Strom im Wärmemarkt

Gastautor Portrait

Arno Pöhlmann

Bundesverband Wärmepumpe e.V.

Nach seinem Diplom in der Energiewirtschaft und Kraftwerkstechnik trat Arno Pöhlmann 1978 in die Lechwerke AG in Augsburg ein und blieb dem Unternehmen bis zum Ruhestand treu. Er übte verschiedene Funktionen im Vertrieb aus und leitete als Geschäftsführer sechs Jahre die Unternehmenstochter Überlandwerke Krumbach. Arno Pöhlmann engagiert sich seit vielen Jahren im Vorstand des Bundesverbandes Wärmepumpe e.V. 2012 wurde er für seine Verdienste mit dem Energy Award ausgezeichnet.

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30. Juni 2015
Arno Pöhlmann, Wärmepumpe, Strom im Wärmemarkt

Energiewende wird bei vielen Leuten immer noch gleich gesetzt mit weg vom Atomstrom. Dass Strom aber nur einen kleinen Teil zum gesamten deutschen Energiemarkt beiträgt, wird erst klar, wenn auch die Bereiche Heizenergie, Brauchwasserbereitung und Verkehr einbezogen werden. Im Haushalt beträgt der Anteil des Stroms am Endenergieverbrauch gerade einmal 13,4 %. Für Heizung und Warmwasserbereitung werden 52,3 % benötigt. 34,3 % der Energie dienen als Antriebsenergie im Verkehr (Quelle BDEW 2014). Es ist schön, dass wir in Deutschland nun knapp 28 % des benötigten Stroms aus Erneuerbaren Energien herstellen. Im Wärmemarkt sind das weniger als 10 % und im Verkehr noch nahezu 0 %. Wenn wir unter Energiewende eine Einsparung von fossilen Energieträgern und damit eine Reduzierung von CO2 in allen Sektoren verstehen, dann haben wir bis heute einen Anteil der Erneuerbaren Energien am gesamten Haushalts-Endenergieverbrauch von weniger als 9 % erreicht.

Strom im Wärmemarkt aus Erneuerbaren

Streng genommen ist Strom kein Bedarf. Wir benötigen im Haushalt Wärme und Warmwasser, Kälte, Licht, Strom zum Kochen, für die weiße Ware (Waschmaschine, Trockner, Kühlschrank, Geschirrspüler) und immer mehr auch für Computer, Handys oder TV-Geräte (braune Ware) und Antriebsenergie für unsere Fortbewegung (Auto). Und damit wird klar: Strom ist die allumfassende und einzige Energie im Haushalt, die jeglichen Bedarf decken kann. Und Strom ist Energie, die in nicht unerheblichen Maß auch auf dem eigenen Grundstück gewonnen werden kann. Wir sollten also alles tun, um einen möglichst großen Teil unseres Energiebedarfs aus Erneuerbaren Energien herzustellen.

Mit Wärmepumpe drei Tonnen CO2 im Jahr einsparen

Solarthermie, Photovoltaik und Umweltwärme sind die Schlüssel zur Energiewende. Ohne WärmepumpeBatteriespeicher erreicht eine PV-Anlage mit 5kW Leistung bei einem Haushalt mit 4.500 kWh Stromverbrauch einen Eigenverbrauchsanteil von etwa 35 %. Kommt anstelle einer Ölheizung mit 1550 Litern Jahresverbrauch eine Sole/Wasser-Wärmepumpe zum Einsatz, dann sollte auch die PV-Anlage größer ausfallen und beim neu zu erwarteten Gesamtstromverbrauch von etwa 7.800 kWh/a etwa 8,5 kW Leistung umfassen. Das Verhältnis von erzeugtem Strom zum Stromverbrauch ist in erster Linie für den Eigenverbrauchsanteil ausschlaggebend. Mit der Vergrößerung der PV-Anlage bleibt dieses etwa konstant. In der Summenbilanz bewirkt dies, dass der ins Netz abgegebene Strom dort Strom aus fossilen Energieträgern ersetzt. Selbst wenn dann – wenn die Sonne nicht scheint – etwa dieselbe Menge Strom wieder aus dem Netz bezogen werden muss: Gelieferte und bezogene Kilowattstunden gleichen sich aus und belasten die CO2-Bilanz nicht. Hingegen werden durch die nicht vorhandene Ölheizung jährlich etwa 3.000 kg CO2 eingespart.

Energiewende auf dem Rücken der Stromkunden

Bleiben noch die Finanzen: Die Investition in eine größere PV-Anlage verursacht Mehrkosten. Wärempumpe2Allerdings rechnet sich diese für kleine Anlagen bei heute üblichen Investitionskosten von etwa 1600 €/ kWp durch den garantierten Verkauf von Strom an den Netzbetreiber zum Preis von etwas mehr als 12 Ct/kWh und durch den geringeren Bezug von Fremdstrom. Leider hat der Staat die Energiewende bisher auf dem Rücken der Stromkunden ausgetragen. Die Wärmepumpe als umweltfreundlichste A+++-Heizung trägt als einziges Heizsystem diese Lasten voll mit, was einen Anteil an Steuern und Abgaben von mittlerweile 60 % ausmacht. Ausgerechnet das für die Energiewende im Heizbereich wichtigste System wird vom Staat ausgebremst. Bei mit weitaus niedrigen Steuern und Abgaben belasteten Brennstoffpreis für fossile Produkte führt dies zu einer kolossalen Verzögerung der Energiewende.
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Bildnachweis: Bundesverband Wärmepumpe

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  1. Michael Sturm

    vor 9 Jahren

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    der Artikel ist gut dargestellt und spricht das Problem direkt an. Allerdings kann man die Gesamtheizkosten mit effizienten Infrarot Heizungen, die mit Niedrigstrom funktionieren senken. Sie wären z.B. der ideale Ersatz für die nicht mehr zeitgemäßen Nachtspeicheröfen.

  2. Windmüller

    vor 9 Jahren

    Ausgezeichneter Artikel - genau so ist es. Die Energiewende wird zu einem Kuriosum, das man nicht mehr verstehen muss. Ab 2020 sollten Nachtspeicheröfen verboten sein, wegen der Ineffizienz. Das hat man gekippt, weil Nachtspeicheröfen angeblich als Energiespeicher gebraucht werden. Auf der anderen Seite könnte man mit dem gezielten Zuschalten von Wärmepumpen Speicher einsparen, man will es nicht.

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