In der 36. Folge des Podcast zur Energiezukunft spricht Holger Schäfer mit Katharina van Bronswijk. Die Psychologin ist beschäftigt sich mit Umweltpsychologie und untersucht psychologische Prozesse, die in Verbindung mit dem Klimawandel auftreten.
Wie gehen Menschen mit der Angst vor dem Klimawandel um?
Der Umgang der Menschen mit der Klimaangst ist komplex: Einige ergreifen die Initiative und handeln lösungsorientiert. Sie werden beispielsweise zu AktivistInnen oder stoßen in ihren Unternehmen Projekte an, um zur Lösung beizutragen. Studien zeigen, dass kollektive Wirksamkeit, also das gemeinsame Arbeiten an der Eindämmung der Klimakrise, am effektivsten gegen Klimaangst hilft.
Wenn Menschen jedoch keine klaren Lösungsmöglichkeiten sehen oder ein geringes Gefühl der Selbstwirksamkeit haben – das bedeutet, sie glauben nicht, dass sie etwas bewirken können – fällt es ihnen schwer, aktiv zu werden. Ihr Selbstbild beeinflusst, ob sie sich handlungsfähig fühlen oder eher als Spielball des Schicksals sehen.
Andere Menschen verleugnen den Klimawandel. Indem sie sich durch Verschwörungstheorien oder Klimaleugnung einreden, dass es kein Problem gibt, müssen sie ihr Verhalten nicht ändern. Eine andere Möglichkeit ist die Verdrängung, bei der sich Menschen ablenken und das Problem nicht an sich heranlassen. Beide Strategien bieten auf gedanklicher Ebene Lösungen, um das unangenehme Gefühl der Angst zu reduzieren.
Liegt die Lösung darin, sein eigenes Verhalten zu ändern?
Es ist entscheidend, sich nicht ausschließlich auf individuelles Verhalten oder Konsumverhalten zu konzentrieren, wenn es um das eigene Wirksamkeitserleben geht.
Eine bessere Strategie besteht darin, das eigene Engagement zu verändern, wenn man merkt, dass die bisherigen Ansätze nicht funktionieren. Hier kommt die kollektive Wirksamkeit ins Spiel. Es ist wichtig, gemeinsam mit anderen an größeren Veränderungshebeln zu arbeiten. Das entspricht der Dimension des Problems und vermittelt ein stärkeres Gefühl der Wirksamkeit. Zum Beispiel kann ich in meinem Unternehmen eine Arbeitsgruppe mit Kolleg*innen gründen, um einen Plan für Klimaanpassung und Emotionsreduktion zu entwickeln. Solche Initiativen ermöglichen es, mehr Wirksamkeit zu erleben.
Mehr Resilienz durch Good News
Unsere Nachrichten sind oft so gestaltet, dass sie hauptsächlich aktuelle Horrormeldungen präsentieren. Die Fortschritte, die bereits erzielt wurden, bleiben häufig im Hintergrund. Um diese positiven Entwicklungen zu entdecken, müssen wir aktiv nach Informationen suchen, zum Beispiel auf Plattformen wie dem Good News Magazin, Perspective Daily, der Good News App oder im Weltverbesserer Podcast. Wenn wir gezielt nach diesen positiven Nachrichten suchen, erhalten wir ein umfassenderes Bild und können optimistischer bleiben. Andernfalls entsteht der Eindruck, dass wir von Gleichgültigkeit umgeben sind und nur wir uns für diese Themen interessieren. Dieses Phänomen nennt man pluralistische Ignoranz: Viele von uns sind an Lösungen interessiert, glauben aber, dass es niemand sonst ist, was nicht der Realität entspricht.“
Wie kann Hoffnung auf eine positive Entwicklung zurückgewonnen werden?
Nach der Einschätzung von Frau van Bronswijk brauchen die Menschen wieder die Vorstellung, dass die Zukunft auch positiv sein kann und nicht nur katastrophal. Sie empfiehlt das Buch „Zukunftsbilder 2045“. Es zeigt Wimmelbilder von Städten und kleineren Orten, wie sie heute aussehen und wie sie 2045 aussehen könnten, wenn die Transformation gelingt. Solche Bilder und die kleinen Geschichten dazu machen die Lösungen greifbarer.
Was macht eine zielführende Klimakommunikation aus?
In einem persönlichen Gespräch sieht die Psychologin den Schlüssel für eine gute Klimakommunikation vor allem in Neugier, Offenheit und dem Wunsch, zu verstehen. Es geht darum, zuzuhören, anstatt zu versuchen, andere zu überzeugen. Stattdessen sollten wir die Menschen fragen, was sie über die Themen denken, welche Hürden sie beim Handeln sehen und welche Vorstellungen sie von einem guten Leben haben. Nur gemeinsam können wir herausfinden, wie jede Person ihren Beitrag leisten kann und wie die Zukunft aussehen soll.
Was gibt Ihnen Hoffnung auf eine positive Zukunft
Frau van Bronswijk berichtet: „Ich halte es für wichtig, mir bewusst zu machen, was bereits erreicht wurde. Seit ich 2009 mit 19 Jahren in die Klimabewegung eintrat, haben sich die Debatten und das gesellschaftliche Bewusstsein erheblich verändert. Es ist ein großer Fortschritt, dass Unternehmen heute mit Nachhaltigkeit werben und dies als erstrebenswert gilt.
Es hilft, sich daran zu erinnern, was bereits vorangekommen ist, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, dass es nicht genug ist. Die Sicht auf die Fortschritte kann motivierend sein. Besonders berührt mich, wenn ich sehe, was andere Menschen alles tun. Wenn ich erfahre, wer an welchen Stellen aktiv ist, fühle ich mich mit meinen Sorgen und Wünschen nicht mehr so allein.“
Lesetipp
Katharina van Bronswijk empfiehlt das Buch „Hoffnung für Verzweifelte“ von Hannah Ritchie, das perfekt zum Thema Zuversicht und Fortschritte passt. In ihrem Buch beschäftigt sich Ritchie mit den verschiedenen planetaren Krisen und zeigt auf, wie ernst die Lage wirklich ist, aber auch, welche Fortschritte wir bereits erzielt haben.
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