Klimaneutralität selbstverständlich als oberstes Ziel
Der unbestrittene Schwerpunkt bei der erfolgreichen Umsetzung der Energiewende und des Klimaschutzes ist die konsequente und drastische Reduzierung der Emissionen weltweit mit dem Ziel Klimaneutralität. Erster klimaneutraler Kontinent möchte bis 2050 Europa werden, so lautet der am 11. Dezember 2019 vorgestellte European Green Deal (EGD).
Unterstützung von 69 deutschen Unternehmen aus allen Schlüsselsektoren der Wirtschaft bekommt der EGD am 11. Oktober 2021 durch die Forderung einer Klimapolitik gemäß dem Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens und einer Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität. Darunter auch die Energieunternehmen EnBW, E.ON, Vattenfall und die Stadtwerke München.
Top Megatrends Digitalisierung und Nachhaltigkeit - ein Widerspruch…?
Die beiden der bedeutendsten heutigen Megatrends beeinflussen sich wechselseitig. Digitalisierung und Digitale Transformation (folgend Digitalisierung) wirken massiv als Beschleuniger der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes bzw. von technischen Verfahren z.B. zur Emissionsreduzierung oder CO2-Abscheidung und -Speicherung. Digitalisierung steigert jedoch auch meist die Nachfrage alias Rebound-Effekte.
Das Nachhaltigkeits-Narrativ gilt für materielle, sowie auch für immaterielle Güter
Digitalisierung und Digitale Transformation [...] wirken massiv als Beschleuniger der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes [...]
Neben ökologischen „Nebenwirkungen“ der Digitalisierung auf den Energieverbrauch und Klimaschutz, sind mögliche soziale unbeabsichtigte Folgen deutlich weniger prominent auf dem „Beipackzettel“ vertreten.
Das Nachhaltigkeits-Narrativ für materielle Güter (z.B. Lebensmittel, Kraftfahrzeuge, …) lässt sich selbstverständlich auch auf immaterielle Güter (sogenannte Wissensgüter und kulturelle Artefakte, digital repräsentiert als Text, Bild, Audio, Video, Software oder algorithmische Systeme inkl. KI) übertragen. Das bedeutet ein bewusster Umgang mit Ressourcen bzw. immateriellen Gütern in der Weise, dass deren heutige langfristig orientierte Erstellung, freie Verwendung und kollaborative Weiterentwicklung die Bedürfnisse kommender Generationen nicht beeinträchtigt und ein gutes Leben heute und in Zukunft erlaubt.
KI wiederum ist Enabler und Booster der Digitalisierung
KI-Anwendungen können heute die Entwicklungszyklen der Digitalisierung hin zu exponentiellen Technologien beschleunigen und damit auch positiv bzw. beflügelnd auf Klimaschutzmaßnahmen wirken. Dabei müssen Digitalisierung und KI-Anwendung selbst auch nachhaltig sein und mögliche Rebound-Effekte einbeziehen.
Rebound-Effekt am Beispiel Chat-GPT
Auch wenn Green IT um ein Vielfaches prominenter, ökonomisch gewichtiger und insbesondere leichter messbar ist, wird die Berücksichtigung der sozialen Aspekte [...] immer relevanter und erfolgskritischer für einen Gesamterfolg beim Einsatz von vertrauenswürdiger KI.
Der zielgerichtete Einsatz von KI-Systemen, insbesondere von Großen Sprachmodellen erreicht in der Regel sehr erfolgreich das Ziel, Aufwand einzusparen, den Automatisierungsgrad zu erhöhen, Effizienzpotentiale zu heben und damit lokal erst mal den Ressourceneinsatz zu reduzieren. Jedoch verändert sich global durch neue digitale Gadgets meist auch das Nutzungsverhalten, die Nachfrage steigt und ursprüngliche Einsparungen reduzieren sich teilweise wieder. Über die Trainingsdauer von 5-6 Monate wurden stolze 7,2 GWh Rechenzentrumsleistung verbraucht. Das entspricht in etwa dem Verbrauch einer Kleinstadt mit annähernd 20.000 Einwohner bzw. knapp 5.000 durchschnittlichen Haushalten mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern im gleichen Zeitraum (2.900 kWh pro Jahr; Quelle EnBW: https://www.enbw.com/strom/stromverbrauch-berechnen ).
Laut aktuellen OpenAI eigenen Angaben verarbeitet Chat-GPT täglich ca. 2,5 Milliarden Prompts bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von rund 0,34 Wh pro Prompt. Dies ergäbe 0,85 GWh täglich und nach nicht einmal 8,5 Tagen hätten man den Stromverbrauch der Trainingsphase bereits erreicht, den enormen Wasserverbrauch noch gar nicht betrachtet (GI veröffentlicht Studie zum Wasserverbrauch von KI – Gesellschaft für Informatik e.V. ).
Auch wenn Green IT um ein Vielfaches prominenter, ökonomisch gewichtiger und insbesondere leichter messbar ist, wird die Berücksichtigung der sozialen Aspekte spätestens durch die Renaissance der KI und deren rasanten Entwicklung immer relevanter und erfolgskritischer für einen Gesamterfolg beim Einsatz von vertrauenswürdiger KI.
