
Die Sabancı Universität in Istanbul ist Vorreiter im Bereich nachhaltiger Campusgestaltung in der Türkei. Die Hochschule verbindet Forschung und Lehre gezielt mit praktischen Maßnahmen zur Förderung der Klimaneutralität und ist Mitglied in zahlreichen internationalen Nachhaltigkeitsnetzwerken, darunter CDP Türkiye.
Bereits heute nutzt die Sabancı Universität Solarenergie zur Stromerzeugung auf dem Campus. Photovoltaikanlagen auf Gebäudedächern liefern grünen Strom und reduzieren den CO₂-Fußabdruck der Hochschule (Sabancı Üniversitesi, 2023). Geplant ist, diese Kapazitäten in den kommenden Jahren weiter auszubauen, um fossile Energiequellen zunehmend zu ersetzen.
Neben Solarenergie setzt die Universität auf geothermische Systeme zur energieeffizienten Klimatisierung der Gebäude. Diese Systeme sorgen für nachhaltige Heizung und Kühlung, senken den Energieverbrauch und reduzieren Treibhausgasemissionen.
Um die erzeugte Energie effizient zu nutzen, setzt die Sabancı Universität innovative Smart-Grid-Technologien ein. Dieses intelligente Stromnetz überwacht und steuert den Energieverbrauch auf dem Campus in Echtzeit. Dank automatisierter Sensoren und intelligenter Beleuchtungssysteme wird der Energieverbrauch laufend optimiert. Diese Technologien helfen, Lastspitzen zu vermeiden und den Gesamtenergieverbrauch deutlich zu reduzieren.
Nachhaltige Wassernutzung auf dem Campus

Eine Besonderheit des Sabancı-Campus ist die nachhaltige Wassernutzung. Ein ehemals ungenutzter Bereich wurde zu einem künstlichen See umgestaltet, der mit Regenwasser und aufbereitetem Abwasser gespeist wird. Der See dient als Wasserspeicher und deckt die Bewässerung der umfangreichen Grünflächen, selbst in extrem trockenen Sommermonaten. So spart die Universität wertvolles Trinkwasser ein.
Die Campus-Landschaft umfasst mittlerweile über 170.000 Pflanzen, darunter mehr als 100.000 neu gepflanzte Bäume, Sträucher und Blumen. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei die biologische Vielfalt: Mit über 1.000 Sakura-Bäumen beherbergt der Campus die größte Sakura-Plantage der Türkei.
Kooperation mit dem internationalen Netzwerk CDP Türkiye
Als Teil ihrer Nachhaltigkeitsstrategie kooperiert die Sabancı Universität mit CDP Türkiye, einem internationalen Netzwerk, das sich für transparente Berichterstattung von Unternehmen über Klima- und Umweltrisiken einsetzt. CDP sammelt Umweltdaten von Unternehmen weltweit und ermöglicht dadurch nachhaltigere Entscheidungen für Investoren und Regierungen. Die Universität fördert durch ihre Zusammenarbeit mit CDP Türkiye auch das Engagement türkischer Unternehmen für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz.
Mit vielfältigen Projekten, von Solarenergie und Smart-Grid-Systemen bis hin zu nachhaltigem Wasser- und Landschaftsmanagement, demonstriert die Sabancı Universität, wie Hochschulen zur Energiewende beitragen können. Die Frage bleibt jedoch: Werden auch andere Hochschulen diesem Vorbild folgen und eine Vorreiterrolle im globalen Klimaschutz einnehmen?
Quellen
Sabancı Üniversitesi. (2023). Sustainability Initiatives at Sabancı University. https://sustainability.sabanciuniv.edu
Sabancı Üniversitesi. (2023). Green Campus.https://www.sabanciuniv.edu/en/green-campus
Sabancı Üniversitesi. (2022). Renewable Energy Research at Sabancı University. https://www.sabanciuniv.edu/en/renewable-energy-research
Republic of Turkey Ministry of Energy and Natural Resources. (2023). Turkey’s Renewable Energy Strategy. https://www.enerji.gov.tr/en-US/Mainpage
Energie Atlas Türkei. (2022). Solarenergie und Nachhaltige Projekte in der Türkei. https://www.enerjiatlasi.com/solar/
EXPEED Consulting. (2023). Ziellandstudie Türkei: Marktanalyse für erneuerbare Energien. https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Publikationen/2008/Ziellandstudie_Türkei.pdf
CDP Türkiye. (2023). About CDP Türkiye. https://cdpturkey.sabanciuniv.edu/en/content/about-cdp
Energieeffizienz in historischen Gebäuden – Nachhaltige Modernisierung in der Türkei

Historische Gebäude bilden das Herzstück vieler Städte und sind wertvolle Zeugen vergangener Epochen. Allerdings sind diese Gebäude oft energetisch ineffizient und verursachen erhebliche Betriebskosten sowie hohe CO2-Emissionen. Die Herausforderung besteht darin, Energieeffizienz zu verbessern, ohne dabei den kulturellen und historischen Charakter zu gefährden.
