Vulkane als Kraftwerke – Indonesiens Weg zur grünen Energie-Revolution

Energie-Reporter

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Der Energie-Reporter Florian Seeger berichtet für die Stiftung Energie & Klimaschutz aus dem Inselstaat Indonesien über Klimaschutz und Energiethemen die das Land aktuell bewegen.

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08. Oktober 2025

Geothermie in Indonesien - Schlummernde Energie unter Vulkanen

Indonesien befindet sich auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, was man unter einer  seismischen aktiven Zone mit über 120 aktiven Vulkanen verstehen kann.

Einerseits sorgt dies für enorme geologische Risiken, auf der anderen Seite bietet es allerdings auch ein großes Potenzial. Die Energiegewinnung aus Geothermie ist in Indonesien so vielversprechend, da es 40 % der weltweiten Vorkommen verfügt. Dies entspricht einer Kapazität von 27,79 Gigawatt.

Doch wie wird dieses Potential bisher ausgeschöpft? Welche Chancen bietet Geothermie für die Energiezukunft Indonesiens, und welche Herausforderungen müssen noch überwunden werden?

Der natürliche Speicher von Energie

Geothermie beschreibt die Nutzung von Erdwärme zur Strom- oder Wärmeerzeugung und bietet im Vergleich zu fossilen Energieträgern eine klimafreundliche Alternative.

Ein großer Vorteil im Vergleich zu Solar- oder Windenergie ist, dass es sowohl wetterunabhängig, als auch konstant verfügbar ist. Aktuell wird Geothermie in Indonesien nur zu einem geringen Teil in der Stromproduktion eingesetzt.

Doch Indonesien hat sich ein ambitioniertes und ehrgeiziges Ziel gesetzt: bis 2030 sollen es 8 Gigawatt sein und will damit weltweit führend in der Geothermie werden.

Bildquelle: ResearchGate https://www.researchgate.net/figure/Distribution-of-Geothermal-Possible-Reserves-in-Indonesia_fig1_318420449

Hürden im Ausbau

Hürden im Ausbau: Bürokratie, Finanzierung, Akzeptanz

Die Nutzung der Geothermie in Indonesien steckt derzeit in einer herausfordernden Phase. Trotz des enormen Potenzials spielt sie im nationalen Energiemix bislang nur eine untergeordnete Rolle: Lediglich rund 3 % der installierten Stromkapazität und etwa 5 % der gesamten Stromproduktion stammen aus geothermischen Quellen. Dennoch belegt Indonesien weltweit den zweiten Platz in der geothermischen Stromerzeugung – direkt hinter den USA. Diese Diskrepanz verdeutlicht nicht nur den geringen Entwicklungsstand der globalen Geothermiebranche, sondern auch die ungleiche geografische Verteilung dieser Ressource.
Aktuell verfügt das Land über eine installierte Leistung von etwa 2,3 GW – ein deutlicher Anstieg gegenüber circa 1,25 GW im Jahr 2009 und weniger als 0,25 GW im Jahr 1990.

Vor allem die hohen Investitionskosten zu Beginn – insbesondere für Exploration und Probebohrungen – stellen ein Risiko für Unternehmen dar. Anders als bei Solar- oder Windenergie können geothermische Quellen nicht einfach „gesehen“ werden – sie müssen mühsam erkundet werden. Ein Fehlschlag bei einer Bohrung kann Millionen kosten.

Hinzu kommt die komplexe Genehmigungslage. Viele potenziell nutzbare Standorte liegen in geschützten Waldgebieten oder Naturschutzparks, was zu Zielkonflikten zwischen Klimaschutz und Biodiversität führen kann. Auch die Einbindung lokaler Gemeinschaften ist entscheidend: In der Vergangenheit kam es vereinzelt zu Widerstand, etwa wegen geplanter Bohrungen in religiös oder kulturell sensiblen Regionen.

Bildquelle: https://www.spiegel.de/panorama/indonesien-vulkan-lewotobi-laki-laki-spuckt-wieder-feuer-a-b191f6fd-b4d2-4c77-95a5-9c16df65f3d4

Foto: Geological Agency / dpa

Internationale Partnerschaften und Pilotenprojekte

Um den Ausbau der geothermischen Energie voranzutreiben, setzt Indonesien verstärkt auf internationale Zusammenarbeit. Institutionen wie die Asian Development Bank (ADB) oder die Weltbank spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie nicht nur finanzielle Unterstützung bereitstellen, sondern auch Pilotprojekte initiieren, technische Expertise vermitteln und Investitionsgarantien für private Akteure anbieten.

Ein Vorzeigeprojekt ist die Geothermieanlage in Sarulla (Nord-Sumatra), die mit einer Kapazität von über 300 Megawatt zu den größten weltweit zählt und ein Meilenstein in der Nutzung geothermischer Ressourcen darstellt.

Das größte geothermische Kraftwerk Indonesiens ist die Anlage Salak in West-Java. Ursprünglich 1994 in Betrieb genommen, wurde sie seither in mehreren Ausbaustufen erweitert und modernisiert. Heute erreicht das Kraftwerk eine beeindruckende Gesamtleistung von 377 Megawatt und zählt damit zu den größten ihrer Art weltweit – genauer gesagt belegt es den vierten Platz im globalen Ranking.

Daneben entstehen auch kleinere, aber nicht minder bedeutsame Vorhaben, beispielsweise in West-Java oder auf der Insel Flores. Diese zeigen eindrucksvoll, dass geothermische Energie nicht nur für städtische Ballungsräume relevant ist, sondern auch eine zuverlässige und nachhaltige Stromversorgung in ländlichen oder abgelegenen Regionen ermöglichen kann – oft dort, wo ein Anschluss an das zentrale Stromnetz schwierig oder kostenintensiv wäre.

Der Weg zur Energiewende?

Geothermie gilt als einer der wichtigsten Pfeiler in Indonesiens langfristiger Energiestrategie. Das Land hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2060 auf über 60 % zu steigern. Angesichts der bislang dominierenden Rolle der Kohle im nationalen Energiemix stellt dies einen tiefgreifenden Strukturwandel dar.
Die Nutzung der reichlich vorhandenen geothermischen Ressourcen könnte nicht nur helfen, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren, sondern auch die Versorgungssicherheit zu erhöhen und einen spürbaren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
Um dieses Potenzial zu realisieren, sind jedoch mehrere Hürden zu überwinden: Es braucht gezielte Investitionsanreize, transparente und unkomplizierte rechtliche Rahmenbedingungen sowie eine aktive Einbindung der lokalen Bevölkerung, um Akzeptanz und langfristige Unterstützung zu sichern.
Gelingt dieser Balanceakt, könnte Indonesien nicht nur seine Treibhausgasemissionen signifikant senken, sondern auch zu einem Vorreiter für andere vulkanisch aktive Länder werden – ein Paradebeispiel für eine nachhaltige, regional verankerte Energiewende mit internationaler Strahlkraft.

Bildquelle: https://www.fona.de/de/aktuelles/nachrichten/2021/210203_Geothermie_big.php

© Stefan Kranz, GFZ

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