Seit seiner Einführung haben über 55.000 Personen in mehr als 7.000 Gruppen weltweit an The Week teilgenommen, verfügbar in elf Sprachen.
“The Week” ist ein innovatives Gruppenformat, das Menschen dabei unterstützt, die drängende Klimakrise sowie Biodiversitätskrise besser zu verstehen und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. In drei aufeinanderfolgenden Treffen werden jeweils einstündige Dokumentarfilme angesehen, gefolgt von moderierten Gesprächen, die den Teilnehmer*innen Raum für Reflexion und Austausch bieten. Dieses strukturierte Erlebnis ermöglicht es, die oft abstrakte Thematik greifbar zu machen und individuelle sowie kollektive Schritte zu erörtern. Seit seiner Einführung haben über 55.000 Personen in mehr als 7.000 Gruppen weltweit an The Week teilgenommen, verfügbar in elf Sprachen. Das Programm richtet sich an Freundeskreise, Familien, Nachbarschaften, Bildungseinrichtungen und Organisationen und ist darauf ausgelegt, den Zusammenhalt zu stärken und gemeinschaftliches Engagement für den Klimaschutz zu fördern.
Wir haben mit Daniel Ibach, Manager CRM & CX bei EnBW, gesprochen, der “The Week” zunächst als Privatperson erlebt hat und dann schnell für sich entschieden hat: Das muss Schule machen. Aus einer persönlichen Neugier ist eine ganze Bewegung unter Kolleginnen und Kollegen entstanden – für mehr Klimaschutz, Umweltschutz, Nachhaltigkeit.
Redaktion: Daniel, du hast The Week erlebt und daraus eine beeindruckende Initiative mitgegründet. Lass uns von vorne starten: Wie bist du überhaupt mit The Week in Kontakt gekommen?
Daniel: Das war tatsächlich über meine Frau. Sie wurde in ihrem beruflichen Umfeld auf das Format aufmerksam und hat sich mit ein paar Kolleg*innen zu Terminen verabredet. Sie fragte mich, ob ich mitmachen wolle. Erst war ich skeptisch – das klang für mich irgendwie „strange“. Aber ich dachte mir, warum nicht? Also habe ich teilgenommen.
Redaktion: Und wie war dein erstes Erlebnis mit The Week?
Daniel: Ich kannte niemanden außer meiner Frau, aber die Gespräche waren von Anfang an spannend. The Week besteht aus drei Teilen, die jeweils mit einer gemeinsamen Reflexion enden. Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“ – jede und jeder teilt einfach die Gedanken, die nach dem Anschauen der Filme im Kopf sind.
Nach dem ersten Treffen war ich aufgewühlt und unsicher, ob das mein Weg ist. Doch nach dem zweiten war ich angefixt – und nach dem dritten begeistert. Ich wollte The Week unbedingt in meinem beruflichen Umfeld platzieren.
Redaktion: Wie hast du das dann umgesetzt?
Daniel: Ich sprach mit meiner Vorgesetzten darüber. Sie war sofort begeistert und ermutigte mich, The Week in unserem Chapter vorzustellen. Acht oder neun Kolleg*innen haben sich direkt angeschlossen, und der Nachhaltigkeitsbeauftragte von Yello, Patrick Bottermann, wollte ebenfalls teilnehmen. Am Ende waren wir zu zehnt.
Nach den drei Treffen haben wir eine kleine Retrospektive gemacht: Wie haben wir The Week erlebt? Welche Impulse nehmen wir mit? Dabei wurde klar: Das war mehr als nur ein einmaliges Event. Es hatte uns tief beeindruckt und motiviert.
Redaktion: Und daraus entstand dann die „Klimagilde“?
Daniel: Genau! Wir haben uns gefragt, wie wir das Thema weitertragen können – sowohl privat als auch beruflich. Wir haben Ideen gesammelt, priorisiert und überlegt, wo wir ansetzen.
The Week war für mich ein echter Gamechanger.
Dabei haben wir gemerkt, dass wir uns ein wenig im Kreis drehten. Also baten wir meine Vorgesetzte um Unterstützung durch einen externen Coach. In zwei, drei Sitzungen haben wir dann unsere Themen strukturiert und drei Schwerpunkte definiert:
- Nachhaltigkeit in unsere Arbeit integrieren – beispielsweise in unsere Customer Journeys. Wie können wir Prozesse nachhaltiger gestalten? Welche Informationen können wir unseren Kund*innen besser zugänglich machen?