Regulierung von KI-basierten algorithmischen Systemen
Vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz wurde am 2. August 2024 in der EU mit dem Artificial Intelligence Act (AI-Act/KI-Verordnung) eingeführt. Im Vordergrund standen neben wirtschaftlichen und europarechtlichen Aspekten vorwiegend ethische und moralische Grundsätze. Grundlegendes Verständnis ist essenziell, das enorme Potenzial exponentieller Technologien wie KI für Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu erkennen, gleichzeitig die damit verbundenen Risiken richtig einschätzten und managen zu können, um auch den größtmöglichen Nutzen zu erzielen, insbesondere in noch nicht regulierten neuen zukünftigen Feldern.
Gemeinsame Werte nicht nur Basis einer Regulierung
Basis für den AI-Act sind 7 KI-Werte, die in den Leitlinien für vertrauenswürdiger KI-Systeme der Hochrangigen Expertengruppe für Künstliche Intelligenz der Europäischen Kommission (Ethikleitlinien für vertrauenswürdige KI | Gestaltung der digitalen Zukunft Europas) ausführlich beschrieben sind und auch Orientierung gebend sind, für den digitalethischen Umgang mit neuen zukünftigen Handlungsfeldern, solange diese noch nicht reguliert bzw. im AI-Act berücksichtigt sind:
- Vorrang menschlicher Aufsicht,
- Robustheit und Sicherheit,
- Privatsphäre,
- Transparenz/ Nachvollziehbarkeit/Erklärbarkeit,
- Fairness,
- gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen,
- Rechenschaftspflicht
Umgang mit (noch) nicht regulierten neuen zukünftigen Handlungsfeldern im KI-Umfeld
Da Regulierung in der realen Welt leider oft viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt [...] braucht es moderne Konzepte, wie das der Digitalethik, um richtiges und gutes Handeln sicherzustellen [...]
Auch wenn der AI-Act aus heutiger Sicht mit einigen wenigen Ausnahmen (leider gerade beim Klimaschutz, siehe https://gi.de/fileadmin/GI/Allgemein/Positionspapier_GI_FG-IuE_AI-Act.pdf, Seite 10 Kapitel „Keine Berücksichtigung immaterieller Nachhaltigkeit“) nahezu alle relevanten Bereiche im KI-Umfeld hinreichend regelt, inkl. gerade noch kurz vor „Redaktionsschluss“ auch den letzten größeren Hype um Generative KI, Große Sprachmodelle (LLM) und Chat-GPT, so ist damit zu rechnen, dass die aktuelle exponentielle Entwicklung rund um die Informatik-Disziplin KI in nicht allzu langer Zeit neue spannende Methoden, Techniken oder Tools hervorbringen wird, deren vertrauens- und verantwortungsvolle Nutzung ebenfalls ein paar Leitplanken und Spielregeln alla AI-Act erfordert.
Da Regulierung in der realen Welt leider oft viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt, besonders im Hochtechnologiebereich (AI-Act mehr als 3 Jahren bis zur Rechtswirksamkeit, über 7 Jahre bis zur letzten Pflichterfüllung), braucht es moderne Konzepte, wie das der Digitalethik, um richtiges und gutes Handeln sicherzustellen, am besten „By Design“ mit einem geschärften Blick bezüglich ungewollter Folgen auf unser Klima, auf Ökologie, Ökonomie und Soziales.
Quo vadis Digitalethik?
Digitalethik, oft auch zusammen mit Datenethik genannt, ist neben z.B. Medizinethik oder Wirtschaftsethik eine weitere und noch recht junge Bereichsethik. Wie Ethik allgemein sich klassisch wissenschaftlich mit der Moral beschäftigt, was gutes und weniger gutes Handeln ist, so hat Digitalethik besonders Fragestellungen und Folgenabschätzungen der Digitalisierung, Digitalen Transformation und exponentiellen Technologien wie KI im Fokus.
Auch der Digitalethik und bei Fragen des Klimaschutzes steht Kant zur Seite z.B. mit seinem Kategorischen Imperativ zur Begründung einer allgemein gültigen Moral: “Handle stets so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“, im Juli 2022 durch die Vereinten Nationen auf den Klimaschutz projiziert und auf die Position eines Menschenrechts „auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“ gehoben.
Ragdoll Archers
vor 2 Wochen🏹 Master the arc in <a href="https://game-players.com/">Ragdoll Archers</a>—physics shots and quick restarts on an unblocked browser build; 10 bullseyes streak—show the clip.
Sandra
vor 2 WochenVielen Dank für den wissenschaftlich fundierten, spannenden und super aktuellen Beitrag! Durch den Beitrag gewinnt man einen umfassenden Einblick in die Zusammenhänge von Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Ethik!
Paula
vor 2 WochenSehr interessantes Thema, das von Autor aufschlussreich und spannend erklärt wurde! Ein Must-Read!