvollziehen warum Sie hier die Deutsche Außenseiterposition als die großen Mühen der Ebene bezeichnen. Ihnen hat die Energiewende wohl noch nicht genug Arbeitsplätze in Deutschland gekostet. Wieviel waren es nochmal bei E.on??? Gerade als Präsident von Eurelectric und E.on sehen Sie doch täglich den Deutschen Plan zur Energiegewinnung und den Plan unserer Europäischen Nachbarn. Die gehen doch stark auseinander. Leider ist es aktuell so daß keiner gegen die Energiewende angeht weil man denkt Image zu verlieren. Nein ganz im Gegenteil man gewinnt Image denn viele Menschen in Deutschland sind dieses teure Denkspiel leid!!!!!

  10. Friedel

    vor 10 Jahren

    Wir schalten unsere Kernkraftwerke die nach deutscher Ingenieurskunst sicher sind ab, und das Ausland baut an den deutschen Grenzen immer mehr neue Kernkraftwerke auf, und Deutschland bezieht von diesen Kraftwerken auch den Strom.

  11. Michael Förster

    vor 10 Jahren

    Nur weil in einem hochgradig erdbebengefärdeten Land wie Japan eine Katastrophe, die bei Einhaltung
    EINFACHSTER BAULICHER SICHERHEITMAßNAHMEN vermieden werden konnte stürzt sich Deutschland panikartig und völlig planlos in die " Energiewende". Die Kosten, die dadurch entstehen, hätte sinnvollerweise in die Verbesserung der Sicherheit unserer Atomkraftwerke investiert werden sollen, ohne das die Verbraucher, in welcher Form auch immer, damit belastet werden.

  12. Nobbi

    vor 10 Jahren

    Nun die Frage nach dem Preis ist wie immer relativ. Welcher Preis für eine Kilowattstunde Strom ist erträglich? Welcher Preis in Form von Klima- und Umweltschäden, den uns die Natur diktiert, wenn wir weiter so machen wie bisher, ist erträglich. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir die Energiewende schaffen müssen, bei dem dafür zu zahlenden Preis ist es doch wie immer die Frage, wie werden die Kosten verteilt? So ungerecht wie es jetzt zugeht darf es nicht weitergehen, müssen Golfplätze von der Ökostromumlage befreit werden? Nein müssen sie nicht. Kann man Strom nicht geringer verteuern, mit einer MWST von 7 %, so wie Tierfutter? Warum zaheln wir so viel Geld für den Netzausbau und wo bleibt das ganze Geld dafür??? Spricht man mit gut informierten Menschen wird überall das Netz dünner gemacht , das heißt wo voher 30 KV Leitungen lagen werden bei Ersatz nur noch 20 KV Leitungen verlegt. Es gäbe noch viele solcher Beispiele.
    Ach ja allen Befürwortern von Atomstrom möchte ich die Frage stellen, wo lagert man den Atommüll und warum werden die abgenutzten Brennstäbe nach Benutzung Eigentum des Bundes und warum zahlen wir Steuerzahler für die Entsorgung und Lagerung.
    Nein wir brauchen viel mehr dezentrale Energieerzeugung mit vernünftigen Speicherlösungen und gerechten Preisen. Das wäre ein kleiner Schritt dazu unsere Welt ein wenig länger am Leben zu erhalten.

  13. Christian Lösch

    vor 10 Jahren

    Das mit den Partikularinteressen stimmt leider schon. Wer eine Windkraftanlage in der Nähe seines Hauses hat, beschwert sich über die Geräusche und evtl. über den Schlagschatten. Wer eine Hochspannungsleitung in der Nähe hat, fürchtet den "Elektrosmog". Beide beklagen zudem die Verschandelung der Landschaft, und sogar Anlieger von Solaranlagen beklagen gelegentlich, dass ihr Ausblick in die freie Natur weggefallen ist. Wo ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut werden soll, gibt es erbitterten Widerstand. Keiner will für den Strom deutlich mehr zahlen- und so weiter und so weiter!
    Wer daran zweifelt, dass wir auf Dauer konventionellen Kraftwerke bei Ausbleiben von Sonne und Wind brauchen: Die PV-Anlagen liefern nur an weniger als 3.000 Stunden im Jahr (ca. 1/3 der Jahresstunden) nennenswert Strom - und der Ertrag bei Windkraftanlagen ist nicht vorhersehbar. Die Stromerzeugung mit Wasserkraft und Biogas ist kaum mehr nennenswert zu steigern, und genügend leistungsfähige Energiespeicher sind nicht in Sicht (wären außerdem auch extrem teuer, insbesondere auch, weil man ja nie 100 % der gespeicherten Energie zurückgewinnen kann).