- Lernen & Weitergeben – wir nutzen auch das unternehmenseigene „Netzwerk Nachhaltigkeit“ auf Viva Engage, um Inhalte zu Nachhaltigkeitsthemen, insbesondere The Week, zu verbreiten.
- Austausch & Inspiration – unser Kollege Patrick brachte die Idee für „Inspiration Mondays“ mit, wo wir Speaker*innen einladen, um über relevante Themen zu sprechen.
Redaktion: Ein beeindruckender Prozess! Habt ihr The Week eigentlich gemeinsam vor Ort oder remote erlebt?
Daniel: Wir haben es komplett remote über Zoom gemacht. Ich kenne also den direkten Vergleich zu einer physischen Teilnahme nicht. Aber wir arbeiten ohnehin viel remote, daher war es für uns kein Hindernis. Die Gespräche waren trotz der räumlichen Distanz sehr intensiv.
Redaktion: Du hast erzählt, dass The Week für dich ein „Gamechanger“ war. Was genau hat sich für dich verändert?
Daniel: Vorher hatte ich oft das Gefühl: Klimawandel, Nachhaltigkeit – das ist alles zu groß, zu komplex. Wo soll ich überhaupt anfangen? The Week hat meine Perspektive komplett verändert. Ich habe verstanden: Ja, ich bin Teil des Problems – aber ich kann auch Teil der Lösung sein.
Ich bin weg von diesem lähmenden Gefühl, dass man als Einzelner nichts bewirken kann. Stattdessen sehe ich jetzt, was ich konkret tun kann. Zum Beispiel habe ich mein Mobilitätsverhalten umgestellt. Früher war das Auto meine erste Wahl – heute nehme ich es nur, wenn es wirklich keine Alternative gibt. Auch mein Einkaufsverhalten hat sich verändert: Ich kaufe bewusster, unterstütze lokale Händler und habe das ganze Jahr 2024 nichts über Amazon bestellt (Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand im November 2024 statt).
Das Schöne an The Week ist, dass es nie darum geht, mit dem Zeigefinger zu wedeln. Es sagt dir nicht: ‚Fahr nicht mehr Auto‘ oder ‚Iss kein Fleisch mehr‘.
Redaktion: Das klingt nach einem tiefgehenden Wandel. Was glaubst du, macht The Week so besonders?
Daniel: Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder Verzicht. Niemand sagt dir, dass du kein Fleisch mehr essen oder nicht mehr Auto fahren sollst. Es geht darum, sich bewusst zu machen, welche Auswirkungen das eigene Handeln hat – und dann selbst zu entscheiden, was man ändern kann und möchte.
Die Filme sind faktenbasiert, wissenschaftlich fundiert und fokussieren sich auf die nördliche Hemisphäre – also auf den Raum, in dem wir leben. Jede Zahl, jede Aussage ist belegt. Das schafft eine gemeinsame Wissensbasis, die es einfacher macht, über Lösungen zu sprechen, anstatt sich in Diskussionen über Fakten zu verlieren.
Redaktion: Wer steckt eigentlich hinter The Week?
Daniel: Gegründet wurde es von Frédéric Laloux und seiner Frau Helene. Frédéric ist Unternehmensberater und Autor des Buches Reinventing Organizations. Sie haben das Konzept in der Corona-Zeit mit Freund*innen entwickelt und später die Filme produziert.
Obwohl The Week in den USA gestartet ist, fand die erste größere Verbreitung in Frankreich statt. Unternehmen wie Decathlon waren früh dabei. Die Finanzierung läuft über freiwillige Beiträge – für Privatpersonen, NGOs und Bildungseinrichtungen ist The Week kostenlos. Unternehmen zahlen pro Teilnahme eine geringe Gebühr, aber es ist klar: Hier geht es nicht um Profit, sondern um Veränderung.
Redaktion: Danke, Daniel, für dieses Gespräch! Es ist beeindruckend, wie aus einer initialen Skepsis eine so lebendige Bewegung entstanden ist.
Daniel: Danke dir! Genau das möchte ich weitergeben: Klimaschutz ist kein Komfortverlust – im Gegenteil. Es geht darum, neue Wege zu entdecken, die sich gut anfühlen und Spaß machen.
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