In der Türkei sind historische Gebäude ein zentraler Bestandteil des kulturellen Erbes und repräsentieren einen erheblichen Teil des gesamten Gebäudebestandes. Laut dem Energy Efficiency Strategy Paper der türkischen Regierung zielt das Land darauf ab, bis zum Jahr 2023 den Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden um 20% zu reduzieren (Yilmaz & Ganic, 2015). Diese Ziele unterstreichen die Bedeutung energetischer Sanierungsmaßnahmen speziell im historischen Gebäudebestand.
Energetische Sanierungen historischer Gebäude
Energetische Sanierungen historischer Gebäude stehen oft vor architektonischen und kulturellen Einschränkungen, die Modernisierungen erschweren. In der Türkei machen Gebäude, die vor 1945 errichtet wurden, etwa 23% des Gebäudebestands aus und stellen somit ein großes Potenzial für Energieeinsparungen dar (Bayram, Ümmetoğlu, Yılmaz, Göksal Özbalta & Yıldız, 2020). Spezielle Lösungen, die den Charakter dieser Gebäude bewahren und gleichzeitig ihre Energieeffizienz erhöhen, sind daher dringend notwendig.
Das europäische Projekt EFFESUS
Das europäische Projekt EFFESUS bietet wertvolle Ansätze zur energetischen Modernisierung historischer Gebäude. Dieses Projekt untersucht spezifisch die Möglichkeiten, die Energieeffizienz historischer Viertel unter Berücksichtigung ihres historischen Werts zu steigern (EFFESUS, 2015). Im Rahmen des Projekts wurden innovative Lösungen entwickelt, darunter Aerogel-Dämmstoffe, reflektierende Beschichtungen und spezielle Fensterrenovierungen, welche den Energieverbrauch reduzieren, ohne das kulturelle Erscheinungsbild zu beeinträchtigen.
Ein konkretes Beispiel aus der Türkei ist das historische Ahmet Aga Mansion in Izmir, das im frühen 19. Jahrhundert erbaut wurde. Eine Simulation mit der Software BEP-TR und DesignBuilder ergab, dass erhebliche Einsparungen im Heizenergieverbrauch durch gezielte energetische Sanierungsmaßnahmen möglich sind (Bayram et al., 2020). Die Ergebnisse zeigen eine potenzielle Reduktion des Heizenergieverbrauchs um bis zu 27%, etwa durch die Dämmung der Dachkonstruktion.
Trotz des klaren Einsparpotenzials gibt es noch Barrieren für die Umsetzung energieeffizienter Renovierungen, wie beispielsweise technologische Herausforderungen, finanzielle Hürden und unzureichende rechtliche Rahmenbedingungen (Yilmaz & Ganic, 2015). Um diese Hindernisse zu überwinden, wurde das Projekt EFFESUS entwickelt, welches technologische Lösungen mit organisatorischen und politischen Ansätzen kombiniert.
Historische Gebäude mit großem Potenzial
Historische Gebäude bieten ein enormes, bislang wenig genutztes Potenzial für nachhaltige Entwicklung. Angesichts der ambitionierten Klimaziele und des reichen historischen Erbes der Türkei stellt sich nun die entscheidende Frage: Können wir es uns erlauben, dieses Potenzial nicht voll auszuschöpfen?
Quellen
Bayram, İ., Ümmetoğlu, F., Yılmaz, O., Göksal Özbalta, T., & Yıldız, Y. (2020). The Energy Efficiency Challenge for Turkish Historical Buildings. https://www.researchgate.net/publication/346977701_The_Energy_Efficiency_Challenge_for_Turkish_Historical_Buildings
EFFESUS Project. (2015). Energy Efficiency for EU Historic Districts‘ Sustainability. https://www.imw.fraunhofer.de/en/research/technology-transfer/innovation-acceptance/projects/completed-projects/effesus.html
Yılmaz, Z., & Ganiç, N. (2015). Energy efficient renovation approach in Turkey: Targets, barriers and practice. REHVA Journal, 52(6), 38-43. https://www.rehva.eu/rehva-journal/chapter/energy-efficient-renovation-approach-in-turkey-targets-barriers-and-practice
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