    Eine kurze Randbemerkung zum Schluss:
    Im sonnenschein-ärmsten Drittel des Jahres (21. 10. - 20. 2.) wird für Heizung und Beleuchtung besonders viel Strom benötigt - aber nur ca. 10 % des Jahresertrags einer PV-Anlage erzielt!

  14. Wolkenspalter

    vor 10 Jahren

    Interessant ist der Aufsatz von Dr. Johannes Teyssen (E.ON SE). Verständlich, dass die Stromversorger Planungssicherheit brauchen, wofür konsistente Politik Voraussetzung ist. Unter diesem Vorzeichen muss man seinen Aufsatz verstehen, der eine (kaum) erstaunliche, "ideelle" Wende seiner früheren Überzeugungen darstellt.

    Es stehen durchaus Wahrheiten darin. Wir werden konventionelle Kapazitäten brauchen, mit der die komplette Stromlast ohne EE-Erzeuger getragen werden kann, denn letztere können praktisch gleichzeitig ausfallen. Im Klartext heißt dies, wir müssen konventionelle Kapazitäten dauerhaft vorhalten – und natürlich diese Vorhaltung bezahlen. Logisch! (Bei den EE-Erzeugern mit ihrem vielfachen Kapazitätsbedarf wäre das nicht anders.)

    Nun den Kopf eingeschaltet: Warum lassen wir die konventionellen Kraftwerke, die wir ohnehin bezahlen müssen, ob wir sie nutzen oder nicht, nicht auch gleich den Strom liefern, zuverlässig und günstig, wie gewohnt... und begünstigen die EE nicht mehr politisch?

    Da kann ich nur mit Dr. Theyssen's Schlusssatz, allerdings mit umgekehrter Zielrichtung sagen: "Wir müssen es nur gemeinsam wollen." Wobei dies natürlich mit einem Augenzwinkern geschieht, daran denkend, dass (bei den EE) nicht der bloße Wille, sondern die finanziellen Fähigkeiten die ausschlaggebende Rolle spielen.

    Bei der Einführung ins Neuland der EE war der Fehler, bar der Erfahrung sofort großmaßstäblich daranzugehen. Sowas müsste sich zuerst – wie gewollt dezentral mit allem was dazugehört, einschließlich Reserven und Speicherung – im Kleinen beweisen, um es dann ggf. allmählich auszubreiten. Musterdörfer mit speziellen lokalen Voraussetzungen helfen hierbei allerdings herzlich wenig beim allgemeinen Erkenntnisgewinn.

  15. Dirk Kaiser

    vor 10 Jahren

    Ich habe Herrn Dr. Theyssen zu seiner Zeit in Helmstedt mal kennengelernt. Ich muss sagen: Es gibt viele "Manager", die wohl in der Lage sind, große Unternehmen zu führen... aber ich habe bisher keinen kennengelernt, der das Energiegeschäft bis ins Detail so gut versteht, wie er! (Die meisten anderen Konzernlenker haben für die fachlichen Details zumeist ihre "2. Reihe", die ihnen zuarbeitet)
    .
    Was seine Aussagen zur Eneegiewende angeht, so interpretiere ich sie so, dass er sich mit der gegebenen Situation zu arragieren versucht und es vermeiden möchte, die Kräfte seines Konzerns mit Widerstand gegen Politik und (falscher) öffentlicher Meinung zu verschleißen...und dadurch möglicherweise den Anschluss in Deutschland zu verlieren...
    .
    International hat man den Bezug zu den physikalischen Gesetzmäßigkeiten nicht verloren (Türkei, Brasilien)... auch wenn das schwierige Märkte sind...

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  16. Reinhard Seidel

    vor 10 Jahren

    Die Energiewende mit ausschließlich erneuerbaren Energien, für eine ganze Volkswirtschaft, entbehrt
    jeglicher Vernunft. Erneuerbare Energien können nur Ergänzungsenergien sein, aber ohne Subventitionen. Alles andere sind Wunschträume aus dem Wolkenkuckucksheim. Die Erfinder der
    "erneuerbaren" sind Ideologen, haben keinen Schimmer wie die Energieversorgung einer Industrie-
    nation funktionieren soll, ganz abgesehen von den Kosten. Diese Anlagen können sich nach wirtschaft-
    lichen Maßstäben nie amortisieren. Daß Wind und Sonne nichts kosten ist genau so ein Märchen wie
    die Verheißung des Sozialismus, "es werden herrliche Zeiten anbrechen". Gott sei Dank gibt es noch
    Wissenschaftler die nach realisierbaren, sicheren und billigen Energiemöglichkeiten füreineIndustrie-
    und Technologie-Nation suchen. Inzwischen ist ganz im Stillen ein revolutionärer, genialer, innovativer
    neuer Kraftwerks-Typ entwickelt worden, der mehrere Probleme unseres Landes lösen kann.
    Sehen Sie selbst unter "www.dual-fluid-reaktor.de". Der auch die Entlager für hochradioaktive Abfälle
    überflüssig macht, indem er den Atommüll verbrennt und billigen Strom und CO2-freien Kraftstoff
    daraus produziert. Strom: unter 1cent /kwh, Kraftstoff unter 1cent/ltr. Kosten? Ein geringer Bruchteil
    der "erneuerbaren" und immer verfügbar. Dieser Kraftwerk-Typ ist in den nächsten 10-15 Jahren-
    bei entsprehender Förderung-am Netz. Gewaltige Trassen quer durch Deutschland sind nicht nötig.

  17. Dirk Kaiser

    vor 10 Jahren

    Ich bin auch gespannt, wie sich der DFR entwickelt... allerdings halte ich 10-15 Jahre bis zu kommerziellen Nutzung für sehr optimistisch (wenn auch sehr wünschenswert).
    .
    Der politische Widerstand gegen solche Projekte ist in Deutschland schon enorm... und selbst die deutsche Presse, die Entwicklungen sachlich-kritisch begleiten sollte, hat sich unisono zum Stimmungsamcher für die Öko-Lobby gemacht (wenn ich schon sehe, wie die Süddeutsche über ihr Lieblingsthema "Klimakatastrophe" schwafelt....)..
    .
    Bestes Beispiel dafür ist auch, dass Greentec Awards im vergangenen Jahr nachträglich seine Regeln geändert hat, um den DFR als einen der Preisträger für seinen Umweltpreis (Schirmherr war niemand geringeres als der damalige Umweltminister Altmeier!) nicht im Fernsehen bei der PRO7-Sendung Galileo vorstellen zu müssen, sondern ih vorher denominieren zu können. Vor Gericht hat das IFP vor kurzem Recht bekommen, die Denominierung war unrecht... dennoch hat die Öko-Lobby gesiegt und das Projekt konnte nicht einer breiten Öffentlichkeit (im Rahmen eines Umweltpreises!!!) vorgestellt werden.

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  18. Hugo

    vor 10 Jahren

    Danke, dass hier endlich ein Vertreter zu Wort kommen darf, der für die Versorgungs-
    sicherheit in die Verantwortung genommen werden kann. Für die "Erneuerbaren" ist der
    Energie-Markt ja eher eine Spaßveranstaltung, wenn sie mal liefern können oder wenn
    sie nicht liefern dürfen, werden sie immer über dem Marktpreis bezahlt !! Die Versorgungs-
    sicherheit ist a l l e i n Sache der Grundlastkraftwerke. Wenn da was schief läuft wird
    man nur ihnen Vorwürfe machen. Sie müssen in den naturbedingten Versorgungslücken
    der "Erneuerbaren" nicht nur den Bedarf aller Verbraucher decken, sondern auch für die
    nötige Anlaufdrehzahl der zig Windrädeln sorgen. Es ist höchste Zeit ,dass hier faire
    Verhältnisse geschaffen werden.

  19. Gustav Rach

    vor 10 Jahren

    "Dieses große Vorhaben scheint unrettbar in einem dichten Geflecht von Partikularinteressen gefangen."
    Die Energiewende ist nicht in Partikularinteressen gefangen! Die Energiewende ist aus physikalisch/technischen Gründen nicht möglich, es sei denn, die Speicherkapazität für Strom wird um den Faktor 300 (6 Tage Vorrat) erhöht. Da muss man schon einen starken Glauben haben, dass das gelingen kann.

  20. Dirk Kaiser

    vor 10 Jahren

    Nachvollziehbare Argumentation... vor allem vor dem Hintergrund, dass E.ON's modernste Gasturbine der Welt in Irsching wegen der Erneuerbaren nicht im Geld steht (Verluste erwirtschaftet).

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